14.04.2020

Event

5 Fragen an Architekt und Basler Kantonsbaumeister Beat Aeberhard

Die Region Basel lebt vom trinationalen Zusammenhalt, von der direkten Nähe zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Rund 35 000 Grenzgänger überqueren hier jeden Tag die Grenze. Mitte März wurden sie geschlossen, und seither gelangt man nur mit einem Passagierschein von einer Seite auf die andere. Wir haben den Basler Kantonsbaumeister Beat Aeberhard gefragt, was die Grenzschließung mit der Region macht und was „Homeoffice“ für die Arbeit des Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt bedeutet.

Architekt ETH/MsAUD Beat Aeberhard, kantonaler Baumeister Basel-Stadt (Foto: Kostas Maros)

“Die Bauprojekte laufen gewohnt weiter.”

Die Corona-Krise trifft die Region Basel hart. Die Grenzen nach Baden-Württemberg und ins Elsass sind dicht. Beat Aeberhard, wie haben Sie die vergangenen Wochen erlebt?

Im kontrollierten Ausnahmezustand. Zunächst ist es bemerkenswert, wie schnell die Umstellung im Allgemeinen vonstattenging. Über die Vor- und Nachteile von Homeoffice etwa müssen wir nicht mehr diskutieren – es wurde vielerorts buchstäblich über Nacht eingeführt. Weiter finde ich interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die Einzelnen mit dieser nie dagewesenen Herausforderung umgehen. Gewisse sind enorm anpassungsfähig, andere sind eher verunsichert. Da ist es wichtig, dass wir unsere Fürsorgepflicht wahrnehmen und die Mitarbeitenden auffangen. Die Ausnahmesituation zeigt uns aber auch schonungslos auf, wo bei uns Verbesserungspotenzial besteht.

Vor welche Herausforderungen stellt die Corona-Pandemie Ihr Departement?

Wir sind alle sehr stark gefordert. Es gilt sich neu zu organisieren. Sitzungen werden in den virtuellen Raum verlegt. Mitarbeitende arbeiten von zu Hause aus. Gleichwohl muss sich beispielsweise jemand vor Ort um die physische Post kümmern. Auch Kundenkontakte müssen weiterhin gewährleistet werden.

Was bedeutet die Zuhause-Arbeit für eine Verwaltung?

Ich schätze, mindestens drei Viertel der Mitarbeitenden erledigen ihre Arbeit mittlerweile von zu Hause aus. Sitzungen werden zu 90 Prozent nur noch digital abgehalten. Die elektronische Kommunikation hat einen Riesenschritt gemacht. Persönlich bin ich etwa zu einem Viertel zuhause und die restliche Zeit verbringe ich an meinem Arbeitsplatz. Mit zwei schulpflichtigen Kindern ist die Organisation aufwendig, insbesondere wenn beide Elternteile voll berufstätig sind. Ich versuche trotzdem auch mal bewusst innezuhalten und mich auf die Ungewissheit einzulassen. Persönlich glaube ich, dass die Krise auch eine Chance sein kann, um längst fälliges Umdenken in gewissen Bereichen anzugehen.

Welche Auswirkungen haben die Ausgangsbeschränkungen auf die derzeitigen Bauprojekte in Basel?

Die Bauprojekte laufen mit ganz wenigen Ausnahmen gewohnt weiter, selbstverständlich unter Berücksichtigung der vom Bundesamt für Gesundheit kommunizierten Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen. Diese werden konsequent eingefordert und deren Einhaltung auch kontrolliert. Es gibt auf den Baustellen auch Neuerungen, so haben wir auf einer Baustelle für eine Schule die fertig eingebauten WC-Anlagen für die Baufachleute geöffnet, um ihnen bessere Hygienestandards zu ermöglichen. Das war bislang undenkbar.

“Alltägliche Grenzüberschreitungen sind zu selbstverständlich geworden.”

Die Region Basel ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einer trinationalen Metropolitanregion zusammengewachsen. Wie fühlt es sich an, wenn die Grenzen auf einmal wieder dicht sind? Was macht die Situation mit der Region?

Die Corona-Krise führt uns vor Augen, dass in schwierigen Zeiten umgehend auf Abschottung gesetzt wird. Dabei kennt gerade dieser Virus keine Grenzen. Darüber, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im trinationalen Metropolitanraum aufrechtzuerhalten ist, besteht Einigkeit. Die Arbeitspendler müssen nach wie vor die Grenze passieren können. Hoffnungsvoll ist auch die Tatsache, dass Patienten aus dem schwer betroffenen Elsass in die Intensivstationen von Schweizer Spitälern aufgenommen worden sind. Es zeigt, dass der Geist der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit nach wie vor intakt ist. Aber neben diesen Ausnahmen sind die Grenzen tatsächlich dicht: Familien wurden getrennt, die Naherholungsgebiete im Elsass sind unerreichbar, an einen Einkauf in Deutschland ist nicht zu denken. Und das hat etwas Surreales in dieser Region; zu selbstverständlich sind alltägliche Grenzüberschreitungen in den letzten Jahrzehnten geworden.

Beat Aeberhard ist seit 2015 Kantonsbaumeister von Basel-Stadt. Er leitet die Dienststelle Städtebau & Architektur, die das Planungsamt, das Hochbauamt und die Kantonale Denkmalpflege umfasst. Zuvor war er sieben Jahren Stadtarchitekt von Zug. Nach seinem Studium in Architektur an der ETH Lausanne und Zürich arbeitete er als selbständiger Architekt in Zürich und unterrichtete an der ETH Zürich. Aeberhard hält überdies einen Master of Science in Architecture and Urban Design der Columbia University in New York.

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