25.07.2014

Öffentlich

Schattenspiel mit Sinn und Sinnlichkeit

Architect: Boonserm Premthada (Bangkok Project Studio)

Das „Kantana Film and Animation Institute“ in Thailand ist ein Hybridwesen aus Skulptur und 
cleverer, unscheinbarer Haus­technik. Vor Kurzem wurde der außergewöhnliche Bau aus handgemachten Ziegeln mit dem Wienerberger Brick Award 2014 ausge­zeichnet. Ein Interview mit dem Architekten von Bangkok Project Studio.

Baumeister: Würden Sie sich als sinnlichen Architekten bezeichnen?
Boonserm Premthada: Danke für diese Erkenntnis! Ja, auf jeden Fall. In meiner Familie gab es immer schon Architekten und Baumeister, und sie alle haben immer schon mit ein­fachen, aber sinnlichen Baustoffen und mit einem Fokus auf handwerkliche Fertigungs­methoden gebaut. Das ist Teil der traditionellen thailändischen Architektur.


Kantana Film and Animation Institute

Katana Film and Animation Institute

B: Warum gerade Ziegel?
BP: Ich arbeite meist mit Ziegeln. Das ist ein einfacher, billiger Baustoff, der ein gewisses Arbeitsvolumen erfordert, der viele Menschen in den Fertigungsprozess einbindet und der auf diese Weise regionale Arbeitsplätze schafft. Damit bleibt die Wertschöpfungskette dort erhalten, wo sie auch sinnvoll ist. Natürlich könnte ich auch mit Beton bauen. Aber dann landet das Geld nicht bei den bedürftigen Menschen auf dem Land, sondern bei den ohnehin schon ver­mögenden Zementkon­zernen. Das will ich nicht.

B: Wo werden die Ziegel produziert?
BP: Direkt vor Ort. Es ist alles da, was wir brauchen: Lehm, Brennöfen und Arbeitskräfte. Doch leider gehen diese Aspekte in der modernen, zeitge­nössischen Architektur zusehends verloren. Erst kürzlich habe ich mit meinen Studenten einen Ausflug ins letzte, vollständig erhaltene Ziegeldorf Thailands gemacht. Das muss man sich einmal vorstellen!


Katana Film and Animation Institute

Katana Film and Animation Institute

B: Sie haben das zeitgenössische Bauen angesprochen. Wie sieht das heutige Thailand aus?
BP: Nicht gut. Die Ausbildung in Thailand ist sehr problematisch. Die meisten Studenten lernen Architektur, indem sie das kopieren, was Zaha Hadid baut. Sie lernen raffinierte, formale Fassadenspiele. Das ist alles. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die moderne thailändische Architektur im Schatten der „futuristischen“, von Stars geprägten Plastikarchitektur steht. Mit Projekten wie dem Kantana Film and Animation Institute will ich uns diesen Reichtum der Vergangenheit, der längst vergessen scheint, wieder ins Gedächtnis rufen. Denn nur so ist es möglich, dem menschlichen Maßstab und den sozialen Bedürfnissen von uns allen gerecht zu werden.

B: Wie würden Sie den Stellenwert des Architekten in Thailand beschreiben?
BP: Als thailändischer Architekt hat man es nicht leicht. Der Berufsstand hat ein schlechtes Image, wenn er in der allge­meinen Wahrnehmung denn überhaupt existent ist. Bei
öffentlichen Projekten beträgt das gesetzlich festgesetzte Architektenhonorar 1,75 Prozent der Gesamtbausumme. Muss ich Ihnen noch mehr sagen?

B: Wovon leben Sie dann?
BP:(lacht) Von Licht, Luft und Liebe. Für Letzteres ist meine Frau Paula verantwortlich, die eigentlich Rechtsanwältin ist, mich aber nebenberuflich in meinem Büro unterstützt. Sie ist mein heimlicher Boss. Ohne sie hätte ich schon längst zusperren müssen.

Mehr dazu gibt es ab 1. August im Baumeister 8/2014

Fotos: Pirak Anurakyawachon

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