18.08.2021

Wohnen

Schwedisches Künstlerhaus

Künstlerhaus FörstbergLing

Künstlerhaus FörstbergLing

Wo andere Ferien machen, arbeiten eine Industriedesignerin und ein Künstler. Umgeben von Wäldern und Wiesen haben die Architekten FörstbergLing einem kreativen Paar ein Künstlerhaus gebaut. Es dockt an ein kleines Siedlerhaus an, das am Rande des Ortes Röstånga liegt.

Fotos: Markus Linderoth
Fotos: Markus Linderoth
Fotos: Markus Linderoth

Die Lage des Künstlerhauses

 

Zunächst sieht man nur ein unauffälliges kleines Einfamilienhaus. Es liegt wie so viele Häuser des Ortes etwas von der Straße abgerückt. Mit seiner weißen Eternit-Fassade und seinem in die Jahre gekommenem Satteldach würde eigentlich keiner zweimal hinsehen. Doch wer dies tut, entdeckt einen neuen Nachbarn. Angedockt an das Siedlerhaus liegt ein neuer, schwarzer Baukörper. Vielmehr ist zunächst nicht zu erkennen. Erst der genaue Blick zeigt: Neben dem alten Haus ist ein unaufgeregtes und doch überraschendes Künstlerhaus entstanden.

Der kleine Ort Röstånga liegt in Südschweden, etwa 50 Kilometer von Malmö und 50 Kilometer von Helsingborg entfernt. Hier, inmitten von Wäldern, Wiesen und Feldern, suchen viele Erholung. Vielmehr bietet der kleine Ort auch nicht. Er ist eine Ansammlung von Einfamilien- oder Ferienhäusern. Seine Attraktivität hat jedoch durch den 2001 eingerichteten Söderåsen National Park gewonnen. Denn in Röstånga liegt ein Eingang zu diesem neuen, schwedischen Nationalpark. Das Künstlerpaar Jenny Nordberg und Andreas Kurtson kommen jedoch nicht wegen des hügeligen Parks nach Röstånga. Vielmehr lockt sie ihr neues Künstlerhaus hierhin.

 

Fotos: Markus Linderoth
Fotos: Markus Linderoth

Unauffällige Erscheinung

 

Die Bauaufgabe, die das kreative Paar formulierte, lautete: einen großen, offenen Atelierraum zu bauen, der wenig kostet. Dieser Aufgaben nahmen sich die Architekten Björn Förstberg and Mikael Ling aus Malmö an. Seit letztem Jahr ist das Resultat für den, der genau hinsieht, zu bewundern. Denn das neue Künstlerhaus nimmt sich ganz zurück. Es dockt an die Nordwest-Ecke eines alten, unauffälligen Siedlerhauses an. Von dort ragt sein großflächiger, quadratischer Grundriss weit in das Gartengrundstück hinein. Obwohl der Neubau des Künstlerhauses mehr Quadratmeter umfasst, als das alte Haus, bleibt er unauffällig. Dazu trägt vor allem seine dunkle, monochrome Farbigkeit bei. Sowohl Dach- als auch Fassadenflächen sind in schwarze Dachpappe gehüllt. Lichtdurchlässige Unterbrechungen gibt es nur zur privaten Gartenseite und auf dem Dach. Zur Straße präsentiert sich das Künstlerhaus als Black Box.

Alles einfach

Schon der Grundriss des Künstlerhauses ist einfach. Er basiert auf einem Quadrat von kaum zehn Metern Seitenlänge. Über diesem Quadrat schwebt ein Tragwerk aus Leimbindern, das wiederum Quadrate formt. Auf dem Tragwerk liegen vier Lichtkuppeln auf. Sie überspannen jeweils vier Quadrate der Tragstruktur und bringen viel indirektes Licht in das Künstlerhaus. Die Wände des eingeschossigen Hauses zeigen den unbehandelten, hellen Porenbeton des Mauerwerks. Die hellgrauen Wandflächen strahlen Arbeitsatmosphäre aus.

Der Fußboden ist ähnlich einfach, erstrichartig, hellgrau und unempfindlich. Im Innere des Künstlerhauses bestehen nur die Leimbinder, die Fenster und Türen aus Holz. An allen vier Seiten des Hauses gibt es Öffnungen. Zum angrenzenden Gartengrundstück liegen große Fenster mit Türen aus hellem Holz. Die Verbindung zum alten Siedlerhaus hingegen besteht aus einer schlichten Tür, die über einige Stufen zu erreichen ist. Die Verbindung vom Künstlerhaus zur Straße stellt eine zweiflügelige Tür her.

Fotos: Markus Linderoth
Fotos: Markus Linderoth
Fotos: Markus Linderoth
Fotos: Markus Linderoth
Fotos: Markus Linderoth

Schwarze Haut mit hellgrauem Saum

 

Nach außen zeigt das Künstlerhaus wenig. Seine Fassade und sein Dach sind mit schwarzer Dachpappe verkleidet. In dieser dunklen, monochromen Haut verschwindet auch die zweiflügelige Eingangstür, die von der Straßenseite in den Atelierraum führt. Die dunkle Hülle versteckt auch die Leimbinder, die von innen nach außen ragen und einen großen, weit auskragenden Dachüberstand bilden. Das dunkle, lichtaufsaugende Äußere des Künstlerhauses steht in Kontrast zu seinem lichtdurchfluteten Inneren. Ein wenig helle Farbe findet sich aber auch am Außenbau. Der gesamte Baukörper ruht auf einem wenige Zentimeter hohen, hellgrauen Betonsockel, der wiederum von Kiesflächen umgeben ist.

 

Fotos: Markus Linderoth
Fotos: Markus Linderoth
Fotos: Markus Linderoth
Fotos: Markus Linderoth
Fotos: Markus Linderoth

 

Auch die mit gekiesten Erschließungsflächen sind schlicht und einfach. Dort wo sie an die Grünflächen des Grundstücks grenzen, trennt die beiden Elemente ein Streifen auf Corten-Stahl. Von dieser Einfachheit ist der gesamte Garten geprägt. Mit verschieden bewachsenen Flächen, Obstbäumen, Zäunen und alten Schuppen lasst er eher an Arbeit denn an Entspannung denken.

Fotos: Markus Linderoth

Die Architekten und ihr Werk

Die Entwerfer des Künstlerhauses, Björn Förstberg and Mikael Ling, arbeiten seit 2015 in Malmö zusammen. Ihre Projekte, die von Gebäuden und Innenausstattungen bis zu Möbeln und Objekten reichen, zeugen sowohl von technisch als auch von ästhetisch hohem Anspruch. FörstbergLing gestalten für eine lange Lebensdauer und mit hoher Integrität. Ihre Konzepte und Materialien sind intensiv durchdacht und sorgfältig ausgewählt. Dadurch fallen die Werke der Schweden oft in die Sphäre zwischen Offensichtlichem und Überraschendem. Das ist auch der Fall in Röstånga. Im Künstlerhaus ist vieles offensichtlich und einfach und doch alles gleichermaßen überraschend und anders.

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