„Cella fecit monachum“ – die Zelle formt den Mönch, schrieb der Priester und Mönch Johannes Cassianus. Der Satz bildet die Quintessenz seiner von 426 bis 428 verfassten „Unterredungen mit den Vätern“, in denen er von der spirituellen Praxis ägyptischer Mönche berichtet.
Das Zitat erhält im 21. Jahrhundert eine geradezu universelle Bedeutung – jeder, der mit dem immer knapper werdenden städtischen Wohnraum zu kämpfen hat, weiß, wovon die Rede ist. Auch Le Corbusier, großer Visionär der Moderne, war sich wohl dieses Zusammenhangs bewusst, als er sich für seine großen Wohnmaschinen vom Kloster Ema in der Toskana inspirieren ließ. Insofern lässt sich die architektonische Übung „On Certainty“, während der vier 1:1-Modelle einer Mönchszelle entstanden, auch als Kommentar zu dessen Wohnungsbau lesen.
Innerhalb einer Woche bauten Studenten der Universität Antwerpen unter der Leitung unseres Kolumnisten, des Architekten Florian Fischer und Reem Almannai die kleinen Raumeinheiten: Tür, Fensterist eine Öffnung in der Wand eines Gebäudes, die Licht, Luft und Blick nach draußen ermöglicht. Es gibt verschiedene Arten von Fenstern, die sich in Größe, Form und Material unterscheiden können. Das Fenster ist ein wesentlicher Bestandteil der Gebäudearchitektur und hat sowohl funktionale als auch ästhetische Bedeutung. Es ist eine…, Bett, Tisch, Stuhl, Schrank und Lampe – nur das Allernotwendigste. Als Material kam Karton zum Einsatz, der in Sachen SchallschutzSchallschutz – Die Fähigkeit eines Gebäudes oder Raumes, Schall abzuschirmen und zu dämpfen. wohl ähnlich gute Werte aufweist, wie der Béton Brut von Le Corbusier. Im Seminar selbst ging es im Übrigen nicht um Glaubensfragen, sondern um den Glauben an den Raum. Millionen Wohnungssuchende werden sich freuen.
Mehr dazu im Baumeister 4/2015
Fotos: Reem Almannai