05.06.2024

Öffentlich

Ein Lichtblick an der dänischen Westküste – Das Esbjerg Maritime Center

Holz
Das neue architektonische Wahrzeichen von Esbjerg: das maritime Center von Snøhetta und WERK Arkitekter. Foto: wichmann+bendtsen photography
Das neue architektonische Wahrzeichen von Esbjerg: das maritime Center von Snøhetta und WERK Arkitekter. Foto: wichmann+bendtsen photography

Wer sich der Hafenstadt Esbjerg an der dänischen Westküste vom Wasser aus nähert, wird seit kurzem von einem warmen Lichtschein angelockt. Verpackt ist dieser in einer außergewöhnlichen Architektur aus der Feder der Büros WERK Arkitekter und Snøhetta. Mehr dazu hier. 


Architektonisches Wahrzeichen

Sie gewannen in Kooperation bereits im Jahre 2019 den Wettbewerb zur Entwicklung eines neuen maritimen Zentrums an dieser prominenten Stelle. Gesucht wurde ein Entwurf, der nicht nur als gemeinsamer Raum für Wassersportvereine und Besucher entlang des Hafens dienen, sondern auch zum architektonischen Wahrzeichen von Esbjerg werden sollte. WERK Arkitekter und Snøhetta überzeugten mit ihrem Design „The Lantern“. Sie stellten in ihrem Konzept die Entwicklung eines maritimen Ortes für die Gemeinschaft in den Mittelpunkt.

Foto: wichmann+bendtsen photography
Foto: wichmann+bendtsen photography
Die Planer wählten für das neue maritime Zentrum ein kreisförmiges, offenes Design.

Ein maritimer Ort für alle

„The maritime center has room for everyone; from the experienced diver or professional kayaker to a crab-fishing school class or a random passer-by. Maritime Center invites everyone to a peek inside the maritime life and outwards to the sea with its the endless horizon,“ führt Frank D. Foray, leitender Architekt und Projektmanager bei Snøhetta aus. Dazu wählten die Planer ein kreisförmiges, offenes Design. Besucher sollen von allen Seiten Zugang zum Gebäude finden. Im Inneren beherbergt das Maritime Center Räumlichkeiten für mehrere Wassersportvereine, Bootslager, Schulungsräume, einen großen Werkstattbereich und Platz für soziale Einrichtungen.

Foto: wichmann+bendtsen photography
Fotos: wichmann+bendtsen photography
Die Terrasse des maritimen Zentrums ist für alle frei zugänglich.
Foto: wichmann+bendtsen photography

Direkte Verbindung zum Meer

Dabei verteilt sich das umfassende Raumprogramm auf zwei Etagen. Im oberen Geschoss des Gebäudes sind der Ruder-, Kajak-, Segel-, Tauch- und Triathlonclub untergebracht. Darüber hinaus finden sich hier Gemeinschaftsräume, ein Bildungszentrum und Trainingseinrichtungen. Das Erdgeschoss hingegen wird von Bootslager- und Werkstatträumen eingenommen. Durch eine Brücke ist die untere Ebene direkt mit dem Meer verbunden, sodass die Logistik für Boote einfach gewährleistet werden kann. Als vermittelnde Ebene zwischen beiden Geschossen fungiert die angehobene, öffentlich zugängliche Terrasse. Sie ist mit dem ersten Stockwerk verbunden und über zwei Haupttreppen zugänglich, die eine Art Amphitheater bilden.

Foto: wichmann+bendtsen photography
Fotos: wichmann+bendtsen photography
Das Gebäude besteht aus zwei Geschossen.
Foto: wichmann+bendtsen photography

Atmosphärische Lichtkonzeption

Neben der durchdachten Funktionalität überzeugt „The Lantern“ vor allem durch seine ästhetische Aussagekraft. „The goal has been to create a unique destination that lights up the Danish West Coast, so everyone can find their way to new communities at the sea,“ erklärt Thomas Kock, Creative Director bei WERK Arkitekter, nicht nur die Formensprache und Materialauswahl, sondern auch den Namen des Projektes. Große Fenster in der gesamten Gebäudefassade sorgen im Inneren für viel Tageslicht und garantieren Ausblicke in die Umgebung. Durch runde Löcher in der Terrasse im Obergeschoss fällt Tageslicht in den Kern des Erdgeschosses. Eine visuelle und soziale vertikale Verbindung entsteht. Gleichsam inszenieren die Fenster in der Fassade das Zentrum effektvoll für Außenwahrnehmung. Das warme Licht, das bei Dunkelheit durch die Fenster fällt, erhellt „The Lantern“ wie eine weithin sichtbare Laterne.

Foto: wichmann+bendtsen photography
Fotos: wichmann+bendtsen photography
Bei Nacht erhellen die vielen Fenster das Gebäude und lassen es wie eine Laterne strahlen.
Foto: wichmann+bendtsen photography

Vom Bootshaus zur Fassade

Für die Materialität und Geometrie ließen sich die Architekten von der Handwerkskunst im Holzbootbau inspirieren. Das Esbjerg Maritime Center wird so zur Hommage an die maritime Tradition des Ortes und hebt die Bedeutung des Hafens für die Stadt hervor. Diese Übersetzung ist nicht nur in der Verwendung von Holz als Baumaterial erfahrbar, sondern wird in vielen Gestaltungsdetails offenbart. So orientierten sich WERK Arkitekter und Snøhetta bei der Formfindung an dem Element Wasser und dem Welleneffekt, der entsteht, wenn man einen Stein ins Wasser wirft. Auch die Ausrichtung der einzelnen Paneele ist alles andere als willkürlich. Die so entstehenden Schattenspiele sollen an die Form von Kajaks erinnern. Die so rhythmisierte Fassade springt auch auf die Dachflächen über. Hier installierten die Planer außerdem mehrere Solarzellen in einem Gürtel um den oberen Rand.

Foto: wichmann+bendtsen photography
Fotos: wichmann+bendtsen photography
Foto: wichmann+bendtsen photography
Foto: wichmann+bendtsen photography
Foto: wichmann+bendtsen photography
Foto: wichmann+bendtsen photography

Zwischen Poesie und Praxis

Neben Holz dominiert der Baustoff Beton. Das Gebäude besteht bis zum ersten Stock aus Beton, der in einem Zug gegossen wurde. Die Struktur widersteht dadurch Hochwasserperioden, falls das Wasser den neuen umliegenden Damm übersteigt. Auch die Holzfassade wurde so konzipiert, dass sie den rauen Witterungsbedingungen vor Ort standhält.

Es war genau diese Vereinigung von poetischer Schönheit und praktischer Robustheit, welche damals im Wettbewerb und heute in der Ausführung überzeugen kann. WERK Arkitekter und Snøhetta suchen mit „The Lantern“ ein Gleichgewicht zwischen den faszinierenden und unaufhörlichen Bewegungen des Meeres und den praktischen alltäglichen Aufgaben, die im Maritimen Zentrum anfallen. Oder, um es in den Worten der Planer selbst zu sagen: „A symbiosis between the beautiful and the raw, the elegant and the robust“.

Am norwegischen Lysefjord hat Snøhetta ein besonderes Projekt entwickelt: Die Bolder-Hütten scheinen über dem Boden zu schweben und mit der Natur zu verschwimmen.

Scroll to Top