08.01.2020

Portrait

Baumeister der Zukunft: In Memoriam Syd Mead

Sid Meads “Voight-Kampff Device” (Foto: Bernard Goldbach from Cashel


Der unerreichte Titan

Der amerikanische Filmgestalter Syd Mead verstarb am 30. Dezember 2019 im Alter von 86 Jahren. Durch ihn wurden Filme wie “Blade Runner” zu dem Erfolg – und Kultfilm, der sie unvergessen macht. Erst am 1. November 2019 feierten seine Fans den “Blade Runner Day”, da der futuristische Film noir von 1982 in einer Dystopie im November vergangenen Jahres spielt. Nun betrauern Fans den Tod des bedeutenden Visionärs.

Das reizvolle an der Zukunft ist, dass sie weder greifbar, sichtbar, noch erfassbar ist. Und dass sie schlicht und einfach noch nicht ist. Grafiker der Science Fiction haben es sich zur Aufgabe gemacht, spekulative Zukunftsuniversen zu visualisieren, und deren gibt es viele. Doch es gab nur einen Visual Futurist – Syd Mead. Der US-amerikanische Designer, der durch seine Illustrationen für die Filmbranche und die Autoindustrie internationale Bekanntheit erreichte, ist soeben verstorben.

Mead wurde 1933 im US-Staat Minnesota geboren, diente in der Army und studierte Design. Nach seinem Abschluss am ArtCenter in Los Angeles war er im “Advanced Styling Center” der Ford Motor Company tätig, wo er futuristische Entwürfe von Fahrzeugen in eine nahe Zukunft projizierte. Mead machte sich in den 1970ern selbstständig und produzierte Visualisierungen für grosse Industriekonzerne, darunter Philips, Sony oder Chrysler. Doch nicht nur das: Seine Grafiken bevölkerte er mit Menschen und platzierte sie in urbane Environments.

Auf den bildmächtigen Darstellungen zukünftiger Welten und deren Produkte gründet der Mythos Mead. In der goldenen Ära des Science Fiction Films der 1970er und 1980er war es daher kein Wunder, dass man in Hollywood auf den Visionär aufmerksam wurde. Mit seinen Designs wirkte er bei Star Trek: Der Film, Tron, 2010, Aliens und nicht zuletzt Blade Runner mit – seine wohl relevanteste Arbeit im Medium Film. Er entwarf nämlich nicht nur Maschinen und Fahrzeuge, sondern auch die gebaute Umwelt, in der diese technologischen Zukunftswunder ihren Einsatz erfuhren.

Syd Mead war mehr als nur eine Inspiration für alle diejenigen, die ein Interesse an der Visualisierung potentieller Welten von Morgen haben. Er gilt unter Designern in den Bereichen Film, Industrie oder Computerspiel als Titan, als unerreicht. Ebenso schätzen Kenner unter Architekten und Städtebauern seine Grafiken. Neben seiner Arbeit für Blade Runner stellt das Weltraumhabitat in Neill Blomkamps im Jahr 2013 produzierten Film Elysium nur ein weiteres Beispiel für die faszinierenden Siedlungsräume der Zukunft dar, für die Mead verantwortlich zeichnete.

Eine laufende Ausstellung in der Architekturgalerie O&O Depot Berlin würdigt bis zum 30. Januar 2020 seine visionäre Designkunst.

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