09.09.2014

Gewerbe

Ideen für ein neues Arbeiten

In der Welt da draußen tobt der “war for talents”. Zumindest lesen wir das oft. Klar ist aber: Wollen sich Unternehmen als attraktive Arbeitgeber positionieren, spielen die Umgebungsbedingungen am Arbeitsplatz eine entscheidende Rolle. Dies zeigen auch erste Ergebnisse des Studien-Projektes „Oxygenz“ des Automobilzulieferers Johnson Controls: Die befragten 18- bis 25-Jährigen bewerteten die Faktoren „Ambiance & Atmosphere“ sowie „Workspace around me“ als entscheidend für Kreativität und Produktivität. Architekt Michael Schings erläutert, welche Möglichkeiten es gibt, das Arbeitsumfeld im Rahmen von Neu-, aber auch Umbaukonzepten optimal zu gestalten.

Herr Schings, worauf müssen gewerbliche Bauherren achten, wenn sie im Rahmen von Neu- oder Umbauprojekten bei den Beschäftigten für eine Wohlfühlatmosphäre am Arbeitsplatz sorgen wollen?

Der entscheidende Faktor für eine hohe Leistungsfähigkeit und Produktivität ist das physikalische Arbeitsklima, das sich im Wesentlichen an den Parametern Lufttemperatur, -feuchte, -geschwindigkeit und Wärmestrahlung im Raum festmachen lässt.

Bedeutet das letztlich, die Bauherren müssen auf teure Klimatechnik zurückgreifen, um die Räume entsprechend präzise klimatisieren zu können?

Ganz und gar nicht. Es gibt heute einige Alternativen zu konventioneller Klimatechnik, die – wenn sie bereits im Rahmen einer vorausschauenden Vorplanung berücksichtigt werden – vergleichsweise kostengünstig sind und sich innerhalb kürzester Zeit amortisieren, weil sie gleichzeitig die Energieeffizienz des Gebäudes erhöhen. So ist bei der Gebäudekonstruktion beispielsweise generell auf optimierte Dämmwerte der Gebäudehüllen zu achten, wobei gleichzeitig Faktoren wie der Wärmeschutz im Sommer berücksichtigt werden müssen. Massive Bauteile heizen sich bei Sonneneinstrahlung deutlich langsamer auf, speichern die Wärme deutlich länger und geben sie zeitversetzt wieder ab. Darüber hinaus gibt es noch einer Reihe weiterer Maßnahmen, um die raumklimatischen Bedingungen ohne Lüftungs- oder Klimaanlage und ohne großen Kostenaufwand zu optimieren. Dazu gehören etwa äußere Sonnenschutzanlagen, eine natürliche Verschattung oder Pflanzen in den Räumen.

Was ist bei bestehenden Objekten mit Klimaanlage oder wenn der Bauherr nicht auf diese Form der Klimatisierung verzichten will?

Wenn klimatisiert wird, dann sollte das auch richtig gemacht werden: Man muss darauf achten, dass die Temperaturdifferenz zur Außentemperatur nicht zu hoch ist und es möglichst keinen spürbaren Luftzug gibt. Nur so kann vermieden werden, dass Mitarbeiter durch große Temperaturunterschiede oder Zugerscheinungen erkranken und ausfallen. Für welche Maßnahmen sich der Bauherr auch entscheidet, ganz wichtig ist, dass Gebäudehülle und haustechnische Anlagen zu einem stimmigen Gesamtkonzept abgestimmt und nicht wahllos einzelne Komponenten zusammengewürfelt werden.

Wie sieht es mit weiteren Aspekten wie dem Schallschutz oder der Beleuchtungssituation am Arbeitsplatz aus?

Bei bisherigen Projekten haben wir die Frage des Schallschutzes beispielsweise in Aufenthaltsräumen oder Großraumbüros über entsprechende Akustikdecken und eine schallabsorbierende Inneneinrichtung gelöst. Außerdem achten wir auf eine optimale Tageslichtausnutzung, möglichst ohne direkte Sonneneinstrahlung, die die Räume hell und freundlich macht. Neben elektrischem Licht mit unterschiedlichsten Funktionen verwenden wir hier bei Bedarf auch Spiegel- oder Lichtleitsysteme und achten besonders an Bildschirmarbeitsplätzen auf Blendfreiheit.

Gibt es darüber hinaus weitere „bauliche“ Möglichkeiten, eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen?

Die gibt es natürlich. Auch jenseits des konkreten Arbeitsplatzes mit im Idealfall optimalem physikalischem Arbeitsklima sowie bestmöglicher Einrichtung und Technisierung können Neu- und Umbauprojekte dazu genutzt werden, für die Mitarbeiter Räume – beispielsweise zur Erholung – zu schaffen, die ein Unternehmen besonders angenehm und attraktiv erscheinen lassen.

Bilder: USM Möbelbausysteme

 

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