08.07.2023

Öffentlich

Neue Elbbrücke von sbp und gmp

Hamburg
sbp, gmp & WTM, Visualisierung: moka-studio

Die neue Elbbrücke in Hamburg wird von den Architekturbüros schlaich bergermann partner (sbp), Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) und dem Ingenieurbüro WTM Engineers realisiert. Sie haben einen umfangreichen Auftrag zur Verlängerung der U-Bahnlinie 4 Richtung des neuen Hamburger Stadtteils Grasbrook gewonnen. Besonderer Leckerbissen: die Carbonhänger der Brücke.

Der gemeinsame Entwurf von sbp, gmp und WTM konnte sich in einem zweistufigen Wettbewerb gegen insgesamt sieben andere Einreichungen der internationalen Konkurrenz durchsetzen. Mit der Verlängerung der Linie U4 schließt Hamburg den sich in der Entwicklung befindlichen Stadtteil Grasbrook an das öffentliche Verkehrsnetz an. Zunächst wird die Haltestelle „Moldauhafen“ am Südufer der Norderelbe die vorläufige Endstation der Linie 4 bilden. Eine Erweiterung der U4 nach Wilhelmsburg ist aber bereits geplant.

sbp, gmp & WTM, Visualisierung: moka-studio

Neue Elbbrücke mit innovativer Materialität

Über 300 Meter wird sich die neue Brücke über die Elbe spannen. Auch der Fuß- und Fahrradverkehr soll sie künftig zur Überquerung des Flusses nutzen können. Ihre luftig-leichte Konstruktion macht sich dabei eine materielle Innovation zunutze. Bisher nicht gerade häufig im Brückenbau anzutreffen, ermöglichen die sich kreuzenden Brückenhänger aus Carbon erst den filigranen Aufbau der geplanten Brücke. Die aus kohlefaserverstärktem Kunststoff gefertigten Hänger sind im Vergleich zu herkömmlichen Stahlseilen wesentlich zugfester und können dadurch filigraner ausgeführt werden. Damit eröffnen die Carbonhänger einerseits neue ästhetische Gestaltungsmöglichkeiten. Sie bringen aber noch weitere Vorteile: Im Gegensatz zu konventionell eingesetzten Zuggliedern aus Stahl, die bei wiederholten, durch Belastung ausgelösten Verformungen selbst unterhalb der Streckgrenze allmählich ermüden, rissig werden und ausfallen können, nehmen carbonverstärkte Bauteile selbst andauernde Wechsellasten klaglos hin. Sie sind also dauerschwingfest. Auch die Durchbiegung der Brücke während der Überfahrt eines Fahrzeuges fällt dank der Brückenhänger aus Carbon geringer aus, als bei herkömmlichen Brücken. Das ist besonders vorteilhaft bei einer Eisenbahnbrücke wie der nach Grasbrook. Schienenfahrzeuge reagieren empfindlich auf die Verformung des Untergrunds, die Entgleisungsgefahr steigt.

sbp, gmp & WTM, Visualisierung: moka-studio

Filigran, minimalistisch und doch markant

Für schlaich bergermann partner ist die neue Brücke in Hamburg nicht der erste Anwendungsfall für die noch fast als exotisch zu bezeichnenden Carbonhänger. Deren Premiere fand im Jahr 2020 in Stuttgart statt. Damals baute das Büro die erste vollständig an Hängeseilen aus kohlefaserverstärktem Kunststoff aufgehängte Brücke. Franz-Josef Höing ist jedenfalls glücklich mit den Plänen von sbp, gmp und WTM. Der Entwurf für die neue Elbbrücke sei „filigran, minimalistisch und doch markant“, befand der Oberbaudirektor Hamburgs.


Aktivitätsband unter dem Viadukt

Neben der Elbbrücke für die Linie U4 beinhaltet das Projekt in der Hamburger HafenCity auch ein aufgeständertes Viadukt und die neue Haltestation. Das Viadukt führt die U-Bahn auf durch stählerne, V-förmige Stützen getragene Gleise in die neu zu bauende U-Bahnstation Moldauhafen. Unter ihm entsteht ein öffentlicher Raum, die verantwortlichen Architekturbüros sprechen von einem Aktivitätsband, der vielfältig genutzt werden kann. Der Übergang von Viadukt zu Haltestelle ist nahtlos. Die Haltestation Moldauhafen wird die erste Haltestelle der Hamburger Hochbahn sein, die sich vollständig über einem Hafenbecken befindet. Sie schwebt gleichermaßen über ihm. Zur Nachhaltigkeit des Gebäudes trägt die semitransparente Photovoltaikfassade bei. Dabei ist die Konzentration der Solarzellen abgestuft, auf dem Dach in dichterer Verteilung, an den seitlichen Bereichen weniger dicht. So entsteht eine laterale Transparenz im Gebäude, die spektakuläre Ausblicke über das Hafenbecken erlaubt. Gleichzeitig wird dadurch das Blendpotenzial durch von oben eintreffendes Licht reduziert.

sbp, gmp & WTM, Visualisierung: moka-studio

Neue Elbbrücke soll bis Anfang 2030 fertiggestellt sein

Das gesamte zu bauende Infrastrukturbauwerk erstreckt sich über eine Länge von etwa 1.000 Metern und wird dabei rund 6.000 Anwohner und mehr als 15.000 Pendler im neuen Stadtteil Grasbrook an das Hamburger ÖPNV-Netz anschließen. Anfang der 2030er-Jahre sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein.

Apropos Elbe: Bis zum Jahr 2025 soll in Hamburg mit einer Höhe von 245 Meter hier der drittgrößte Wolkenkratzer Deutschlands entstehen. Warum Kritiker das Projekt von Chipperfield als „ökologische Katastrophe“ und „städtebauliches Monster“ bezeichnen, lesen Sie hier: Elbtower Hamburg.

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