03.06.2015

Portrait

Hiroshi Sugimoto

Wenn Künstler sich als Architekten versuchen, ist das oft ein Ausdruck von Selbstüberschätzung. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, wie der japanische Fotokünstler Hiroshi Sugimoto beweist:
Aus Verdruss über die zeitgenössische Museums­architektur hat er kurzerhand eine Erweiterung für das Teien-Museum in Tokio entworfen.


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Sugimoto-Glaskiste-Venedig

Ich habe nicht die Absicht, mich mit Architekten zu messen“, so der selbst ernannte Baumeister Hiroshi Sugimoto, der als Fotokünstler weltberühmt geworden ist. „Ich bin Künstler. Der Unterschied zwischen Kunst und Architektur ist die Funktion. Architektur muss funktionieren, Kunst nicht. Doch viele Architekten suchen heute nach künstlerischen Formen für ihre Gebäude, die dadurch ihre Funktion verlieren.“

Der 1948 in Tokio geborene Fotograf wurde speziell mit seinen düsteren, eindrücklichen Foto-Serien „Dioramas“, „Theatres“ und „Seascapes“ bekannt. Schon seit den 1970er Jahren in New York ansässig, beschreibt Sugimoto seine stets in Schwarz und Weiß gehaltenen Fotos bisweilen als „Zeit-Kapseln“.

Während die Fotografien aus technischer Sicht auf dem aktuellsten Stand sind, beschäftigen sich die Motive der Bilder mit der Vergänglichkeit. Etwas Morbides haftet ihnen an: Die verblichene Pracht amerikanischer Kinos, Köpfe im Wachsfigurenkabinett oder die makabre Ästhetik ausgestopfter Tiere im Naturkundemuseum.

Sugimotos Auseinandersetzung mit der Architektur begann erst 1997 mit der Serie „Architecture“. Sie zeigt, dass Architektur für ihn aus Licht und Schatten besteht – ganz wie die Fotografie. In der japanischen Kultur wird das Thema seit Jun‘ichiro Tanizakis Buch „Lob des Schattens“ viel diskutiert.

Sein neuestes Werk ist die Erweiterung des „Teien Museum“ in Tokio. Das 1933 errichtete Hauptgebäude des städtischen Kunstmuseums gilt als Glanzpunkt des Art Déco in Ostasien und ist die ehemalige Villa des Prinzen Asaka Yasuhiko. Französische Gestaltung trifft hier auf das Können japanischer Handwerker.

Die Villa zeigt, wie elegant sich die strengen Formen des modernen Stahlbetonbaus mit den Nachklängen des Jugendstils und des Art Nouveau verbinden lassen. Sugimoto hat sie zusammen mit dem japanischen Architekturbüro Kume Sekkei um einen kongenialen Anbau erweitert. Nach dreijährigem Umbau wurde das Hauptgebäude nun wieder eröffnet.

Mehr dazu im Baumeister 6/2015

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