Die Block Research Group an der ETH Zürich ist an mehreren Projekten beteiligt, die sich mit der nachhaltigen Verwendung lokaler Baustoffe beschäftigt. Ihre Forschung bezieht sowohl handelsübliche Materialien ein, als auch Dinge, die gemeinhin für Abfall gehalten werden.
Die Block Research Group (BRG) an der ETH Zürich unter der Leitung von Philippe Block und Tom Van Mele beschäftigt sich mit Konstruktionen, die dem Kräfteverlauf folgen und allein durch das Wirken von Druckkräften stabil stehen. Ihr Ziel: Materialien in Betracht zu ziehen, die bis dahin wegen zu geringer Zug- oder Biegebelastbarkeit ausgeschieden sind. Materialverschwendende Konstruktionsformen können vermieden werden, indem die Schwächen eines Materials durch strategische Anordnung und eine geeignete Geometrie und Entwurfsform sich in Stärken verwandeln. Die von den Forschern der BRG entworfenen neuen Formen orientieren sich stärker an den Eigenschaften der Materialien.
Die Projekte der BRG konzentrieren sich auf vier Materialkategorien, die allesamt über eine sehr geringe BiegezugfestigkeitBiegezugfestigkeit: Die Biegezugfestigkeit beschreibt die maximale Belastung, die ein Bauteil aushalten kann, bevor es zu brechen beginnt. verfügen:
1. traditionelle Materialien wie BacksteinBackstein: Backstein ist ein Baustoff, der durch das Brennen von Ton hergestellt wird. Er wird oft für die Errichtung von Mauerwerk und Fassaden verwendet und ist bekannt für seine Widerstandsfähigkeit und Ästhetik. oder Stein
2. einfache, vor Ort hergestellte Materialien wie erdgepresste ZiegelZiegel: Der Ziegel ist ein massives Baumaterial, das aus Ton oder Lehm gebrannt wird. Es gibt verschiedene Arten von Ziegeln, die jeweils für unterschiedliche Zwecke verwendet werden.
3. wiederverwendbare oder erneuerbare Materialien, zum Beispiel aus Abfällen hergestellte Ziegel, oder Materialien, die sich züchten oder anbauen lassen
4. bedarfsabhängig produzierte Materialien für Herstellungsverfahren wie das 3D-Drucken mit Sand
Zwei Beispiele
Zusammen mit Ochsendorf DeJong & Block und der Escobedo Group wurde das Armadillo-Gewölbe (Abb. 1) für die Architektur-Biennale 2016 in Venedig entworfen und realisiert. Es besteht aus 399 einzeln maschinell zugeschnittenen Steinen und wird nur durch Kompressionskräfte zusammengehalten. Es kommt ohne MörtelMörtel: Mörtel ist ein Gemisch aus Sand, Wasser, Zement und gegebenenfalls weiteren Zusatzstoffen. Er dient als Verbindungsmaterial beim Mauerwerksbau und sorgt für eine stabile und dauerhafte Verbindung der Steine oder Ziegel., Kleber oder BewehrungDas ist der Fachbegriff für den Einsatz von Stahlstäben zur Verstärkung von Beton- oder Mauerwerkskonstruktionen. aus.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das Droneport-Projekt in Ruanda (Abb. 2), an dem die Norman Foster Foundation in Kooperation mit der BRG und Ochsendorf DeJong & Block arbeitet. Hier werden Baukaustensysteme inklusive Anleitung für die Errichtung von so genannten Droneports in unzugänglichen Gegenden bereitgestellt. Die Tragstrukturen sind so entworfen, dass sie durch Druckkraft aufrecht stehen und gleichzeitig ausreichend doppelt gekrümmt sind, um selbsttragend zu sein. Der Droneport kann durch Arbeiter der jeweiligen Gemeinde und mit Hilfe von vor Ort verfügbaren Materialien wie etwa ungebrannten Erdziegeln errichtet werden.
Mehr Beispiele und Informationen finden Sie in B4/17