Le Corbusier

Le Corbusier gilt als Pionier des Brutalismus und begründete die neue Architektur mit. Seine umstrittenen Großprojekte brachten ihn aber auch in Verruf.

Le Corbusier im Jahre 1964 © Joop van Bilsen / Anefo, CC0 via Wikimedia Commons
Le Corbusier im Jahre 1964 © Joop van Bilsen / Anefo, CC0 via Wikimedia Commons

Autorin: Laura Puttkamer

Le Corbusier: Der Beginn des Brutalismus

Le Corbusier war einer der einflussreichsten Architekten und Stadtplaner. In seinen Designs kombinierte er funktionale Aspekte mit kühnem Expressionismus. Damit war er Teil der ersten Generation der Internationalen Architekturschule. Hier erfahren Sie alles, was Sie über Le Corbusier wissen müssen. 

Ein einflussreicher und kontroverser Architekt

Charles-Édouard Jeanneret-Gris wurde am 6. Oktober 1887 in La Chaux-de-Fonds in der Schweiz geboren. Er war der Sohn einer Uhrmacherfamilie. Bis zum Alter von 13 Jahre besuchte er die Schule. Danach ging er auf die École des Art Décoratifs in La Chaux-de-Fonds, um das Emaillieren und das Gravieren von Ziffernblättern zu lernen. Sein Lehrer, Charles L’Eplattenier, erkannte das Talent des Jungen und entschied, dass er Architekt werden sollte. So erhielt Le Corbusier erste Arbeitserfahrung.

Obwohl Le Corbusier ohne Zweifel zu den einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts gehörte, hatte er keine formelle Ausbildung als Architekt. Über seine lange Karriere arbeitete der schweizerisch-französische Architekt auch als Stadtplaner, Maler, Zeichner, Bildhauer, Möbel-Designer und Autor. Seine neuen Ideen lösten Begeisterung, aber auch Kontroversen aus. Insgesamt veröffentlichte er über 50 Bücher und initiierte mit CIAM (Congrès Internationaux d’Architecture Moderne) eine neue, modernistische Städtebau- und Architekturbewegung. Die Betongebäude des Architekten begründeten den Architekturstil des Brutalismus.

Kapelle Notre Dame du Haut in Ronchamp via Pixabay
Kapelle Notre Dame du Haut in Ronchamp via Pixabay

Das Pseudonym Le Corbusier nahm Charles-Édouard Jeanneret-Gris zu Ehren seiner Urgroßmutter an, die mit Nachnahmen Lecorbésier hieß. Zudem erinnert sein Spitzname an das französische Wort für Rabe, corbeau. Der Architekt verstarb am 27. August 1965 in Cap Martin im Alter von 1977 als Folge eines Herzinfarktes.

Die Karriere von Charles Jeanneret

Zu Beginn seiner Karriere war Le Corbusier stark von der Art-and-Crafts-Bewegung sowie von Art Nouveau beeinflusst. Er begann damit, 1905 gemeinsam mit Mitschülern die Villa Fallet für seinen Lehrer zu entwerfen. Danach folgten eigene Entwürfe sowie Studienreisen nach Norditalien, Budapest und Wien, Paris und Deutschland. Diese Reisen wurden von seiner Schule in La Chaux-de-Fonds unterstützt und bestanden in teils monatelangen Aufenthalten, während derer Le Corbusier mit örtlichen Architekten lebte und arbeitete.

Ab 1917 lebte Charles Jeanneret in Paris und konzentrierte sich vorerst auf die Malerei. In den 1920er Jahren entwickelte Le Corbusier dann seine berühmten Fünf Punkte einer neuen Architektur. Diese setzte er unter anderem in Wohnhäusern wie Maison Citrohan um. Sie alle zeichnen sich durch Stahlbetonträger, einen quaderförmigen Baukörper aus Serienfertigung und tragende Seitenwände aus.

Wohnhäuser von Le Corbusier in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung © Andreas Praefcke, CC BY 3.0
Wohnhäuser von Le Corbusier in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung © Andreas Praefcke, CC BY 3.0

Im Rahmen zahlreicher Ausstellungen und Wettbewerbe verbreitete Le Corbusier in diesen Jahren seine Ideen für eine neue Architektur in Wohnhäusern. Dazu gehören auch puristische und kubistische Malereien sowie modernes, funktionales Mobiliar. Designermöbel wie die Chaiselongue LC4 und das Sofa LC3 sind bis heute bekannt und beliebt.

Ab 1930 war Le Corbusier französischer Staatsbürger. Er heiratete das aus Monaco stammende Model Yvonne Gallis. Es folgten zahlreiche weitere internationale Reisen und Aufträge in Architektur und Stadtplanung.

Einfluss von Le Corbusier

Der Architekt war federführend an der Ausarbeitung und Verabschiedung der Charta von Athen beteiligt. Diese führte das Konzept der Trennung von Arbeit, Wohnen und Erholung ein, was großen Einfluss auf den Städtebau der 1950er und 1960er Jahre hatte. Pläne von Le Corbusier „La Ville Radieuse“ sind bis heute bekannt. Die teils rigorosen städtebaulichen Großprojekte von Le Corbusier werden manchmal als totalitär beschrieben. So sagte etwa der Lausanner Architekturhistoriker Pierre Frey: „Le Corbusier war ein radikaler Theoretiker einer Art räumlichen Eugenik und ein rabiater Antisemit.“

Nach der Befreiung Frankreichs 1944 wurde Le Corbusier Vorsitzender der Städtebaukommission des französischen Architektenverbandes. Er entwarf mehrere Wiederaufbaupläne für Paris, die jedoch nicht realisiert wurden. Allerdings entwickelte er kurz danach das Grundkonzept für das UN-Hauptquartier in New York und wurde daraufhin bis nach Indien hin eingeladen, um im Bundesstaat Punjab die neue Hauptstadt Chandigarh zu planen. Dort konnte er erstmals seine städtebaulichen Vorstellungen in die Realität umsetzen.

Die Fünf Punkte zur Neuen Architektur

Als einer der ersten Architekten, der Beton konsequent benutzte, trug Le Corbusier wesentlich zur Nutzung von Stahlbetonträgern im Bau bei. Dieses Material gefiel ihm, da es sehr asketisch ist und zugleich den Bau unterschiedlichster Formen ermöglicht. Seine Fünf Punkte zu einer neuen Architektur umfassen die folgenden Bauelemente:

  • Stützen: Trennung von tragenden und nicht-tragenden Elementen (sichtbar im Centre de Corbusier)
  • Dachgarten: Nutzung von Flachdächern als zusätzliches Geschoss oder grüner Garten (sichtbar in der Villa Savoye)
  • Freie Grundrissgestaltung: Pfostensystem zur beinahe unbegrenzten Formgebung
  • Langfenster: Breite Fenster für eine gleichmäßige Belichtung dank Verwendung von Eisenbeton und Pfostensystemen
  • Freie Fassadengestaltung: Gestaltung unabhängig von der Position der vertikalen Trageelemente

Die Wohngebäude von Le Corbusier, wie etwa die Unité d’Habitation in Marseille, werden manchmal als „Wohnmaschine“ beschrieben. Dabei wird kritisiert, dass sich die Architektur nicht an die lokalen Gegebenheiten anpasst, sondern stattdessen auf beinahe provokante Art und Weise den Ort irrelevant macht.

Centre Le Corbusier in Zürich © Roland Fischer
Centre Le Corbusier in Zürich © Roland Fischer

Berühmte Werke von Le Corbusier

Bis heute ist der Architekt umstritten, was vor allem an seiner Sympathie und Verbindung zum Faschismus geschuldet ist. Schon seit den 1920er Jahren zeigte er entsprechende Tendenzen. Die Wohngebäude von Le Corbusier, wie etwa die Unité d’Habitation in Marseille, werden manchmal als „Wohnmaschine“ beschrieben. Dabei wird kritisiert, dass sich die Architektur nicht an die lokalen Gegebenheiten anpasst, sondern stattdessen auf beinahe provokante Art und Weise den Ort irrelevant macht.

Dennoch gehören seit 2016 insgesamt 17 seiner Bauten in sieben verschiedenen Ländern zum UNESCO-Weltkulturerbe:

  • 1923: Maisons La Roche et Jeanneret / Paris, Frankreich
  • 1923: Petite villa au bord du lac Léman / Corseaux, Schweiz
  • 1924: Cité Frugès/ Pessac, Frankreich
  • 1926: Maison Guiette / Antwerpen, Belgien
  • 1927: Häuser der Weissenhof-Siedlung/ Stuttgart, Deutschland
  • 1928: Villa Savoyeet loge du jardinier / Poissy, Frankreich
  • 1930: Immeuble Clarté / Genf, Schweiz
  • 1931: Immeuble locatif à la Porte Molitor / Boulogne-Billancourt, Frankreich
  • 1945: Unité d’habitation/ Marseille, Frankreich
  • 1946: Manufacture à Saint-Dié / Saint-Dié-des-Vosges, Frankreich
  • 1949: Maison du Docteur Curutchet / La Plata, Argentinien
  • 1950: Chapelle Notre-Dame-du-Haut/ Ronchamp, Frankreich
  • 1951: Cabanon du Corbusier/ Roquebrune–Cap-Martin, Frankreich
  • 1952: Complexe du Capitole/ Chandigarh, Indien
  • 1953: Couvent Sainte-Marie-de-la-Tourette / Éveux, Frankreich
  • 1955: Musée National des Beaux-Arts de l’Occident / Tokyo, Japan
  • 1953: Maison de la Culture de Firminy / Firminy, Frankreich

Wie die Bauten von Le Corbusier zum Weltkulturerbe geworden sind können Sie in unserem Artikel dazu nachlesen.

Unité d’habitation in Marseille via Unsplash
Unité d’habitation in Marseille via Unsplash

Mehr zu Le Corbusier, seinen Werken und Projekten finden Sie im Folgenden.

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