Berlin, den 24. Februar 2015
Offener Brief des BDA Berlin anlässlich der Planungen für ein Besucher- und Informationszentrum (BIZ) für den Deutschen Bundestag
An Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert
An den Ältestenrat des Deutschen Bundestages
An Kanzleramtsminister Peter Altmeier
An den Regierenden Bürgermeister von Berlin Michael Müller
An den Vorsitzenden des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt im Berliner Abgeordnetenhaus Dr. Manuel Heide
Anlässlich der aktuellen vorbereitenden Planungen für ein Besucher- und Informationszentrum (BIZ) sieht sich der Bund Deutscher Architekten BDA herausgefordert, auf die gravierenden städtebaulichen Mängel im Umfeld der zentralen Parlaments- und Regierungsbauten im Spreebogen hinzuweisen: Wir fordern ein Moratorium, um die beabsichtigten Investitionen in den Zusammenhang einer öffentlichen Debatte zu stellen. Nur die Wiederaufnahme einer gesamtheitlichen Planung kann eine konsensfähige Lösung hervorbringen.
Ein Vierteljahrhundert nach Planungsbeginn zeigt sich das Band des Bundes samt Umfeld in einem unfertigen, prekären Zustand: Anstelle des einst geplanten Bürgerforums wurde eine provisorische Grünfläche angelegt, die ein Sammelsurium von Straßenfragmenten bündelt. Der Spreebogenpark erscheint als ein Stückwerk aus Distanzgrün zwischen Trampelpfaden und den Asphaltflächen der dauerprovisorischen Umfahrungsstraße an der Schweizerischen Botschaft.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie den Bürgern, deren großes Interesse an ihren Institution angesichts der weiterhin steigenden Besucherzahlen offenbar wird, inhaltlich und architektonisch-städtebaulich ein zukunftsweisender Raum gegeben werden kann, der über die Funktion der reinen Besucherinformation hinausgeht. Die verschiedenen Interessenlagen von Regierung, Parlament und Stadt blockieren sich offenbar vor Ort gegenseitig.
Statt weitere Einzelbauten zu errichten, sollte der Spreebogen in seiner Gesamtheit neu betrachtet sowie die Bedürfnisse des Kanzleramts, des Bundestags und der Bürger der Stadt Berlin verhandelt werden. Es gilt, verloren gegangene Perspektiven einer stadträumlichen Fortentwicklung wieder herzustellen.
Vor diesem Hintergrund rief die BDA-Galerie im Rahmen des Ideen-Workshops „Vierzigaufvierzig“ Ende 2014 zu Diskussionsbeiträgen zu dem Thema Bürgerforum auf. Die Anregungen der 40 Teilnehmer wurden in zwei Fachveranstaltungen öffentlich diskutiert. Als Podiumsgäste tauschten das Jurymitglied des ersten Wettbewerbes für den Spreebogen 1992 Fabio Reinhard, der Preisträger und Architekt des Kanzleramtes Axel Schultes sowie weitere renommierte Architektinnen und Architekten ihre Positionen aus. Die ausführliche Berichterstattung in den Berliner Medien und die Reaktionen von Politik und Öffentlichkeit zeigen, dass eine qualifizierte Diskussion mit der Fachwelt geführt werden muss.
Im Sinne von Adolf Arndts Manifest zur „Demokratie als Bauherr“ (1960) trägt der Staat als Bauherr besondere Verantwortung angesichts der nationalen wie internationalen Bedeutung der Architektur in der Hauptstadt. In diesem Sinne fordern wir eine transparente Programmdiskussion und die Ausschreibung eines offenen städtebaulichen Wettbewerbs für den Spreebogen!
Im Namen des Vorstandes des BDA Berlin
Dipl.-Ing. Thomas Kaup, 1. Vorsitzender