Eigentlich gibt es LEDLED: LEDs (Light Emitting Diodes) sind elektronische Lichtquellen, die auf Halbleitermaterialien basieren. Sie sind besonders energieeffizient und haben eine lange Lebensdauer. schon seit 1907. Wirklich „neu“ hört sich das nicht an – und trotzdem scheinen die „lichtemittierenden Diode“ der unübersehbare Trend im Leuchtendesign zu sein. Den Eindruck bekam man zumindest auf der light & building in Frankfurt: LED beherrschte da die Produktpalette sämtlicher Hersteller.
Klar. Die „Großen“ wie Philips, Osram oder Zumtobel stecken nicht mehr in den LED-Kinderschuhen. Sie arbeiten an der Technik LED schon seit etwa zehn Jahren – von daher gesehen also, zugegeben, nichts Neues. Was aber neu ist: Die Jungdesigner ziehen jetzt auch nach. Viele davon präsentierten auf der Lichtmesse ausschließlich ihre LED-Entwicklungen. Herkömmliche Leuchtmittel waren sozusagen unerwünscht obwohl sie meistens doch noch im Sortiment, außerhalb der Messe, vertreten sind.
Unerwünscht ist wahrscheinlich auch das richtige Wort für die gute alte Glühbirne – zumindest von Seiten der EU. Natürlich „verbietet“ die EU die nicht-umgangssprachlich genannte Glühlampe nicht. Sie schreibt nur vor, welche Kriterien ein Leuchtmittel in Sachen NachhaltigkeitNachhaltigkeit: die Fähigkeit, natürliche Ressourcen so zu nutzen, dass sie langfristig erhalten bleiben und keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben. Nachhaltigkeit in der Architektur – Gebäude, die die Umwelt schützen und gleichzeitig Ästhetik und Funktionalität bieten Nachhaltigkeit und Architektur sind zwei Begriffe, die heute mehr denn je miteinander verbunden… zu erfüllen hat – und die Glühbirne erfüllt sie eben nicht. Oder zumindest wird sie nicht so hergestellt, dass sie lange genug lebt um als „nachhaltig“ zu gelten. So oder so: Viele Hersteller und Otto Normal-Lichtverbraucher vermissen das immer gleiche und warme LichtLicht: Licht bezeichnet elektromagnetische Strahlung im sichtbaren Bereich des Spektrums. In der Architektur wird Licht zur Beleuchtung von Räumen oder als Gestaltungselement eingesetzt. der Glühbirne.
Und warum dauerte es jetzt nochmal so lange, immerhin von 1907 bis 2014, bis jemand zur Messe nach Frankfurt fährt, und den „Trend“ LED aufspürt? Weil es vom ersten Experiment bis zum heutigen Stand der Technik ein weiter Weg war. Nach Henry Joseph Rounds physikalischem Fund, dass aus anorganischen Stoffen mit elektrischer Spannung Licht entsteht, passiertenämlich lange nichts. Lange heißt 50 Jahre. Bis zu den 1960- und 70ern stand LED nämlich eher für geringe LichtleistungLichtleistung: Die Lichtleistung ist die Gesamtheit der von einer Lichtquelle abgegebenen Lichtenergie und wird in Lumen (lm) gemessen. und wenig Farbauswahl – und für hohe Preise. Erst höhere Produktionszahlen konnten diese dann senken. Bis vor einigen Jahren ging es hauptsächlich um die Entwicklungen in der Technik. So richtig einsatzfähig für die Architektur – weil neue Designs möglich wurden – war LED erst 2003. Ablesbar ist das an zum Beispiel an diversen Designpreisen, die sich um diese Zeit im LED-Design-Bereich häufen. Ja, und heute? Heute steht Qualität bei LED für gleichmäßiges Licht – jede Einheit sollte schließlich gleich leuchten – und für eine Weiterentwicklung bis hin zu Steuersystemen über iPads.
Die Vorteile von LED sind also nicht zu übersehen. Das Hauptargument bleibt wahrscheinlich der 80 Prozent geringere EnergieverbrauchEnergieverbrauch: Dieses Fachmagazin beschäftigt sich mit dem Energieverbrauch von Gebäuden und Infrastrukturen. Es untersucht die verschiedenen Faktoren, die den Energieverbrauch beeinflussen, und die Möglichkeiten der Reduzierung des Energieverbrauchs. gegenüber der Glühbirne. Die LeistungLeistung – Energie pro Zeiteinheit, die von einer Maschine oder Anlage erzeugt wird. einer LED-Leuchte liegt bei etwa 50.000 Stunden. Das ist viel. In einem Supermarkt rückt so eine LeuchteEine Leuchte ist ein Beleuchtungssystem, das aus Lichtquelle und Gehäuse besteht und zur Beleuchtung von Räumen und Objekten eingesetzt wird. das Gemüse und das Fleisch satte zehn Jahre ins rechte Licht. Im privaten Bereich läuft die Lebensdauer dementsprechend noch viel länger. Allerdings: Wenn die Technik versagt, muss man das ganze System ersetzen. Aber selbst dagegen gibt es schon „Mittel“: zum Beispiel, nennen wir sie mal so, die LED-Glühbirne. Innen LED-Techik, außen Kolben; zum rein- und rausschrauben, wie früher.
Und was sagt jetzt eigentlich die Glühbirne selbst zu den ganzen Entwicklungen? In einer essayistischen Hommage an die Glühbirne, die der Designer Ben Wirth in Frankfurt verteilte, lässt er die Glühbirne sprechen. Und sie fordert ihren Weiterentwickler Thomas Alva Edison auf: „Dottore…schließen Sie mich sofort an den Stromkreis an!“ Am Ende der Geschichte folgt Dottore der Aufforderung. Er schließt die Glühbirne an. Sie strahlt – und sagt: „Ich leuchte also bin ich!“ Fragt sich nur, wie lange noch.
In Kooperation mit lightlive
Fotos v.o.n.u.: Eloise von Nimbus; Forc On von Nimbus; Axon von Zumtobel; Sequence von Zumtobel; LEDed B von benwirth licht, Foto Andreas Reiter; Incredible Bulb von benwirth licht, Foto Robert Pupeter; Gras von dcw.éditions