Ein reizvolles Ausflugsziel sind historische Gartenhäuser – wahre Schmuckstücke, die viel zu oft übersehen werden. Dem Landschaftsverband Rheinland ist es zu verdanken, dass er unseren Blick auf diese Miniarchitekturen lenkt. Denn er hat jetzt einen handlichen kleinen Band für diese Schätze herausgegeben. Auch eine Landkarte fehlt nicht, so dass man sich eine Route zusammenstellen kann.
In dem Band steckt die Arbeit der letzten Jahrzehnte, in denen das Amt zahlreiche Gartenhäuser im Rheinland dokumentiert und in manchen Fällen ihre Restaurierungbezeichnet die wissenschaftliche und handwerkliche Wiederherstellung von Kunst- und Kulturgütern. Dabei wird versucht, den ursprünglichen Zustand des Objekts möglichst originalgetreu wiederherzustellen und dabei dessen Geschichte, Materialität und Formgebung zu berücksichtigen. begleitet hat. Die meisten dieser kostbaren Kleinarchitekturen werden heute noch genutzt und gepflegt, andere sind jedoch durch Vernachlässigung und Vandalismus akut gefährdet. Im Buch sind mehr als 90 Beispielen in kleineren und größeren Gärten in oder vor der Stadt, Klostergärten, weitläufigen Parks oder auch der freien Landschaft.
Eine Reise durch die Epochen
In Renaissancehäuschen und barocken Pavillons, klassizistischen Rundtempeln und fremdländischen Architekturen, Gebäuden im bergischen Stil, des Historismus oder der Moderne spiegeln sich Architektur- und Gartengeschichte. Die Publikation lädt ein zu einer Rundreise mit wunderbaren Schauplätzen im Rheinland. So kann man in Kleve im Norden beginnend entlang des Rheins bis nach Bad Honnef im Süden oder von Aachen im Westen bis hin nach Radevormwald im Osten mit dem prachtvoll bebilderte Band auf Entdeckungstour gehen. Die Leserinnen und Leser wandeln auf den Spuren von adligen Bauherren, kirchlichen Würdenträgern und bürgerlichen Auftraggebern durch üppigen Gartenlandschaften und können sich an pittoreske Kleinarchitekturen von anno dazumal erfreuen.
Gartenhaus, Pavillon oder doch Monopteros?
Der Band widmet sich zunächst nicht mehr erhaltenen Kleinarchitekturen, so erfährt man beispielsweise von kurfürstlichen Bauwerken, die aufgrund von Geldmangel bereits im 19. Jahrhundert abgerissen wurden oder auch von nie umgesetzten Bauplänen. Bei der Betrachtung des überlieferten Quellenmaterials, das reich im Buch vorhanden ist beschleicht einen durchaus Wehmut über den Verlust beziehungsweise das Nichtzustandekommen der Bauvorhaben. Der für das Rheinland aufgrund seiner Bautätigkeit so wichtige und bekannte Kurfürst von Köln, Clemens August (1700–1761) war beispielsweise Erbauer einiger Gartenhäuser, die heute leider nicht mehr erhalten sind, mit diesem Wissen hat man jedoch nach AbschlussAbschluss: Ein Abschluss bezieht sich auf den Abschluss eines Bauteils oder eines Systems, um den Energieverlust zu minimieren oder den Wärmeschutz zu verbessern. der Lektüre vielleicht noch einen anderen Blick auf ihn. Dieses erste einführende Kapitel im Buch bietet zudem eine Definition und Abgrenzung der Begrifflichkeiten Gartenhaus, Pavillon und Monopteros. Aber auch die verschiedensten Baumaterialien, die zur Verwendung kamen und dabei häufig modischen Geschmäckern unterlagen, kommen kurz zur Erwähnung.
Von schieferbedeckten Gartenhäuschen bis zu Adenauers Gartenpavillon
Der üppig bebilderte Architekturführer nimmt die Leserinnen und Leser mit zu Gartenhäusern in Gärten außerhalb der Stadtmauern, in Klostergärten, in hochherrschaftlichen Gärten und in Gärten von Villen und Wohnhäusern. Ein eigenes Kapitel beschäftigt sich mit Monopteren in den Gärten, Parks und Landschaften des Rheinlands. Unterkapitel widmen sich verschieden Städten oder Regionen des Rheinlands, in denen sich besondere Kleinode der Gartenarchitektur befinden. Die Leserinnen und Leser lernen die vielfältigen Gartenhäuser, die sich an der Bonner Rheinpromenade befinden kennen und erfahren, dass im Bergischen Land, die Kleinarchitekturen mit dem für die Region so typischen Schieferschindeln verkleidet wurden. Ein weiteres Unterkapitel stellt Gartenhäuser in Aachen, Burtscheid oder auch in Konrad Adenauers Garten in Rhöndorf vor. Die Gartenhäuser in Xanten stellen auch die Entwicklung der Stadt sowie deren Geschichte dar.
Kurzweilige Texte machen Lust auf Entdeckungen
Jedes Kapitel enthält eine kurze Einführung wie die Nutzung der Gartenhäuser aussah, zum einen gab es Architekturen, die der Gartengeräteaufbewahrung dienten, aber auch solche, die rein zum Aufenthalt gedacht waren. Das Buch ist mit stimmungsvollen Fotos versehen und bietet den Leserinnen und Lesern bei jedem Bauwerk voranstehend kurz und bündig Informationen zum Standort, zu den Auftraggebern, den Architekten, der Erbauungszeit und auch zur heutigen Nutzung sowie zur Zugänglichkeit. Aber auch historische Aufnahmen wie Postkarten, historische Fotografien oder Architekturzeichnungen oder Pläne sind den Beschreibungen sind beigefügt. Die Texte zu den Bauwerken geben eine kurze Übersicht über den geschichtlichen Hintergrund des Gartens oder Parks, in dem sich die Gartenhäuser befinden. Zudem sind Informationen zu den Erbauerfamilien, soweit sie bekannt sind, in den kurzweiligen Schriftstücken zu finden. Außerdem erhalten die Leserinnen und Leser Informationen zum Erhaltungszustand und zu Restaurierungen der Gartenhäuser. Im Anhang des Buchs findet sich neben Hinweisen auf weiterführende Literatur noch ein Glossar, das sowohl kunsthistorische als auch architektonische Fachbegriffe erläutert.
Bei der Publikation handelt es sich um ein rundheraus gelungenes Buch, dass Freude auf den baldigen Frühling macht, in der Hoffnung einige dieser Kleinode zu erkunden. Mit seinen ausführlichen Informationen und dem üppigen Bildmaterial des Buchs hat man dabei einen guten Begleiter an seiner Seite.
Publikation
Gartenhäuser im Rheinland. Ein Führer zu den Kleinarchitekturen in Parks und Gärten
Herausgegeben von Dr. Andrea Pufke und veröffentlicht vom Landschaftsverband Rheinland
320 Seiten mit 336 Farb- u. 84 SW- Abb., deutsch, Klappbroschur
29,95 Euro (D), 30,80 Euro (A), 34,40 CHF
Michael Imhof Verlag, Petersberg 2023
ISBN: 978-3-7319-1363-4