„Die schönste Jugendherberge in Europa“ kann man lesen, wenn man im dicken Gästebuch blättert. Schon beim Betreten wird klar, dass man hier nicht in einer muffligen Massenunterkunft gelandet ist.
Könnte das alte Gebäude Geschichten erzählen, gäbe es viel zu berichten: 1850/1 erbaut, diente es viele Jahrzehnte als Seidenfabrik, bis es 1975 zum Abbruchbezieht sich auf den Prozess des Demontierens oder Zerstörens eines bestehenden Bauwerks oder Gebäudes. frei gegeben wurde. Doch dann schlug die Christoph-Merian-Stiftung 1978 vor, das Gebäude als Jugendherberge zu nutzen. 2010 schließlich ist es endgültig aus dem Dornröschenschlaf erweckt worden, als sich das Büro Buchner Bründler an seine Renovierung machte. Die gesteckten Ziele: robust, billig und doch elegant.
Die Basler Architekten verordneten dem Bestand eine Entkernungbezeichnet den Prozess des vollständigen Entfernens der inneren Strukturen eines Gebäudes. Typischerweise wird dies vor einer grundlegenden Sanierung oder Renovierung durchgeführt, um Platz für eine neue Gestaltung oder Funktion zu schaffen. und eine völlig andere Erschließung. Über den St. Alban-Teich führt nun eine kleine Holzbrücke auf das Gebäude zu. Tritt man ein, stellt sich sofort ein Gefühl der Weite ein: Man steht in einem Raumkontinuum, das von der Rezeption bis zum Speisesaal, dem ehemaligen Färberkeller, reicht. Hier dominieren robuste und haptische Materialien wie SichtbetonSichtbeton: Ein Beton, der von außen sichtbar bleibt und dessen Oberfläche eine ästhetische Wirkung erzielt., geschlämmtes KS-Mauerwerk, roher StahlStahl: Ein Werkstoff, der aufgrund seiner hohen Belastbarkeit und Stabilität oft bei Gerüstkonstruktionen eingesetzt wird., Eichenholz und lasiertes SperrholzSperrholz: Eine Art von Holzfaserplatte, die aus mehreren dünnen Schichten von Holzfurnier besteht, die in verschiedenen Winkeln angeordnet und miteinander verklebt sind.. Aber es finden sich auch eine Wandleuchte und einige Stühle von Jean Prouvé, die jegliche Werkstattatmosphäre vertreiben.
Das Publikum ist kosmopolitisch – im großzügigen Foyer treffen sich junge und alte Menschen, Kinder, Alleinreisende und Radlergruppen. Die Basler Architekten haben bis ins kleinste Detail an die zukünftigen Gäste gedacht: Es gibt eine Kinderspielecke, einen abschließbaren Fahrradkeller, Schließfächer gratis, in die auch große Koffer passen, eine Terrasse mit Blick auf den St. Alban-Teich, helle Seminarräume, eine Bar und eine wunderbare Fensternische zum Lesen.
Natürlich können sich auch die 48 Zimmer sehen lassen. Es gibt Einzel-, Doppel- und Mehrbetträume – hier kann man sich in Ruhe zurückziehen, wenn man möchte. Bei vollem Haus finden 195 Menschen einen Schlafplatz. Mit etwas Glück lässt sich eines der beliebten Eckzimmer mit den großen Fenstern ergattern. Dann übernachtet man wie im Blätterwald – und das mitten in der Stadt. Der Standort ist schließlich der unschlagbare Vorzug der Jugendherberge: Sie liegt im St. Albanquartier, zur Zeit eine der schönsten Lagen Basels, ruhig und äußerst zen-tral, idyllisch zwischen der alten Stadtmauer und dem fast verwunschen wirkenden St. Alban-Teich. Bis zum Rhein sind es nur wenige Schritte, und die Stadt ist von hier aus bequem zu Fuß zu entdecken.
Tipp für Familien: ein Besuch der alten Papiermühle nur fünf Minuten von der Jugendherberge entfernt – ein unterhaltsames Mitmachmuseum!
Adresse
Jugendherberge Basel
St. Alban-Kirchrain 10
4052 Basel, Schweiz
(0041–61) 272 05 72
basel@youthhostel.ch
www.youthhostel.ch/basel
Fotos: Jean-Paul Dumas-Grillet