Mit dem hübschen Titel „Sleeping Beauty“ ist eine Ausstellung überschrieben, die als eine der zahlreichen peripheren Präsentationen während der Architekturbiennale in Venedig zu sehen ist. Drüben auf der Giudecca nahe Redentore haben die Kuratoren Georg Vrachliotis vom Karlsruher Institut für Technologie KIT bzw. der Architektursammlung saai und Sally Below eine schrundige Werfthalle ausfindig gemacht und bespielen sie mit einer wunderbaren Ausstellung über die Multihalle in Mannheim. Wie bekannt, liegt der 1974/75 anlässlich einer Bundesgartenschau von Frei Otto und Carlfried Mutschler errichtete Experimentalbau, bis heute die größte freitragende Holzgitterschalenkonstruktion der Welt, seit Jahren im Dornröschenschlaf.
Lange Jahre bemühten sich Architekten, Ingenieure und Hochschulen um die Sanierung und Wiederbelebung des Bauwerks, schmiedeten Pläne, gründeten Initiativen. Die Stadt könne das Vorhaben nicht allein stemmen, hieß es immer; die große Lösung wollte niemand beherzt angehen. Erst in jüngster Zeit ist in Mannheim offenbar das Bewusstsein für die epochale Bedeutung der Halle gewachsen – und die Überzeugung, dass es sich um eine Attraktion handelt, die zu aktivieren es lohnt. Ein Verein Multihalle e. V. wurde gegründet, dem Stadtverwaltung, Gemeinderat, saai und Architektenkammer angehören. Inzwischen hat sich offenbar auch der seit 2007 amtierende Oberbürgermeister Peter Kurz überzeugen lassen und hat sich die Sanierung auf die Fahne geschrieben.
Jedenfalls assistierte er Baustaatssekretär Gunther Adler bei der Eröffnung der Ausstellung und sprach hoffnungsvolle Worte. Es gehe nicht um Restaurieren, es gehe um Interpretieren, skizzierte er das Vorhaben. In der Tat gibt es Umbauüberlegungen, etwa indem die zu erneuernde Dachhaut durch eine solarenergieaktive Haut ersetzt wird. Die von Marc Frohn gestaltete Ausstellung erklärt sehr plausibel und nachvollziehbar Idee, Entstehung und Konstruktion der Halle. Der vom Dachtragwerk abgehängte Tischrahmen ist Frei Ottos damaligem Tragwerksexperiment nachgebildet, die Leuchten den damals für die Tragwerksexperimente verwendeten Stativen.
Fotos: Marc Frohn.