22.09.2015

Wohnen

Bauen und Wohnen in Gemeinschaft

Dachaufbau Wien

Jahrzehnte lang prägten der Traum vom Eigenheim im Grünen und der normierte Massenwohnungsbau die Wohnungspolitik in Deutschland – und auch in anderen Ländern der Welt. Mit der Eigenheimzulage und der Subventionierung des sogenannten sozialen Wohnungsbaus wurde die Nachfrage nach Wohnraum in Bereiche gelenkt, die sich nicht nur als kostspielig, sondern häufig auch als wenig nachhaltig herausstellen sollten. Ökonomische Zwänge, ökologische Gesichtspunkte, der demografische Wandel und nicht zuletzt der wachsende Wunsch nach einem selbst bestimmten Leben in städtisch geprägten Nachbarschaften bewirken aber seit geraumer Zeit eine Renaissance gemeinschaftlicher Wohnprojekte, wie eine Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt belegt.

Bauen und Wohnen in Gemeinschaft ist ein altes Thema, das oft in Zeiten wirtschaftlicher Krisen und sozialer Umbrüche neue Blüten treibt. Die Ausstellung „Daheim. Bauen und Wohnen in Gemeinschaft“ benennt unter anderem die „Arbeiterpaläste“ ab Ende des 19. Jahrhunderts, die sowjetischen Kommunehäuser der 1920er und 30er Jahre und „Co-Housing“-Siedlungen der 1970er und 80er Jahre in Skandinavien, den Niederlanden und den USA als Vorläufer von Baugruppenprojekten, wie sie seit den 1990er Jahren zunächst in Tübingen und Freiburg entstanden. Mittlerweile ist in Städten wie Berlin ein regelrechter Boom von – oft von Architekten initiierten – Projekten zu verzeichnen, die nicht nur individuelles und vergleichsweise günstiges Wohnen im Rahmen einer Gemeinschaft ermöglichen, sondern häufig auch öffentliche Räume schaffen und damit zur Belebung des Stadtquartiers beitragen.

12 Projekte aus Deutschland und 14 Projekte aus acht weiteren Ländern sind in Frankfurt zu sehen – und im Begleitband dokumentiert. Die Bandbreite reicht vom Mehrfamilienhaus bis zur Wohnanlage mit Doppelhaushälften und von diversifizierten Wohngebäuden mit integrierter Gewerbe-, Büro- oder Ateliernutzung bis zum maßgeschneiderten Umbau von Bestandsbauten. Auf den Projekttischen wird die jeweilige Genese und die Besonderheit jedes grundsätzlich gemeinschaftlich geplanten Projektes dargestellt. Ein Archiv weiterer Projekte mit Informationen zur Stadtentwicklungspolitik mehrerer deutscher Städte und zu rechtlichen und finanziellen Aspekten unterschiedlicher gemeinschaftlicher Wohnprojekte ergänzt die Ausstellung.

Die Ausstellung findet bis 28. Februar 2016 im DAM Frankfurt statt.

Ein Interview mit den Kuratorinnen Annette Becker und Laura Kienbaum finden Sie ab 1. Oktober im Baumeister 10/2015.

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