Vor zwei Jahren eröffnete in Mailand die Fondazione Prada von OMA. Wir berichteten damals über das Umbauprojekt in unserem Sommerheft „Italia und Germania“ (siehe Baumeister 7/2015) mit einer Kritik von Norman Kietzmann. Unser Autor beschrieb die Verwandlung der ehemaligen Gin-Fabrik in eine glänzende, mit sprödem Charme versehene Kunststiftung und wies vor allem auf die behutsame Vorgehensweise des niederländischen Büros hin. Denn die Architekten erhielten einen Großteil der vorhandenen Substanz und passten die hinzugefügten Baukörper in der Kubatur den zuvor abgerissenen Bauten an. Das Projekt war jedoch 2015 nicht vollständig: Es fehlte immer noch der rund 60 Meter hohe Turm, in dem die permanente Sammlung der Stiftung Platz finden sollte.
Der neungeschossige Turm ist tatsächlich der einzige Baukörper, der aus der behutsamen Haltung der Architekten ausschert. Das konnten die Mailänder feststellen, als vor einigen Wochen die GerüsteGerüste: Eine temporäre Konstruktion aus Stahl oder Aluminium, die Bauteile und/oder Arbeiter beim Bau oder der Reparatur von Gebäuden oder anderen Strukturen unterstützt. abgetragen wurden. An dem überwucherten Gleisbett des S-Bahnrings ragt nun ein prominentes Landmark, das mit seiner plastischen Gestaltung im SchattenSchatten: Eine dunkle oder abgedunkelte Fläche, die durch Abschattung oder Blockierung des Tageslichts entsteht. des älteren Bruders – das bekannte, mit Blattgold überzogene Gebäude – die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Sechs Geschosse des Turms werden Ausstellungsräume beherbergen, die letzten zwei eine Cafeteria mit Ausblicken über die Mailänder Skyline. Das Sichtbetonbau wird durch ein externes Treppenhaus erschlossen: es befinden sich in dem überdimensionierten Pfeiler, der das Gebäude zu stützen scheint. Mit der Fertigstellung des Turms ist nun der Bau der Prada-Stiftung mit ihren in neun Gebäuden verteilten 19.000 Quadratmetern Fläche offiziell abgeschlossen.
Fotos: Paolo Riolzi