Das „Kantana Film and Animation Institute“ in Thailand ist ein Hybridwesen aus Skulptur und cleverer, unscheinbarer Haustechnik. Vor Kurzem wurde der außergewöhnliche Bau aus handgemachten Ziegeln mit dem Wienerberger Brick Award 2014 ausgezeichnet. Ein Interview mit dem Architekten von Bangkok Project Studio.
Baumeister: Würden Sie sich als sinnlichen Architekten bezeichnen?
Boonserm Premthada: Danke für diese Erkenntnis! Ja, auf jeden Fall. In meiner Familie gab es immer schon Architekten und Baumeister, und sie alle haben immer schon mit einfachen, aber sinnlichen Baustoffen und mit einem Fokus auf handwerkliche Fertigungsmethoden gebaut. Das ist Teil der traditionellen thailändischen Architektur.
B: Warum gerade ZiegelZiegel: Der Ziegel ist ein massives Baumaterial, das aus Ton oder Lehm gebrannt wird. Es gibt verschiedene Arten von Ziegeln, die jeweils für unterschiedliche Zwecke verwendet werden.?
BP: Ich arbeite meist mit Ziegeln. Das ist ein einfacher, billiger Baustoff, der ein gewisses Arbeitsvolumen erfordert, der viele Menschen in den Fertigungsprozess einbindet und der auf diese Weise regionale Arbeitsplätze schafft. Damit bleibt die Wertschöpfungskette dort erhalten, wo sie auch sinnvoll ist. Natürlich könnte ich auch mit Beton bauen. Aber dann landet das Geld nicht bei den bedürftigen Menschen auf dem Land, sondern bei den ohnehin schon vermögenden Zementkonzernen. Das will ich nicht.
B: Wo werden die Ziegel produziert?
BP: Direkt vor Ort. Es ist alles da, was wir brauchen: LehmLehm: Lehm ist eine natürliche, aus Tonmineralien und anderen Bestandteilen bestehende Substanz. Er wird als Baustoff eingesetzt und eignet sich aufgrund seiner guten wärme- und feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften besonders gut zur Herstellung von Lehmwänden und -decken., Brennöfen und Arbeitskräfte. Doch leider gehen diese Aspekte in der modernen, zeitgenössischen Architektur zusehends verloren. Erst kürzlich habe ich mit meinen Studenten einen Ausflug ins letzte, vollständig erhaltene Ziegeldorf Thailands gemacht. Das muss man sich einmal vorstellen!
B: Sie haben das zeitgenössische Bauen angesprochen. Wie sieht das heutige Thailand aus?
BP: Nicht gut. Die Ausbildung in Thailand ist sehr problematisch. Die meisten Studenten lernen Architektur, indem sie das kopieren, was Zaha Hadid baut. Sie lernen raffinierte, formale Fassadenspiele. Das ist alles. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die moderne thailändische Architektur im SchattenSchatten: Eine dunkle oder abgedunkelte Fläche, die durch Abschattung oder Blockierung des Tageslichts entsteht. der „futuristischen“, von Stars geprägten Plastikarchitektur steht. Mit Projekten wie dem Kantana Film and Animation Institute will ich uns diesen Reichtum der Vergangenheit, der längst vergessen scheint, wieder ins Gedächtnis rufen. Denn nur so ist es möglich, dem menschlichen Maßstab und den sozialen Bedürfnissen von uns allen gerecht zu werden.
B: Wie würden Sie den Stellenwert des Architekten in Thailand beschreiben?
BP: Als thailändischer Architekt hat man es nicht leicht. Der Berufsstand hat ein schlechtes Image, wenn er in der allgemeinen Wahrnehmung denn überhaupt existent ist. Bei
öffentlichen Projekten beträgt das gesetzlich festgesetzte Architektenhonorar 1,75 Prozent der Gesamtbausumme. Muss ich Ihnen noch mehr sagen?