Die Wettkampfstätten waren für die Baumeister-Redaktion mit dem Nahverkehr erreichbar. Die Olympischen Spiele 1972 fanden vor der Haustür des Callwey-Verlags in München statt. Im Augustheft des Jahres widmeten sich die Redakteure dem Olympiagelände. Wir haben nachgeschlagen und werfen einen Blick zurück. Den zugehörigen Auszug aus der B8/72 finden Sie hier auch.
Olympiagelände München – im Klammergriff des Mittleren Rings
Paulhans Peters, langjähriger Chefredakteur des Baumeisters, war skeptisch was die Zukunft des Münchner Olympiageländes anbelangt. „Übrig werden bleiben“, unkte er im Augustheft des Jahres 1972, „der Schuttberg, die Wege zwischen Stadion und Hallen sowie die Parkplätze. Wird das der große Erholungspark für die Bevölkerung des Münchner Nordens sein? Wohl nicht. Die Bevölkerung wird auch weiterhin mit dem Auto sonntags die Salzburger Autobahn verstopfen helfen.“ So recht Peters in Bezug auf die Wochenend-Verkehrslage der BAB 8 hatte, so falsch hat er in Bezug auf den Olympiapark gelegen. 50 Jahre nach seiner Eröffnung ist der Park eines der beliebtesten Flanierreviere der Münchner. Und er ist seit den Olympischen Spielen 1972 ein Wahrzeichen der Stadt, das man auswärtigen Besucher stolz vorführt.
Allerdings legt der Baumeister schon 1972 den Finger in eine Wunde, die selbst heute nicht verheilt ist: Nach wie vor befindet sich der Olympiagelände im Klammergriff des Mittleren Ringes und weiterer vielspuriger Ausfallstraßen. Das unterscheidet ihn grundlegend, wie Paulhans Peters konstatierte, etwa vom Englischen Garten, „der in allen Zonen transparentTransparent: Transparent bezeichnet den Zustand von Materialien, die durchsichtig sind und das Durchdringen von Licht zulassen. Glas ist ein typisches Beispiel für transparente Materialien., durchlässig, geöffnet ist.“ Insofern ist der Olympiapark auch ein Kind seiner Zeit. Die „autogerechte Stadt“ ist ebenso wie die Ideen der CIAM-Moderne noch klar an der Olympiaplanung für die Spiele von 1972 ablesbar. Die gewaltigen Parkplatzflächen bilden noch heute ein Charakteristikum des Olympiageländes, wenn man es aus der Luft betrachtet.