Chefredakteur Fabian Peters ist gerade in Venedig. Genauer gesagt auf der Architekturbiennale 2021. Er nimmt Sie mit auf seinen Rundweg durch die Pavillons, wie hier im Österreichischen Pavillon.
Die beiden Kuratoren des österreichischen Pavillons, Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer, untersuchen in ihrem Projekt die Erscheinungen und Auswirkungen des Plattform-Urbanismus. Letztendlich haben sie im Rahmen ihrer Recherche ausgesprochen präzise die zeittypischen physischen Erscheinungsformen der Digital- und Plattformindustrie identifiziert und eingeordnet. Für die Präsentation ihrer Ergebnisse haben Mörtenböck und Mooshammer unterschiedliche Darstellungsformen gewählt – künstlerische ebenso wie stärker dokumentarische. Zu den künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Thema zählen etwa die beiden Slogans, die am Zugang zu den beiden Flügeln des Pavillons die Besucher begrüßen: „Access is the new capital“ und „The platform is my boyfriend“.
Bereits vor dem Pavillon ist eine Installation aus Hockermöbeln aufgebaut, die aus etwas EntfernungIn der Architektur bezeichnet Entfernung die Distanz oder den Abstand zwischen zwei Punkten oder Objekten. Diese Entfernung kann horizontal oder vertikal gemessen werden. und äußerst „instagramable“ die Worte „we like“ lesen lassen. Die Hocker zählen zu der Art von DIY-Möbeln, die sich heute in zahllosen Internetunternehmen finden – gerade auch jenen, die dem Startup-Status längt entwachsen sind. Auf zwei Wänden des Pavillons sind in der Form von Patentzeichnungen dutzende Beispiele solcher zeitgeistigen Phänomene abgebildet – vom Corporate Campus und den Co-Working Headphones über den Foodtruck und den Vertical Forest bis hin zum Corporate Bus und dem Pop-up Container Market. Die Deutung ihrer Befunde überlassen sie den Besuchern, die sich dabei auf der Pavillonterrasse auf den derzeit ebenfalls allgegenwärtigen Outdoor-Loungemöbeln ausstrecken können.