03.12.2020

Event

Closed but open – Architekturmuseum München 2021

Direktor des Architekturmuseums der TU München: Andres Lepik

Auch Architekturmuseen stehen aktuell vor einer großen Herausforderung: sichtbar bleiben, obwohl sie geschlossen sind. BAUMEISTER sprach mit Professor Andres Lepik, Direktor des Architekturmuseums der TUM (Pinakothek der Moderne, München), über seine Planung für das Architekturmuseum München 2021 und über partizipative Formate.

 

Die Corona-Pandemie stellt die Museumslandschaft vor eine noch nie dagewesene Herausforderung: Wie bereits im Frühjahr beschränken sich auch in diesem Herbst und Winter Kunst und Kultur wieder auf das Virtuelle. Wie wirkt sich das auf die Institutionen aus? Und wo werden neue Wege beschritten?

Einen Einblick dazu gibt Professor Andres Lepik, Direktor des Architekturmuseums der TUM (Pinakothek der Moderne, München). „Im Augenblick können wir nichts mehr so planen, wie wir es gewohnt waren“, berichtet der Museums-Chef. „Wir denken und hoffen natürlich, dass sich nach dem Weihnachts-Lockdown die Infektionszahlen wieder so weit nach unten bewegt haben, dass man über eine schrittweise Eröffnung der Museen nachdenken darf. Denn die Kultur hat es ziemlich getroffen. Speziell nachdem es den ganzen Sommer über große Anstrengungen gab, sämtliche Hygienerichtlinien umzusetzen.“

Bis Anfang Juni, um fünf Monate, hat Andres Lepik auf jeden Fall die aktuelle Ausstellung „Die Architekturmaschine“ verlängert. Die Schau, kuratiert von Teresa Fankhänel, wirft erstmals im deutschsprachigen Raum einen umfassenden Blick auf die Entwicklung des Digitalen in der Architektur von den Anfängen in den 1950/60er Jahren bis heute und präsentiert den Computer in seinen verschiedenen Rollen: als Zeichenmaschine, als Entwurfswerkzeug, als Medium des Geschichtenerzählens und als interaktive Kommunikationsplattform.

Gerade entwickelt Lepik mit einem taiwanischen Kurator das Konzept für die Ausstellung „Taiwan Acts!“, die 2021 – genauer gesagt Anfang Juli – eröffnen soll. Nach dem verheerenden Erdbeben vom 21. September 1999 entwickelten sich in Taiwan zahlreiche Architekturinitiativen, die die soziale Rolle des Bauens im eigenen Land zu ihrem Thema machen. Dazu gehören die Maßnahmen zur Verbesserung der urbanen Struktur von Yilan aber auch Kulturbauten, Infrastruktur und Wohnbau an anderen Orten auf der Insel. „In Taiwan hat sich in den letzten Jahren viel entwickelt und viel bewegt“, erzählt Andres Lepik begeistert. „Und vor allem die Architektur spielt dort eine ganz entscheidende Rolle. Wir wollen die Architektur in Taiwan zeigen und zwar nicht die, die von außen dort hingebracht worden ist, also die importierte Star-Architektur etwa von Zaha Hadid, sondern wir zeigen Architektur, die von taiwanesischen Architekt*innen entwickelt worden ist.“

Viele Projekte sind in Europa kaum bekannt. Damit ist die Schau die bislang größte Ausstellung zu diesem Thema. Sie zeigt eine engagierte Kultur des Bauens und Planens, die in einem offenen gesellschaftlichen Dialog entstanden ist. „Das wird eine Ausstellung sein, die das soziale Element von Architektur, das wir in den letzten Jahren vermehrt hier im Museum präsentiert haben, wieder ins Zentrum stellt.“, erläutert Andres Lepik: „Wie können die Bürger mitbeteiligt werden? Wie kann auch Architektur etwas dazu leisten, dass die demokratische Gesellschaft an der Planung der Gebäude mitteilnimmt?“ Teilhabe hält Andres Lepik auch im kuratorischen Bereich für ganz wesentlich: „Aktuell denke ich darüber nach, wie wir unsere partizipativen Elemente in Ausstellungen noch mehr ausbauen können. Wir sehen, dass die Besucher*innen tendenziell begeistert reagieren, wenn man sie auch im Museum um ihren Rat, ihre Meinung, ihre Intelligenz und ihre Informationen fragt.“

 

In Kontakt mit seinen Besucher*innen, wenn die Ausstellung „Die Architekturmaschine“ vor Ort nicht mehr erlebbar ist, bleibt das Architekturmuseum gerade jetzt. Digitale Angebote wie zum Beispiel die Kuratoren-Führungen mit Teresa Fankhänel auf YouTube machen die Schau trotz Schließung leicht zugänglich. „Sehr aktiv unterhalten wir außerdem unsere digitale Fangemeinde auf Instagram. Dort laufen mehrmals die Woche Posts, lnterviews und Talks“, führt Andres Lepik aus. „Auf digitalen Kanälen kann man Leute tatsächlich auch manchmal schneller, besser und einfacher erreichen. Wir nutzen das gerade als Chance und laden dann auf diesem Weg zu einem Interview oder zu Vortrag ein.“ Trotz geschlossenen Räumen bleiben also Möglichkeiten, als Museum im Virtuellen sichtbar zu sein. Die Arbeit läuft also hinter den Kulissen weiter.

 

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