Am vergangenen Montag, den 24.01.2022, verstarb Silvia Gmür im Alter von 82 Jahren. Bekannt wurde die Basler Architektin durch ihre strengen und radikalen Bauten mit stark plastischem Ausdruck.
Am vergangenen Montag, den 24.01.2022, verstarb Silvia Gmür im Alter von 82 Jahren. Bekannt wurde die Basler Architektin durch ihre strengen und radikalen Bauten mit stark plastischem Ausdruck.
Sie war eine der großen Schweizer Architektinnen und hinterlässt ein eindrucksvolles Werk: Silvia Gmür. Am Montag, den 24.01.2022, verstarb die Basler Architektin, die für Bauten mit stark plastischem Ausdruck steht, im Alter von 82 Jahren.
Vor 50 Jahren, im Jahr 1972, gründete Silvia Gmür in Basel ihr eigenes Architekturbüro nach Praxisjahren in Zürich (Ernst Gisel), Paris, London und New York (Mitchell/Giurgola Architects). Damals war es noch ziemlich außergewöhnlich, dass eine Frau allein ein Büro führte. 2005 startete sie es zusammen mit ihrem Sohn Reto Gmür neu. Seit 2018 war sie Senior Consultant des Büros und bis vor zwei Jahren noch vor Ort präsent.
Mit Wohnhäusern, aber vor allem mit Spitalbauten in Graubünden, Basel, St. Gallen und Solothurn hat Silvia Gmür sich einen Namen gemacht. Die Formensprache ihrer streng und poetischen, radikal und klassischen Bauten entwickelte sie aus der Beschäftigung mit der Geschichte der Architektur und deren geometrischen Grundlagen. Charakteristisch für ihre Entwürfe war außerdem die besondere Aufmerksamkeit für das Zusammenspiel von Material, Oberfläche, LichtLicht: Licht bezeichnet elektromagnetische Strahlung im sichtbaren Bereich des Spektrums. In der Architektur wird Licht zur Beleuchtung von Räumen oder als Gestaltungselement eingesetzt. und Bewegung. „Ich wollte immer einen gestalterischen Beruf“, erzählte Silvia Gmür einmal. „Ich habe zuerst daran gedacht, als Kind, Bildhauerin zu werden. Relativ spät, kurz vor dem Studienbeginn, habe ich mich für Architektur entschieden. Ich war insofern vielleicht ein bisschen vorbelastet, da mein Vater und mein Großvater aus der Baubranche kamen.“
Mit Sohn Reto entwarf die Architektin dann unter anderem das Institut für Pathologie / Institut für Rechtsmedizin des Kantonsspitals St. Gallen (2005/2011) sowie das Zweifamilienhaus Casa ai Pozzi in Minusio (2009/2010). In den Jahren 1995 bis 2001 arbeitete sie intensiv mit Livio Vacchini in Basel und Locarno zusammen. Zudem führte sie den UmbauUmbau ist ein Begriff, der sich auf die Veränderung oder Renovierung eines bestehenden Gebäudes oder Raums bezieht. des Geschäftshauses Papyrus AG in Basel (1998/1999) sowie drei Häuser in Beinwil (1995/1999) aus. Darüber hinaus verwirklichte den Umbau und die Erweiterung des Klinikums 1 West mit neuem OP-Trakt und neuer Frauenklinik in Basel (1997/2003).
Mehrfach wurde die Architektin ausgezeichnet, unter anderem im Jahr 2011 mit dem renommierten Prix Meret Oppenheim der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Damals urteilte die Jury: „Mit Silvia Gmür zeichnet das Bundesamt für Kultur eine Architektin aus, die in den letzten Jahrzehnten einen eigenen Akzent von klassischer Schönheit gesetzt hat. Die Bauten der Architektin charakterisieren sich durch ihre prägnante Sprache außerhalb des Mainstreams.“ Hinzu kam der Kulturpreis Riehen (2001) sowie mehrmals der Best Architects Award, zum Beispiel für das Wohnhaus Müller, Basel (2011), für das Kantonsspital St. Gallen (2012) oder jüngst für das Bürgerspital in Solothurn (2021).
Doch das Wirken der gebürtigen Zürcherin ging über das Konstruieren und die Gestaltung der Umwelt hinaus. Sie lehrte als Gastdozentin (Architekturentwurf) an der ETH Zürich. Dort hatte sie selbst von 1959 bis 1964 Architektur studiert und das Diplom bei Werner Moser gemacht. Zudem war sie in verschiedenen Gremien, etwa der Stadtbildkommission Kanton Basel-Stadt und der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege, aktiv. 1994 saß sie zum Bespiel neben Leza Dosch, Tita Carloni, Christian Menn und Stefan Engler als Jurymitglied der Auszeichnungen für gute Bauten Graubünden. Außerdem präsidierte sie als erste Frau den Bund Schweizer Architektinnen und Architekten (BSA), der seinen Namen im letzten Jahr unter der zweiten Präsidentin Ludovica Molo mit der weiblichen Form erweiterte.
„Wir sind Silvia unendlich dankbar für ihr Engagement für die Architektur, ihre Suche nach einem zeitlosen gestalterischen und räumlichen Ausdruck in Gebäuden des Gesundheitswesens, in Wohnbauten oder auch öffentlichen Bauten“, hinterlässt Sohn Reto Gmür auf der Website des gemeinsamen Büros. „Das Architekturbüro hat sich immer mit großer Leidenschaft für die Architektur und gute Lösungen im Sinne des Menschen eingesetzt. Wir werden diese Tradition in Silvias Sinn bewahren und weiterführen.“
Tipp: Ein ausführliches, transkribiertes Interview mit Silvia Gmür (Mai 2013) zu ihrer Ausbildung, ihren Vorbildern, ihrem architektonischen Werk, ihrer Praxis und zur Stellung der Frau in der Architektur finden Sie im Oral History Archiv, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta), ETH Zürich.
Ein Porträt des Büros schrieb Roberto Masiero: Silvia Gmür Reto Gmür Architekten (dreisprachig, 2016). In der kürzlich erschienen Publikation „Frauen in der Architektur. Rückblicke, Positionen, Ausblicke“, herausgegeben von Ursula Schwitalla (2021), kommt Silvia Gmür mit einem eigenen Projekt zu Wort.