Jahn wurde am 4. Januar 1940 im fränkischen Zirndorf als Sohn eines Lehrers geboren. Er studierte Architektur an der Technischen Universität München. Sein Diplom erwarb er 1965. Im Jahr darauf verließ er Deutschland um am Illinois Institute of Technologie (IIT), der Wirkungsstätte Ludwig Mies van der Rohes, ein Postgraduiertenstudium zu absolvieren. 1967 wurde er in Chicago Mitarbeiter des renommierten Architekturbüros C.F. Murphy Associates. Das Büro von Charles Murphy konnte in den Sechziger- und Siebzigerjahren einige bedeutende Großbauten realisieren, unter anderem das J. Edgar Hoover Building in Washington D.C., den Sitze des FBI. Zu den wichtigen Arbeiten des Büros dieser Jahre zählt weiterhin das Verwaltungsgebäude Richard J. Daley Center, dessen Architektur stark von Mies van der Rohe beeinflusst ist. Außerdem errichteten C.F. Murphy Associates drei Terminals des Flughafens Chicago O’Hare. 1973 wurde Jahn, der seit 1970 mit einer Amerikanerin verheiratet war, zum Executive Vice President und Director of Planning and Design bei C.F. Murphy Associates ernannt. 1981, nachdem Charles Murphy in Ruhestand gegangen war, wurde Jahn zum alleinigen Geschäftsführer des Büros, das er in Murphy/Jahn umbenannte. Zu den wichtigsten Bauten, die das Büro zu Beginn seiner Ägide realisierte, zählt das James R. Thompson Building, ehemals State of Illinois Center, ein Verwaltungsgebäude für den Bundesstaat Illinois aus dem Jahr 1985. Zentrum des Gebäudes ist ein 17-stöckiges rundes Atrium, dass zu einer Seite von einer gekurvten Glasfassade belichtet wird, während sich zur anderen Seite die Büroetagen halbkreisförmig anschließen. Gerade im Innern sind die Anklänge an die Postmoderne unübersehbar. Hier dominieren Blau und Terrakottarot den Raumeindruck. Die zeitgeistige Mischung aus High-Tech-Moderne und Postmoderne findet sich auch in einem weiteren wichtigen Werk des Büros Murphy/Jahn, dem Terminalneubau für den Flughafen Chicago O’Hare aus dem Jahr 1987. Wie schon beim Thompson Building dominiert GlasGlas ist ein transparentes, sprödes Material, das durch Erhitzen von Sand, Kalk und anderen Inhaltsstoffen hergestellt wird. Es wird oft in der Architektur verwendet, um Fenster, Türen, Duschen und andere dekorative Elemente zu kreieren. Glas ist langlebig, stark und vielseitig, und kann in verschiedenen Farben und Texturen hergestellt werden…. das Gebäude. Jahn ließ sich hier von Passagenbauten des 19. Jahrhunderts inspirieren. Statt Gusseisen arbeitete er mit Stahlträgern als Strukturelement, die mit einem oft kopierten Lochmuster perforiert sind. Neben diesen beiden vielbeachteten öffentlichen Bauten entstanden ein ganze Reihe Hochhäuser, für die Jahn in diesen Jahren eine unverwechselbare Handschrift fand. Er übersetzte klassische Elemente des Wolkenkratzers der Vormoderne in geometrische Grundformen, die er mit Erfindungen der Moderne wie Vorhangglasfassaden und Fensterbändern kombinierte. Der 1991 fertiggestellte Messeturm in Frankfurt am Main ist eines der letzten Projekte dieser Phase. Das Hochhaus war bei seiner Vollendung das höchste Gebäude in Europa. Jahn ließ bei dem Gebäude einen kreuzförmigen Grundriss in eine Trommel übergehen und bekrönte den Bau mit einem Pyramiden-förmigen Aufsatz. Roter Granit an der FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. stellt einen Brückenschlag zum dem für Frankfurt charakteristischen roten Sandstein her. In den Neunzigerjahren fand Jahn dann zu einer technizistischen Moderne, die Verwandtschaft mit den Arbeiten von Büros wie Foster + Partner oder Jean Nouvel zeigt. Glas wurde nun endgültig zum wichtigsten Baumaterial bei Jahns Entwürfen. Seit den Neunzigerjahren wurde Deutschland zu einem bedeutenden Wirkungsort für Murphy/Jahn. Mit dem Munich Airport Center (1999) und den Sony Center (2000) am Potsdamer Platz in Berlin entstanden zwei vielbeachtete Großprojekte, die mit ihren großen überdachten Plazas einen neue Form des Außenraums boten. Etwa gleichzeitig entstanden ein neues Terminal für den Flughafen Köln/Bonn und das Geschäftshaus „Neues Kranzler Eck“ am Berliner Kurfürstendamm. Mit dem 162 Meter hohen Post Tower als ZentraleZentrale: Eine Zentrale ist eine Einrichtung, die in der Sicherheitstechnik als Steuerungszentrum für verschiedene Alarmvorrichtungen fungiert. Sie empfängt und verarbeitet Signale von Überwachungseinrichtungen und löst bei Bedarf Alarm aus. der privatisierten Deutschen Post im ehemaligen Bonner Regierungsviertel baute Jahn im Jahr 2003 eine Landmarke vor dem Panorama des Rheintals und des Riesengebirges. Im Jahr 2017 realisierte das seit 2012 als JAHN firmierende Büro mit Werner Sobek in Rottweil im Auftrag von Thyssen Krupp einen 246 Meter hohe Testturm für Aufzüge. Helmut Jahn starb am 8. Mai 2021 im Alter von 81 Jahren bei einem Fahrradunfall in der Nähe seines Hauses im einem Vorort von Chicago. Mehr zu ihm: Nachruf Helmut Jahn.