Der Ehrengast: Armando Ruinelli
Seit 1. Oktober 2018 kann man jetzt auch an der TH Rosenheim Architektur studieren. Mit einer kleinen Feierstunde zelebrierte die Hochschule am 29. Januar ihren neuen Studiengang. Die ZulassungZulassung – Eine behördliche Genehmigung für den Einsatz eines Produkts oder einer Technologie in einem bestimmten Bereich. war hart und zäh umkämpft, wie man erfuhr: Fünf Jahre haben Politik und Hochschule darauf hingewirkt, bis endlich Horst Seehofer persönlich die Genehmigung erteilte. Die ersten Architekturstudenten sind nun da. Sie können ab jetzt die Kompetenz der Hochschule nutzen und vor allem das Bauen mit HolzHolz: Ein natürlicher Werkstoff, der zur Herstellung von Schalungen und Gerüsten genutzt werden kann. Es wird oft für Bauvorhaben im Bereich des Holzbaus verwendet., mit biogenen Werkstoffen, das nachhaltige, energieeffiziente Bauen und den Leicht- und Modulbau als Schwerpunkt vertiefen.
Als Ehrengast zur Feierstunde hatte man den Schweizer Architekten Armando Ruinelli zu einem Vortrag geladen. Er lebt und arbeitet im 100-Seelen-Dorf Soglio im Bergell und begeisterte die Zuhörer mit seiner Liebe zum Material, zum Handwerk und seiner Sorgfalt, um bei den teilweise sehr kleinen Projekten im Schweizer Bergell die richtige Oberfläche, das richtige Element, den richtigen Ausdruck zu finden: raue Wände aus Stampfbeton etwa oder ein samtweicher, geschliffener Mörtelboden mit Marmorzusatz, der mit Seife behandelt so zart wie ein Kinderpopo sei. „Ich mag PatinaPatina bezeichnet die natürliche Alterung und Veränderung von Materialien und Oberflächen im Laufe der Zeit. Bei Gebäuden können beispielsweise Fassaden oder Dächer aufgrund von Umwelteinflüssen wie Regen, Sonne oder Staub eine charakteristische Patina ausbilden, die das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt.“, sagte er über einen Fensterladenist eine Abdeckung, die über dem Fenster angebracht wird, um vor Sonnenlicht, Regen und Wind zu schützen. Fensterläden können in verschiedenen Materialien hergestellt werden, wie zum Beispiel Holz oder Metall. aus Blech, der leicht rosten soll – „aber nicht zu viel!“ Oder über seine Holzfassaden, die im Norden silber, auf der Wetterseite schwarz und auf der Sonnenseite braun verbrannt sind. Er inventarisiere den Ort, um ihn zu verstehen, meinte er – nach dem Vorbild Aldo Rossis. Und stellt sich dann die entscheidende Frage: „Wie baue ich weiter?“
Ruinelli erzählte auch, er wäre Autodidakt, was in der Schweiz möglich ist. Meinte aber dazu, er habe ziemlich gewundene Wege in seinem Berufsleben gehen müssen, um dazuzulernen. Daher empfahl er den zahlreich anwesenden Studenten doch ein ordentliches Studium.
Der Wunsch nach Interdisziplinarität
Es wäre den Rosenheimern zu wünschen, dass sie – auch im Hinblick auf das Jubiläumsjahr des Bauhauses – sich vor allem auf die Vorzüge einer interdisziplinären Zusammenarbeit besinnen. Also sowohl mit Innenarchitektur und Design als auch den Ingenieuren, Gesundheits- und Sozialwissenschaftlern in ihrem Haus kooperieren.
Mehr Infos unter www.th-rosenheim.de
Foto: Vorlesung Armando Ruinelli/Technische Hochschule Rosenheim