30.09.2014

Öffentlich

Guten Morgen Architektur!

Lehmbauten, Lederhosen und Dirndln und jetzt noch Udo Jürgens. Alles Gute der Generation Null Fehler

Architektur kann man heute mit einem besetzten Land vergleichen. Besetzt von Erfüllungsgehilfentum, öder Pragmatik, gefährlicher Politik und erdrückendem Mittelmaß. Der Architekt muss sich entscheiden, ob er in den Widerstand geht, ob er sich als Spion andient, Überläufer wird oder Verräter.

Man kann eigentlich froh sein, dass sich die Architekturdiskussion wieder um Inhalte dreht. Soziale Schulen in Afrika, Obdachlosenheime und neue Schulkonzepte in Europa, neue Krankenhäuser in den U.S.A.

Aber warum sehen denn die neuen Schulräume aus wie IKEA-Schauräume, die Häuser für Obdachlose wie sorgsam renovierte Biedermeierjuwelen und die neuen Krankenzimmer wie Vorzimmer eines Vorstadtgynäkologen?

Sagt mir bitte, brauchen denn neue Inhalte keine Gestalt, Veränderungen keine Zeichen, Revolutionen keine Ikonen?

In einem Zeit-Artikel wird den 40-Jährigen von heute Risikolosigkeit vorgeworfen und sie werden als Generation Null Fehler bezeichnet. Sind wir alle brav und bieder geworden und haben jeglichen Humor verloren? Und soll die Architektur von heute wirklich so aussehen wie die Musik von Supergaul klingt: nämlich blöd?

Viele Freunde, Architekten, Kritiker, Künstler, Schreiber und Feuilletonisten beklagen, dass Architektur aus den Kulturseiten in die Immobilienseiten verschwunden ist. Sind wir da nicht alle selber schuld, weil wir der Architektur das Mehr an Kultur absprechen und sie nur mehr nach geheuchelter Bescheidenheit und Sparsamkeit, Effizienz, Ökonomie, Ökologie und Nachhaltigkeit beurteilen? Und sind das nicht die Eigenschaften, die tatsächlich in die Immobilienseite passen?

Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass Architektur nicht Produkt sein darf.

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