Am 1. August bekommt das Bauhaus in Dessau-Roßlau eine neue Direktorin: Claudia Perren, Architektin und Kuratorin. Die Berlinerin kommt dafür aus Sydney, wo sie acht Jahre an der Universität Architektur gelehrt hat. Nach der Entlassung des vorherigen Direktors Philipp Oswalt betritt sie eine schwierige politische Bühne.
„Hier in Australien kommen die Ideen des Bauhauses im Alltag an.“ Claudia Perren versucht, eine Brücke zu bauen zwischen ihrem bisherigen Schaffen und ihrem zukünftigen. Das muss sie auch, denn leicht wird ihr Start an der Spitze der Stiftung Bauhaus Dessau nicht. Die Absetzung ihres Vorgängers Philipp Oswalt hat längst nicht jedem gefallen. Also heißt es: erklären, was man selbst mitbringt an Hintergrund. Und in ihrem Fall ist das eben nicht zuletzt Australien. „Die australische Architektur fand durch die Moderne ihren eigenen Stil: mit offenen Grundrissen, großen Glasschiebetüren und viel LichtLicht: Licht bezeichnet elektromagnetische Strahlung im sichtbaren Bereich des Spektrums. In der Architektur wird Licht zur Beleuchtung von Räumen oder als Gestaltungselement eingesetzt., Luft und Sonne.“
Perren wurde 1973 in Ost-Berlin geboren. Als die Mauer fiel, war Perren gerade 17. Die neu gewonnene Freiheit zeigt sich an ihren Studienorten: Architektur studierte sie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee sowie an der Cooper Union New York, ein Postgraduierten-Studium im Bereich Architekturtheorie und -geschichte folgte an der ETH in Zürich. In der Theorie promovierte sie an der Universität Kassel. Zwischendurch arbeitete Perren immer wieder für Architekturbüros und hatte erste Lehraufträge. „Am meisten hat mich aber von Anfang an die Theorie fasziniert: neue Konzepte erfinden und neue Zusammenhänge erarbeiten.“
Im heutigen Bauhaus will sie eine Brücke zum historischen bauen. „Ich möchte die anderen Fachbereiche, die vom Bauhaus angeboten wurden – wie Bühne, Textil oder Produktdesign –, wieder mehr ins Spiel bringen und damit auch das Handwerk.“ Dabei glaube sie aber nicht, dass es Sinn mache, das Bauhaus wieder zu einer reinen Schule zu machen. Dafür sei die Konkurrenz zu groß. Und es gebe ja auch schon die Bauhaus-Universität Weimar. Das Bauhaus müsse ein lebendiger Ort sein, in dem akademische Programme, Ausstellungen und Workshops zusammen kommen. „Im Moment stehen Räumlichkeiten leer, und ich möchte alles belebt und belegt sehen: Studenten, Forscher, Jungmeister, Konferenzbesucher müssen dort leben, und es muss eine positive Auswirkung auf Dessau haben.“
Aber: Im Alleingang werde sie nichts machen. Am wenigsten das anstehende hundertjährige Jubiläum des Bauhauses 2019: „Das ist ja unser aller Fest, das des Bauhauses in Dessau, der Bauhaus-Universität in Weimar und des Bauhaus-Archivs in Berlin.“
Mehr dazu finden Sie im Baumeister 7/2014