08.02.2016

Öffentlich

Krach um Dortmunds “Raum der Stille”

Alexander Gutzmer

Es ist ein kultureller Häuserkampf der besonderen Art: Die Universität Dortmund hatte sich einen Raum der Stille gegeben. Den hatten moslemische Studierende zu einer Art moslemischen Gebetsraum umfunktioniert. Das ärgerte weibliche Studierende – und auch die Uni. Das Ergebnis: Der Raum der Stille wird zugesperrt.

Eine knifflige Entscheidung. Damit wird ein Stück Religionsausübung unterbunden. Ist das antimuslimisch? Ich meine: nein. Denn die Motivation für die Universitätsleitung ist ja eine andere. Der Raum war nicht als exklusiv moslemisches – und damit eben auch exklusiv männliches – Gebetszimmer ausgelegt. Insofern muss man als Hochschule seine Umdeutung in ein solches nicht unterstützen. Zu überdenken wäre aber natürlich, einen – gerne auch moslemischen – Gebetsraum anderswo zu schaffen.

Grundsätzlich verweist dieser Fall aber auch auf eine Grundproblematik des momentanen Aufeinanderprallens unterschiedlicher religiöser Konzepte. Religion hat immer auch eine raumbezogene Komponente. Unsere Stadträume waren bisher vor allem christlich geprägt. Mit dem Zuzug vieler Muslime – wie auch immer man zu diesem stehen mag – ändert sich das. Damit wird der urbane Raum zum Konfliktfeld für unterschiedliche Glaubensmodelle. Wir werden dies städtebaulich mitdenken – und verhandeln müssen. Das wird nicht konfliktfrei verlaufen. Es wird immer wieder auch zu architektonischen Streitfragen kommen. Und dabei werden Fragen der Religionsfreiheit mit Grundideen der freien und gleichberechtigten Bewegung aller Bürger im Stadtraum kollidieren. Ich glaube, wir werden im Zweifel klar artikulieren müssen: Unsere Städte sind für alle da. Und zwar überall.

Scroll to Top