Architektur und Erinnerung – kein leichtes und gewiss auch kein besonders heiteres Thema, das wir uns für das zwölfte „Baumeister Architektur-Quartett“ vorgenommen haben. Und auch keines, das von vornherein fest stand. Doch als wir gemeinsam mit unserem Partner Heidelberger Beton genauer auf aktuelle Bauprojekte in München blickten, merkten wir schnell: Hier geht es viel um den Umgang mit den SchattenSchatten: Eine dunkle oder abgedunkelte Fläche, die durch Abschattung oder Blockierung des Tageslichts entsteht. der Vergangenheit. Mit jenen Schatten, die mal in Form von Ausstellungsexponaten, vor allem aber auch räumlich in die Gegenwart hinein ragen.
Man kann eben, wenn man sich in der Nähe des Münchner Königsplatzes aufhält, die Tatsache nicht ignorieren, dass hier die NSDAP ihr Zentrum hatte, und zwar bis zum Schluss. Auch heute ist der Nazi-Geist noch sichtbar, nicht zuletzt in Form des früheren „Führerbaus“, in dem heute die Musikhochschule sitzt. Das Berliner Büro Georg Scheel Wetzel bauen hier das NS-Dokumentationszentrum, ein lange diskutiertes, inhaltlich hoch ambitioniertes Projekt. Dessen äußere Hülle setzt ein klares Zeichen. Hoch aufragend, geradezu provokativ weiß, konsequent modern. Aber vielleicht auch beliebig? Zu viel vorweg genommen sei hier nicht. Nur so viel: Man wird fragen müssen, ob Kategorien der „Anpassung an den Ort“ die richtigen sind in einem Umfeld, das eher als Inbegriff des Bösen zu verstehen ist denn als funktionierendes Stück Stadt.
Zumindest noch im indirekten Bannkreis des NS-Parteiviertels befindet sich unser zweites Objekt: der Großbau Peter Böhms, der das Museum Ägyptischer Kunst und die Hochschule für Fernsehen und Film beherbergt. Die Frage hier wird sein: Macht diese sich stark abschottende Architektur Sinn? Wie verhält sich das Museum zu seinen angrenzenden Stätten des institutionalisierten Horrors?
Daneben geht es in der Diskussion eines Museumsbaus aber natürlich noch um den Umgang mit der Vergangenheit in einem ganz anderen Sinn. Wie „transportiert“ ein historisches Museum Vergangenheit in seiner Architektur? In der Einleitung zu dem exzellenten, gerade bei Ruby Press erschienenen Buch „The City as a Project“ schreibt Herausgeber Pier Vittorio Aureli: „Architecture has had a decisive role in forming ideas, concepts, and paradigms through which the city has evolved.“ Sein gesamtes Buch arbeitet die politische und sinnstiftende Intentionalität heraus, welche Architektur und Städtebau mit sich bringen – und schon immer mit sich brachten. Bezogen auf einen Museumsbau bedeutet dies: Dieser präsentiert das Vergangene nie neutral. Er setzt es in Beziehung zur Gegenwart und arbeitet heraus, was wir in der Vergangenheit sehen (sollten). Dies betrifft sogar so weit im Früher liegende Vergangenheiten wie die Zeit der alten Ägypter.
Fakt ist: Das Interesse an der Vergangenheit nimmt zu. Die Formen der reinen Gegenwart wirken bezuglos, sie langweilen uns. Auch von daher ist es vielleicht sogar passend, dass alte Bunkeranlagen mehr und mehr eine neue Nutzung erfahren. Hier wird Historie zum Bezugsrahmen für die Architektur. Das Resultat kann, muss aber kein Wohnraum sein. Im FalleEine Falle in der Architektur ist ein Mechanismus, der verwendet wird, um eine Tür, ein Fenster oder eine andere Öffnung in einer Position zu halten oder zu verriegeln. Es handelt sich meist um einen Bolzen oder ähnliches, der in eine entsprechende Aussparung greift. Die Falle verhindert, dass die Tür oder… des Hochbunkers an der Ungererstraße ist es dies zum Teil. Raumstation Architekten haben hier, wie sie selbst offen schreiben, eine „neue städtebauliche Dominante“ geschaffen. Die Frage ist, in welcher Form diese Dominanz sich in konstruktive Raumerfahrungen niederschlägt – und welche Rolle die Vergangenheit des 1943 fertig gestellten Bunkers dabei spielt.
Kurzum: Das Thema, das wir uns mit unseren Gästen Axel Hacke, Stephan Braunfels und Jeanette Kunsmann vorgenommen haben, ist breit und kontrovers. Schauen wir mal, wie kontrovers es am 30. Oktober wird.
Die Veranstaltung findet am 30. Oktober um 19 Uhr (Einlass ab 18.30 Uhr) im Staatlichen Museum für Ägyptische Kunst, Gabelsbergerstr. 35, München statt.
Podiumsgäste
Axel Hacke, Schriftsteller, Kolumnist des SZ-Magazin, München
Jeanette Kunsmann, Chefredakteurin BauNetz, Berlin
Stephan Braunfels, Architekt, München/Berlin
Moderation: Alexander Gutzmer, Chefredakteur Baumeister, München
Projekte
NS-Dokumentationszentrum München
Architekten: Georg Scheel Wetzel Architekten, Berlin
Bauherren: Stadt München, Freistaat Bayern, Bund
Hochbunker München
Architekten: Raumstation, Starnberg bei München
Bauherr: Euroboden – Stefan Höglmaier
Staatliches Museum Ägyptischer Kunst – Hochschule für Fernsehen und Film in München
Architekt: Peter Böhm Architekten, Köln
Bauherr: Freistaat Bayern
Eintritt bei Anmeldung bis zum 22. Oktober frei. Anmeldung über Formular unten:
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