12.03.2021

Öffentlich

Gletscher-Plattform für Gipfelerlebnis von noa*

Die neue Aussichtsplattform „Iceman Ötzi Peak“ am Schnalstaler Gletscher, entworfen vom Bozener Studio noa* (network of architecture), schwebt wie eine Skulptur am Berg und bietet ein fantastisches Panorama auf das alpine Südtirol.

Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz

 

Seit vergangenem Spätsommer gibt es am Schnalstaler Gletscher in Südtirol auf 3.251 Metern eine spektakuläre Aussichtsplattform, entworfen vom Bozener Büro noa* (network of architecture) im Auftrag der Schnalstaler Gletscherbahn AG. Benannt ist sie nach Ötzi, dem „Mann aus dem Eis“. Die Plattform schwebt wie eine Skulptur am Berg und bietet ein fantastisches Panorama auf das alpine Südtirol – einen Ausblick, wie ihn schon der berühmte Steinzeitmann vor 5.300 Jahren hatte.

Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz

Blick auf Ötzi

 

In seine Planung bezog noa* das bestehende Gipfelkreuz mit ein. Der Entwurf besticht durch eine klare Formensprache sowie eine reduzierte Materialwahl aus Corten-Stahl und Glas. Die beinahe schwebende, achtzig Quadratmeter große Konstruktion ist organisch geformt und besteht aus einem Gitterrost mit schlanken Querträgern. Gesäumt wird die skulpturale Intervention von vertikalen Lamellen, die an die Steinlandschaft der dortigen Geröllfelder erinnern.

Highlight ist die Kabine mit einem Aussichtssteg aus Ganzglasgeländer. Die Auskragung über dem Nichts spielt hier mit sinnlichen Wahrnehmungen wie Unendlichkeit oder den überwältigenden Eindrücken der Naturbetrachtung – fungiert aber gleichzeitig als Bildrahmen. Denn sie lenkt den Blick auf den Fundort des Ötzi: Man schaut direkt auf das Schneefeld des Similaun, an dessen Fuß 1991 das Nürnberger Ehepaar Simons die Gletschermumie fand. Während dort oben die unmittelbare Umgebung des Mannes aus dem Eis erfahrbar ist, erzählt unten im Tal das archäologische Freilichtmuseum archeoParc, wie er gelebt hat.

Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz

Vom höchsten Hotel Europas zur Schafweide

 

Der Weg zur Aussichtsplattform auf 3.251 Meter Meereshöhe beginnt in Kurzras, dem höchstem Ort im Schnalstal. Mit der Gletscherbahn geht es auf 3.212 Meter. Dort liegt die Bergstation und das Glacier Hotel Grawand – das höchste Hotel Europas. Von hier aus ist die Plattform sicher und bequem zu Fuß zu erreichen: in zehn Minuten über eine Treppe (mit Handlauf).

Oben angekommen kann man den Hochjochferner und die Wasserscheide entdecken, die gleichsam die Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien bildet: einmal fließt das Wasser von hier oben ins Schwarze Meer, einmal in die Adria. Auszumachen ist hier auch der Weg der Transhumanz, Teil des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Es handelt sich dabei um den Übertrieb der Schafe auf die Sommerweiden: Jedes Jahr ziehen Hirten Mitte Juni mit 3.000 bis 4.000 Schafen mehr als vierzig Kilometer über den Gletscher bis ins Nordtiroler Ötztal.

Ostansicht © noa*
Nordansicht © noa*
Westansicht © noa*
Grundriss © noa*
Schnitt © noa*
Lageplan © noa*

Iceman Ötzi Peak

 

Iceman Ötzi Peak im Video

Iceman Ötzi Peak
Bergstation Grawand
I-39020 Kurzras/Schnals

Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz

Über das Büro noa*

 

Lust auf einen weiteren Panoramablick? Entdecken Sie die höchstgelegene Schutzhütte der Zillertaler Alpen, die Schwarzensteinhütte von den Architekten Helmut Stifter und Angelika Bachmann.

 

Gegründet wurde noa* 2011 von Lukas Rungger (geb. 1977) und Stefan Rier (geb. 1979) mit Hauptsitz in Bozen und einer Dependance in Berlin. Das junge Architektur- und Designstudio steht für kollaborativen Arbeitsethik und setzt auf eine interdisziplinäre Entwurfsmethodik. Kreative Teams werden zeitlich variabel zusammengestellt. „Der klassische Architektenberuf wandelt sich, er wird als methodologische Konsequenz ersetzt durch interdisziplinäre Kreative aus diversen gestalterischen Sparten: wir empfinden uns mehr und mehr als Dirigenten, die ein Orchester konzertieren“, erklärt Lukas Rungger. noa* dient als architektonisches Raumlabor: Durch ausgewählte Spezialisten im Team und im Netzwerk wird auf diese Weise das konventionelle Entwerfen komplexer, intensiver und reichhaltiger. „Vor nunmehr zehn Jahren haben wir uns in Bozen niedergelassen und noa* gegründet, ganz bewusst als ‚Netzwerk‘ konzipiert, weil dies den Geist unserer Arbeit, die Art wie wir denken, fühlen und handeln, nachhaltig reflektiert“, so noa*-Mitbegründer Stefan Rier. Kennengelernt haben sich die beiden während ihres Arbeitsaufenthalts beim Architekten und Designer Matteo Thun in Mailand, wo sie als Projektverantwortliche an einer Reihe von Projekten im Bereich Tourismus, modernes Wohnen und zeitgemäße Arbeitswelten beteiligt waren.

Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz
Foto: Alex Filz

Lukas Rungger

 

Lukas Rungger graduierte in Architektur an der Technischen Universität Graz und arbeitete nach einem Studienaufenthalt am ISACF Brüssel zuerst in Graz mit Prof. Hans Gangoly, später dann in London mit Softroom und schließlich in Mailand mit Matteo Thun. Nach seinem Diplom in Brooklyn und dem Staatsexamen an der IUAV Venedig beschäftigte sich Lukas Rungger im Besonderen mit städtebaulichen Projekten, nachhaltigem Wohnbau, der Planung von Hotels sowie Innenarchitekturen von Shops, Bars und Restaurants.

Stefan Rier

Stefan Rier diplomierte in Interior Design am Centro Studi „Andrea Palladio“ Verona und in Architektur an der Technischen Universität Ferrara. Nach einem Studiennaufenthalt in Innsbruck arbeitete er zuerst als Architekt und Projektleiter mit Arch. Demetz, später dann in Bergamo mit Prof. Massimiliano Mandarini und schliesslich in Mailand mit Matteo Thun. Stefan Rier absolvierte sein Staatsexamen an der Universität von Genua, und arbeitete schwerpunktmässig an nachhaltigen Projekten im Büro- und Hotelbausektor sowie Landschaftsgestaltung, Möbel- und Produktdesign.

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