13.05.2015

Öffentlich

Ins Wasser getaucht

Eine Brücke die durch das Wasser führt? Die „Moses-Bridge“ von RO&AD Architekten vollbringt zwar keine Wunder, teilt aber auf wesentlich amüsantere Weise das Wasser, als der Prophet aus der Bibel.

Ab 1628 bot die West-Brabantische Wasserlinie Schutz gegen Feinde aus dem Süden. Das Forts de Roovere in der niederländischen Gemeinde von Halsteren war bis zum 19. Jahrhundert ein wichtiger Bestandteil dieser Festungslinie. Ohne die konkrete Bedrohung eines Angriffs verfiel der Komplex nach und nach, bis sich die Stadt dafür entschied, sie als Wander- und Fahrradroute zu nutzen.

RO&AD Architekten aus den Niederlanden wurde die nicht ganz einfache Aufgabe zuteil, eine passende Lösung für die Überwindung des Grabens zu finden. Die Vorstellung, eine Brücke über einen Graben zu bauen, der früher Feinde abhalten sollte, erschien den Architekten als Widerspruch. Deshalb ließen sie die Brücke einfach verschwinden.

Die von den Architekten gefundene Lösung erscheint zunächst reichlich ungewöhnlich, erfüllt aber bei genauem Hinsehen alle Anforderung: Die Brücke wurde bis zum Handlauf im Wasser versenkt – das Wasser steht den Besuchern also sprichwörtlich bis zum Hals, nur die Köpfe ragen heraus.

Der Wasserpegel wird durch Überlaufgräben kontrolliert. Aus diesem Grund bleibt er jederzeit gleich hoch und ermöglicht eine ständige Benutzbarkeit der Brücke. Bei der Konstruktion handelt es sich um Spundwände aus wasserdichtem Holz, die dem Wasserdruck standhalten können.

Die Brücke fügt sich  gekonnt in die Landschaft ein, indem sie der Böschungslinie und dem Wasserspiegel folgt. So ist am Fort de Roovere ein kleines Kunstwerk entstanden. Sie macht die Festung für die Besucher zugänglich, ohne den Charakter der militärischen Anlage zu verleugnen. Wenn also heute eine feindliche Armee in Halsteren anrückt, erscheint das Fort genauso uneinnehmbar wie damals – wenigstens aus der Ferne.

Mehr zum Thema „Brücken“ gibt es im Baumeister 4/2015

Scroll to Top