Ein halbes Jahr verbrachte Baumeister-Academy Gewinnerin Cosku Özdemirci in Berlin als Praktikantin bei léonwohlhage. Sechs Monate hatte sie Zeit die Arbeit im Büro kennen zu lernen. Höchste Zeit die realisierten bauten des Architekturbüros zu entdecken. Daher haben wir Cosku weg vom Bildschirm, auf die Straße geschickt, um die Gebäude zu finden, die léonwohlhage schon realisiert hat.

Die letzten fünf Monate bei léonwohlhage gingen so schnell vorbei. Da im Büro viele Wettbewerbe anstanden, musste ich mich schnell an den Arbeitsstil anpassen, um an den Projekten weiter zu arbeiten. Innerhalb von ein paar Wochen aber wurde dieses Arbeitstempo selbstverständlich. Während der letzten Monate hatte ich die Möglichkeit an so vielen unterschiedlichen Projekten mitzuarbeiten, dass es nie langweilig wurde. Ein guter Freund der Architekten – der Stress – was meistens dabei, aber man kennt ihn ja schon aus dem Studium.

Der Baumeister stellt den Academy Gewinnern jeden Monat eine Aufgabe. Dieses mal: Finde léonwohlhage in der Stadt
Wohn- und Geschäftshaus an der Schlesischen Straße, gebaut 1994. Dieses Gebäude zu finden, war am schwierigsten, da die Jahre ihre Spuren an der Fassade hinterlassen haben.
Erst die Nebenfassade, in der ruhigen Nebenstraße, erweckt die Aufmerksamkeit der Passanten. Die schiefe Fassade ist eine gelungene Idee, ein regelmäßiges Eckgebäude, überraschend zu gestalten.
Wohnen am Spittelmarkt, gebaut 2017.
Das Highlight meines Tages: das Treppenhaus. Der glänzende Lack des Handlaufs, sieht so aus als würde er leuchten.
Die Hauptverwaltung des Sozialverbands, gebaut 2003.
Es scheint auf den ersten Blick ein sehr reguläres Gebäude zu sein. Aber Licht und die möglichen Farbenspiele erzeugen Spannung, sogar während man mit der U-Bahn vorbeifährt.
Das Historisches Borsig Areal, 2003.
Eine glatte Fassade, eine gespitzte Ecke und spiegelnde Gläser… Eine moderne Architektur, die die Augen schont.
Obwohl der Kontrast zwischen Bestand- und Neubau sehr groß ist, erkennt man, dass die Architekten den Übergang fließend gestalten wollten.
Wohnen am KunstCampus, gebaut 2017.
Ein simpler Riegel an einem Berliner Ufer: an sich nichts Außergewöhnliches. Was dieses Gebäude aber außergewöhnlich macht, ist die Fassade, die sich zu bewegen scheint.

Quer durch die Stadt

Mein letzter Monat startet und mit ihm auch mein wahrscheinlich letztes Wettbewerbsprojekt bei léonwohlhage Architekten. Ich merke, dass es schon fast an der Zeit ist, meine Kollegen und die schöne Stadt Berlin zu verabschieden. Während ich emotional werde, da der Abschied kurz bevorsteht, begreife ich, dass ich immer so beschäftigt war, Projekte bis zum nächsten Einreichungsdatum abzuschließen, dass ich nie das Werk von léonwohlhage genauer betrachtet habe. Viel habe ich schon in Berlin erkundet, aber dieses Mal beschließe ich eine Tour durch zu Berlin zu machen, um einige der Gebäude von léonwohlhage zu besuchen.

Die Favoriten

An einigen der Orte, an denen ich schon viele Male vorbei gelaufen bin, standen Gebäude von léonwohlhage, die ich nie erkannt hatte. Einige waren sogar so verschieden von der Vorstellung, die ich hatte, dass es mich einige Zeit kostete um zu begreifen, dass ich davor stand. So war mein Spaziergang durch Berlin gleichzeitig ein Spaziergang auf der Zeitleiste des Architekturbüros. Und mir wurde klar, dass die Zeichnungen an den Bildschirmen im Büro, auch irgendwann in einer Ecke von Berlin stehen könnten. Obwohl nicht alle Gebäude meinen Geschmack getroffen haben, habe ich zwei Favoriten: Wohnen am Kunstkampus und am Spittelmarkt – beide ganz frisch gebaut. Vielleicht ist der Grund dafür, dass sie für mich den léonwohlhage-Stil widerspiegeln, den ich so schätze.

Alle Bilder von Cosku Özdemirci

Die Baumeister Academy ist ein Praktikumsprojekt des Architekturmagazins Baumeister und wird unterstützt von GRAPHISOFT und der BAU 2019.

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