Shigeru Ban. Dieser Name ist spätestens seit der letzten Pritzker-Preis-Bekanntgabe ein Begriff. Google spuckt ganze 1.540.000 Ergebnisse aus, wenn man nach dem japanischen, vorzugsweise in schwarz gekleideten Herren sucht. Vor gut zwei Wochen wurde in Amsterdam der offizielle Titel während einer großen Zeremonie verliehen und am Tag darauf gab es in kleinerer Runde ein Interview mit Shigeru.
Da man nicht alle Tage einen Pritzker-Preisträger aus nächster Nähe bestaunen kann, wurde mit einigen Kollegen beschossen, sich einmal mehr auf den Weg nach Amsterdam zu machen, um am Interview teilzunehmen. Ich muss sagen, ich hätte in keinster Weise das erwartet, was wir an diesem Nachmittag erlebt haben. Eine entspannte Atmosphäre in kleinem Rahmen – man hatte, genau wie zur Verleihung, wieder das Rijksmuseum als Veranstaltungsort gewählt – machte es möglich, einen fast privaten Eindruck des Architekten zu bekommen. An die Wand projiziert, einige von Shigeru Ban ausgewählte Bilder, die als Illustration der Diskussion dienten. Darunter das Centre Pompidou-Metz, eine Skizze von John Hejduk, Frei Otto, die Paper Church in Kobe und einiges mehr. Die Veranstaltung beginnt mit einer knappen Einführung, dann wird diskutiert – oder viel mehr erzählt.
Von Shigerus’ Anfängen, die nicht etwa von japanischen Architekten, sondern von amerikanischen geprägt waren, bis hin zu seiner Arbeit für Krisengebiete – die er gern ohne jeglichen Einfluss der Politik verwirklicht hätte, weil die viel zu langsam sei – wurden viele Themen besprochen und auch dem Publikum war es möglich, Fragen zu stellen. Es ging um Verantwortung, seinen kulturellen, wie gedanklichen Hintergrund. Struktur, Materialität und natürlich Papier. Man spürte, wie sehr er als Architekt wirklich hinter dem steht, was er sagt.
In der Presse wurde die diesjährige Vergabe des Pritzker-Titels durchaus kontrovers diskutiert. Die Architektur sei nicht visionär genug. Nicht ikonenhaft genug. Shigeru Ban ist mit Sicherheit kein „Stararchitekt“ im herkömlichen Sinne. Doch das ist etwas, wie ich finde, was ihn umso beeindruckender und inspirierender macht. Seine Unverfälschtheit, die man auch in seinen Projekten wiedererkennen kann. Er investiert genausoviel Zeit in Hilfsprojekte wie in seine regulären Projekte. Der Faktor Mensch spielt eine wichtigere Rolle als die reine Form.
Am Ende des Interviews erzählte er vom Vortag. Wie nervös es ihn gemacht hätte, dass Rem Koolhaas in der ersten Reihe gesessen sei und furchtbar ernst geschaut hätte. Auf gewisse Weise sehr beruhigend, dass nicht einmal Pritzker-Preisträger vor der Omnipräsenz Rem Koolhaas gefeit sind.
Quick Update – die letzten Wochen im Büro
Seit dem letzten Beitrag ist einige Zeit vergangen und viel passiert – der letzte Monat bei MVRDV beginnt für mich mit dieser Woche. Aber es gibt auch sehr gute Neuigkeiten: Mein Team konnte Wettbewerb Nummer Eins an dem ich mitgearbeitet habe, für sich entscheiden. Es wurde bereits angestoßen und gefeiert. Genauere Infos zum Wettbewerb und hoffentlich auch Bilder gibt es dann im nächsten Beitrag!
Und was war sonst so los in Rotterdam?
Gesehen: Vorträge von Kengo Kuma und Shigeru Ban in Delft und Amsterdam. Außerdem die Rotterdamsche Biennal IABR zum Thema “urban by nature”
Gelesen: O.M. Ungers – The Dialectic City
Geklickt: Den Livestream zur Pritzker Architecture Prize Ceremony
Gefragt: Ist m2-Optimierung noch Architektur?
Gelernt: In der Schweiz ist alles anders. Da gibt es einen Bombenschutzraum.
Gedacht: Wie? Gewonnen? Hallo Adrenalin!
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