Alvaro Siza Vieira

Alvaro Siza Vieira, Foto: Manuel de Sousa

 

Die Serie „Archipedia“ ist eine Kooperation des Baumeister und der Hochschule Bochum, Fachbereich Architektur. Studierende des Master-Studienganges „Architecture Media Management“ schreiben virtuelle Briefe an die Crème der Architekturwelt, hier an den portugiesischen Architekt Álvaro Siza Vieira.

Sehr geehrter Herr Siza,

als Sie damals in Porto groß wurden, war Ihnen wahrscheinlich nicht bewusst, dass Sie erst in die Ferne gehen mussten, um in Ihrer Heimat Anerkennung zu finden. Sie entschieden sich nicht für die Bildhauerei, für die Sie sich mehr begeistern konnten, sondern widmeten sich aufgrund der Wünsche Ihrer Familie dem Architekturstudium an der Escola Superior de Belas Artes in Porto von 1949 bis 1955. Wenn ich mir heute Ihre frühen Werke ansehe, kann ich durchaus erahnen, welche Schaffenskraft sich in Ihnen verbirgt. Ich sehe die Maßstäblichkeit, mit der Sie Ihre Gebäude in eine Struktur einbinden. An diesen Arbeiten kann man bereits erkennen, wie wichtig es für Sie ist, dass das „Gleichgewicht der Umgebung“ nicht gebrochen wird.

Nach der Nelkenrevolution beteiligten Sie sich an Projekten des sozialen Wohnungsbaus (SAAL-Sozialsiedlung Bouça in Porto 1975-1977), die Ihnen in Ihrer Heimatstadt Porto viel Ablehnung einbrachten. Durch diese Projekte wurden Sie jedoch auch außerhalb Portugals bekannt. Wenn Sie heute an diese Zeit zurück denken, werden Sie mittlerweile vielleicht auch das Positive in ihr erkennen können.

Auch in späteren Projekten hatten Sie Schwierigkeiten, mit Ihren Gebäude in der Bevölkerung anerkannt zu werden. So bekamen viele Ihrer Bauwerke Namen, die als Schmähung dienen sollten. Doch gerade durch diese Namen wurden viele Ihrer Gebäude  bekannt, wie zum Beispiel der Wohnungsbau „Bonjour Tristesse“ in Berlin von 1984.

Es wird Sie nicht verwundert haben, dass Sie 1992 den Pritzker-Preis für kein Projekt in Porto sondern für eines in Lissabon erhalten haben. Der Wiederaufbau des Altstadtviertels Chiado 1989 zeigt einmal mehr, wie es Ihnen gelang den Ort zu verstehen. Die Jury beschrieb schon damals Ihre Architektur als „Freude für die Sinne, die den Geist erhebt“. Sie sagten damals, dass Sie noch nicht in der Lage gewesen seien „Perfektion zu erreichen“. Ob Sie diese wohl heute für sich gefunden haben? Oder ist es vielleicht gerade dieses Streben nach Vollkommenheit, welches Sie noch heute in Ihrer Arbeit antreibt?

Auch der stetige Kampf gegen Kritiker Ihrer Arbeit, den Sie schon in frühen Jahren wiederholt ausfechten mussten, wird Sie in Ihrer Entwicklung sicherlich stark geprägt haben. Ich glaube, dass Sie im Rückblick Ihr Architekturstudium nicht bereuen.

Mit freundlichem Gruß,

Matthias Erdmann

 

Biographische Daten von Álvaro Siza Vieira

1933 Geboren in Matosinhos, Portugal
1949-1955 Studium in Porto, Escola Superior de Belas Artes
1958 Gründung des ersten Architekturbüros (Porto)
1975-1977 SAAL-Sozialsiedlung Bouça in Porto
1976 Professur (Escola Superior de Belas Artes)
1988 Mies van der Rohe Preis
1992 Pritzker-Preis
1991-1994 Werkhalle für Vitra, Weil am Rhein
1998 Expo Lissabon

Weiterführende Literatur

Kenneth Frampton: Álvaro Siza. Das Gesamtwerk, DVA 2000
Peter Testa: Álvaro Siza, Birkhäuser 1996
Jacinto Rodrigues: Álvaro Siza / obra e método, Livraria Civilização Editora 1992
Brigitte Fleck: Álvaro Siza, Birkhäuser 1992

Weiterführende Weblinks

www.wikipedia.org
www.pritzkerprize.com
www.alvarosizavieira.com

Porträt: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/54/Siza_Vieira_na_Exponor.JPG
Foto: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ec/FundacaoIbereCamargo.JPG

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