Dear Mr. Frank Lloyd Wright,
Die Serie „Archipedia“ ist eine Kooperation des Baumeister und der Hochschule Bochum, Fachbereich Architektur. Studierende des Master-Studienganges „Architecture Media Management“ schreiben virtuelle Briefe an die Crème der Architekturwelt und was sie wünschen: wie z.b. Frank Lloyd Wright Bauwerke
vor Kurzem war ich auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für meinen Neffen. In einem Spielzeugladen entdeckte ich in der Serie von „Lego Architecture“ eines Ihrer Gebäude. „Falling Water“ zum selber bauen. Ich fragte mich, was Sie wohl dazu sagen würden?
Während meines Studiums dienten Frank Lloyd Wright Bauwerke immer wieder als Paradebeispiel für moderne Architektur. Aus Geldmangel konnten Sie Ihr Ingenieursstudium an der University of Wisconsin nicht abschließen. Dies hat Ihrer Karriere jedoch nicht geschadet. Schließlich durften Sie nach Ihrem Studienabbruch im Architekturbüro von Dankmar Adler und Louis Sullivan an der Planung von Wohnhäusern arbeiten. Im Alter von 29 Jahren gründeten Sie Ihr eigenes Büro und entwickelten Ihre eigenständige Architektursprache weiter. Eine Sprache, in der sich das Bauwerk in die umgebende Natur einfügt. Unter dem Leitsatz „Form und Funktion sind eins“ verschmelzen Form und Farbe, Material und Struktur mit der Natur zu einer Einheit. Die Reihe Ihrer Präriehäuser in den Vororten von Chicago zeichnet sich durch eine starke Horizontalität und große fließende Räume aus. Die Perfektion Ihrer „organischen Architektur“ ist das Einfamilienhaus „Kaufmann“ in Pennsylvania, heute bekannt unter dem Namen „Falling Water“.
Falling Water, die Perfektion
Ich würde behaupten, dass ich das Grundprinzip der Frank Lloyd Wright Bauwerke nun kenne, doch auf welche Weise wurde sie durch Ihre Persönlichkeit geprägt? Geboren wurden Sie am 8. Juni 1867 in Richland Center, Wisconsin. Bereits in Ihrer Kindheit wurden Sie von Ihrer Mutter, Anna Lloyd-Jones, mit Bildern von architektonischen Meisterwerken konfrontiert. Ihr Ziel war es, Ihnen den Architektenberuf schon von klein auf anzutrainieren. Dies ist ihr ohne Zweifel gelungen. Die einen verehren Sie, von anderen werden Sie als selbstgefälliger Exzentriker bezeichnet.
Neben den Entwürfen von zahlreichen Wohnhäusern gründeten Sie in den dreißiger Jahren die, bis heute bestehende Taliesin Fellowship – Ateliers, die besonders junge Architekten anzogen. Hier entstand „Usonia“, die Utopie einer alternativen amerikanischen Gesellschaft, für die Sie eine Idealstadt, Broadacre City, entwarfen. Beim Spatenstich für das Guggenheim Museums, 1956, Ihr zweifellos bekanntestes Bauwerk, waren Sie bereits 89 Jahre alt. War es die Leidenschaft für Ihre Arbeit, die Sie an Ihrem wohlverdienten Ruhestand gehindert hat? Die ersten Entwürfe hatten Sie bereits konzipiert, noch bevor ein geeignetes Grundstück gefunden war. Ausgerechnet in der Großstadt New York, die Sie in Ihrem Buch „When democracy builds“ als „böse Wucherung“ bezeichnet hatten, fand sich schließlich der Standort. Was Sie dort erschufen war ein völlig neuer und radikaler Typus eines Museums, bei dem das Gebäude selbst zur Skulptur wird und der auch heute noch ein hervorragendes Vorbild für zeitgenössische Architektur ist.
Aus diesem Grund habe ich mich letzten Endes für den Lego Bausatz des Salomon R. Guggenheim Museums entschieden und hoffe, dass Sie meiner Wahl zustimmen.
Respectfully yours,
Maren Ziemski