Zum Jubiläum des Münchner Straßenmagazins „BISS“ hat das britische Künstlerpaar Studio Morison auf dem Wittelsbacherplatz in München eine großformatige Skulptur errichtet. Baumeister sprach mit Caroline Fuchs, der Kuratorin der Installation “I will be with you, whatever”, über die Zusammenarbeit und die Entstehung der Installation.
BAUMEISTER: Frau Fuchs,wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen der Münchner Straßenzeitung „BISS – Bürger in sozialen Schwierigkeiten“ und den Künstlern Studio Morison?
CAROLINE FUCHS: Als Kuratorin des Biss-Jubiläums habe ich den Zeitschriften Initiatoren fünf Künstler vorgeschlagen, die für dieses Projekt in Frage gekommen wären. Wir haben uns dann für Studio Morison entschieden, weil wir ihren Ansatz, mit Skulpturen auf die Nutzung des öffentlichen Raumes einzuwirken, überzeugend fanden.
War der zentrale Standort dafür von Anfang an vorgegeben?
Ivan Morison hat sich bei einem Besuch in München selbst für den Wittelsbacherplatz ausgesprochen. Für unser Projekt war er ideal, weil er relativ geschützt und abgeschlossen ist und damit eine gute Bühne bildet. Zugleich handelt es sich hier um einen Platz, der trotz seiner Lage und repräsentativen Gestaltung kaum genutzt wird. Hier wollten wir ansetzen.
Mit welchem Ziel?
Im Zentrum stand die Frage, wie man den öffentlichen Raum mit künstlerischen Mitteln so gestalten kann, dass er zur Nutzung einlädt. Hier soll es zwischen allen Teilen der Gesellschaft zu Begegnungen kommen. Auch wenn die Skulptur in ihrer Umgebung einen scharfen Kontrast setzt, verfolgt sie also einen integrativen Zweck. Das ist ein Konzept, das vielen Arbeiten von Studio Morison zu Grunde liegt.
Gibt es historische Vorbilder für eine solche Form der Platzgestaltung?
Die Skulptur ist an vier Seiten offen und lädt zum Verweilen ein. Damit erinnert sie an einen Pavillon, wie es sie früher oft in Parks und an öffentlichen Plätzen gab. Das waren wichtige Orte der Zusammenkunft, zum Beispiel bei Gratis-Konzerten für ein breites Publikum – eine Funktion, die in unseren Städten heute leider viel zu wenig bereitgestellt wird.
Unkonventionell ist aber die Interaktion mit einem bestehenden Kunstwerk – die Skulptur zieht sich um ein Reiterstandbild von Kurfürst Maximilian I. herum.
Das ist ein konzeptueller Kerngedanke der Installation, die unseren Blick auf den öffentlichen Raum verändern will. Indem sie das Standbild verhüllt, ruft sie es bei vielen erst wieder in Erinnerung.
Sie weist uns darauf hin, wie viel von unserer Umgebung wir aus unserer alltäglichen Wahrnehmung eigentlich ausklammern. Das betrifft auch die sozial Schwachen, die an einem gemeinschaftlich genutzten öffentlichen Raum definitionsgemäß aber auch ihren Platz haben müssen.
Zum 25.Jubiläum von BISS also eine Skulptur, die sich an die Schwächsten in der Gesellschaft richtet?
Es ist eine Skulptur für alle. Wenn sozial engagierte Kunst die Lebensbedingungen von gesellschaftlich benachteiligten Gruppen verbessern will, geschieht das nicht so, dass sie sich an die Benachteiligten als ihr Publikum richtet. Vielmehr zielt sie darauf, den sozialen Zusammenhang in der Gesellschaft insgesamt zu stärken. Sie versucht, Situationen zu schaffen, in denen die verschiedenen sozialen Gruppen in Verbindung treten. Und dieses Anliegen trägt sie an alle heran.