Drittes Thema: Komfortabel – wie Beleuchtung Lernorte unterstützen kann
„Vernetzt – Sicher – Komfortabel“ – unter den Schlagworten startet die Light + Building am 18. März in Frankfurt am Main. Wir haben die Topthemen der Weltleitmesse für LichtLicht: Licht bezeichnet elektromagnetische Strahlung im sichtbaren Bereich des Spektrums. In der Architektur wird Licht zur Beleuchtung von Räumen oder als Gestaltungselement eingesetzt. und Gebäudetechnik zum Anlass genommen, ausgewählte Experten der Architekturszene vorab zu treffen und mit ihnen ihre Visionen und Ideen für die Beleuchtung der Zukunft zu diskutieren.
Im dritten und letzten Teil unserer Interviewreihe gehen wir der Frage nach, wie durchdachte Beleuchtung Lernorte in ihrer Funktion unterstützen kann. Wir sprachen mit dem Architekt Michael Schumacher, sein Büro schneider + schumacher Architekten plante die neuen Hörsäle für die Mannheim Business School.
Baumeister: Herr Schumacher, Forscher und Entwickler sind sich in einem Punkt einig: Licht nimmt Einfluss auf den menschlichen Körper – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Wie hängen Licht und Gesundheit in der Architektur zusammen?
Schumacher: Sicher ist, dass Licht die Gesundheit beeinflusst. Zudem ist es ein sehr komplexes Thema, weil es eben auch um Lichttemperatur, Lichtfarben und Helligkeit geht. Was die Architektur betrifft, ist es so, dass man einen hohen Level an Helligkeit braucht – diese motiviert und erzeugt Aktivität. Noch wichtiger ist es aber, ein differenziertes Licht zu kreieren.
B: Und wie machen Sie das?
S: Wir versuchen – je nach Raumgefüge – helle als auch abgedimmte Bereiche zu schaffen. Wichtig ist dabei immer eine Mischung aus kaltem und warmem Licht. Warmes Licht empfinden wir als gemütlich, aber es ist selten hell genug, um etwas konzentriert zu erledigen. Deshalb benötigen wir eine Mischung, die sowohl die erforderliche Helligkeit ermöglicht, aber auch die emotionale Qualität erreicht, die zum Wohlfühlen erforderlich ist.
Schumacher: „Lichttemperatur und Lichtfarben können das Wohlfühlempfinden des Menschen beeinflussen.“
B: Wenn um acht Uhr morgens die Schulglocke läutet, sind die meisten Schüler noch im Schlafmodus. Welches Licht brauchen sie, um sie wach zu bekommen?
S: Hilfreich ist hierfür ein helles Licht mit einer FarbtemperaturDie Farbtemperatur beschreibt die Farbe eines Lichts und wird in Grad Kelvin (K) angegeben., die der Sonne nachempfunden ist. Die Farbtemperatur liegt ungefähr bei 12 000 Kelvin.
B: Welches Lichtkonzept benötigt man für ein anhaltend konzentriertes Lernen?
S: Dafür ist eine Lichttemperatur von zirka 6 000 Kelvin mit einem gewissen Blauanteil förderlich. Sollte es einmal unruhig im Klassenzimmer werden, würde man die Lichttemperatur auf etwa 3 200 Kelvin runterdimmen. So können dem Biorhythmus des Menschen entsprechende Impulse für motiviertes und konzentriertes Arbeiten und Lernen vermittelt werden.
B: Würden Sie das unter dem Begriff Human Centric LightingHuman Centric Lighting bezeichnet Beleuchtungssysteme, die auf die individuellen Bedürfnisse von Menschen abgestimmt sind und deren Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit verbessern sollen. (HCL) zusammenfassen?
S: Ja, denn genau das versteht man unter HCL – es ist ein biologisch wirksames Licht, das bei richtigem Einsatz zu mehr Wohlbefinden, Motivation aber auch Ruhe führt. Allerdings muss HCL immer in einem individuellen Kontext stehen – bezogen auf den jeweiligen Raum, den Ort, die Landschaft, die Arbeit und die Kultur – die nicht mit nureinem Konzept oder einer DIN-Norm zu erreichen sind.