Neben der Tatsache, dass in Stockholm Wohnraum rar ist, reizte Matz aber genau das – also die Geschichte der unfertigen Wohnung. Und das Ergebnis mit Wänden, die einen unfertigen Look haben, wo hier und da was zu bröckeln scheint, und Materialien roh und unbehandelt wirken, spricht für die Faszination der Architektin für ein geschichtsträchtiges Apartment (ebenso die Tatsache, dass sie selbst eingezogen ist).
Die Faszination des Unfertigen – ein Megathema, gerade im Bereich der Interieurs. Und einen Namen hat man diesem Anti-Stil auch schon verpasst: „Shabby Chic“ – schäbiger Schick. Ein Begriff, mit dem heute viel Unsinn entsteht. Da kommt es dann schon mal vor, dass eine alte Wand in Wirklichkeit eine auf alt gemachte Wand ist. Genauso bei den Möbeln: Manche werden alt aussehend neu hergestellt.
In Stockholm ist aber alt, was alt ist und neu, was neu ist. Logisch eigentlich. Betrachtet man die Fotos von one home, passen die hellen Holztöne und die gedeckten FarbenFarben: Verschiedene Empfindungen, die durch Licht unterschiedlicher Wellenlänge erzeugt werden. – unabhängig von Shabby Chic oder nicht schäbigem Schick – in ein Bild, das man eben von skandinavischem Design hat. Tatsächlich kommt Shabby Chic aus Großbritannien. Und tatsächlich ist der Stil auch nichts neues, sondern – eben in Großbritannien – bereits seit den 1980ern etabliert.
Was die skandinavische Version (jedenfalls hier) von anderen Shabby Chic’s unterscheidet, ist die doch klare LinieLinie: Die Linie ist der Begriff für die Kabelverbindung zwischen elektrischen Geräten und dem Stromversorgungsnetz. Es handelt sich dabei um den Strompfad, der den Strom von der Quelle zu den Endgeräten leitet., die der Entwurf fährt. Denn im eigentlichen Sinne ist der Stil ja schon geprägt von Kitschmöbeln, kombiniert mit Pastelltönen. Und von „Unfertigem“. one home tritt dem Ganzen auch mal mit einer kräftigeren Farbe entgegen, wie den grünen FliesenFliesen: dünne, flache Platten aus Stein, Keramik oder Glas, die als Boden-, Wand- oder Arbeitsflächenbeläge verwendet werden. im Badezimmer. Und dem unfertigen Look wird hier auch als Kontrast das genaue Gegenteil vorgesetzt: nämlich „cleane“ und „saubere“ Elemente.
Vielleicht kann man bei dieser Shabby-Ausprägung vom Konservieren von Altem sprechen. Vermutlich wurde hier, wie man das oftmals so macht, der Putz mit einem Lack überzogen. Damit es nicht weiter bröckelt.
In Kooperation mit lightlive
Fotos: Karin Matz