Gemeinsam mit Jaques-Dalcroze, Alexander von Salzmann und Adolphe Appia entwickelte Heinrich Tessenow die Pläne für ein musisches Internat, die „Bildungsanstalt für Musik und Rhythmus“. Zentrum des Projekts war der heute landläufig als „Festspielhaus“ titulierte Bühnenbau. Tessenow schuf eine streng symmetrische Anlage, für dessen prägnanten Ausdruck hauptsächlich der Pfeilerportikus mit seinem Dreiecksgiebel verantwortlich zeichnet. Alles ist dabei aufs Minimum zurückgeführt, alles gehorcht einem strengen, geometrischen System. Kein Fassadenschmuck, nur Andeutungen von Gesimsen – die Antike ist gleichzeitig präsent und dennoch fast ungreifbar. So eine radikale Vereinfachung des klassischen Formenkanons war neu.
Der Bildungsanstalt für Musik und Rhythmus war nur ein kurzes Leben beschieden. Sie schloss bereits kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wieder ihre Tore. Die Gebäude wurden somit anderweitig genutzt. Tessenow durchlief dagegen in den folgenden Jahren eine erfolgreiche Karriere. Der wahrscheinlich bedeutendste Auftrag, den er in der Zwischenkriegszeit erhielt, war der Umbau von Schinkels Alter Wache zur „Gedenkstätte für die Gefallenen des Weltkriegs“ im Jahr 1931. Tessenows Raumerfindung mit einer kreisrunden Lichtöffnung in der Decke ist nach Umbauten zu DDR-Zeiten inzwischen wieder erlebbar.