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Der Wohndiscounter

von Alexander Russ
06.02.201808.03.2018
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  • Kolumnen

Kürzlich gab es in der Wochenzeitung „Die Zeit“ einen Artikel mit dem Titel „Rettet die Stadt!“, in dem es unter anderem um bezahlbaren Wohnraum ging. Der wird bekanntermaßen immer knapper in Deutschland. Mir ist in diesem Zusammenhang meine erste Städtebau-Vorlesung im Oktober 2001 eingefallen. Damals erklärte mir ein Professor, dass wir Studenten uns jobtechnisch überhaupt keine Sorgen machen müssten, da sich die Wohnungskrise bis 2008 so zugespitzt hätte, dass es massenhaft Arbeit für Absolventen gäbe.

Mittlerweile haben wir das Jahr 2018, und mein ehemaliger Professor hat insofern recht behalten, als es tatsächlich viel zu tun gibt für Architekten. Nur – das Ende der Wohnungskrise ist nicht in Sicht. Was er nämlich nicht ahnen konnte, ist folgendes: Das Thema hat die Politik bislang so gut wie gar nicht interessiert.

Das scheint sich allerdings zu ändern: CDU und SPD diskutieren bei den Koalitionsverhandlungen gerade über ein milliardenschweres Paket zur Schaffung von Wohnraum. Damit sollen besonders der soziale Wohnungsbau und Familien mit mittlerem Einkommen gestärkt werden.

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    Wohnungsbau Aldi Berlin, Bild: Aldi Nord

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    Willow Campus, Bild: OMA

Wohnen wird zur Ware

Immerhin, es scheint sich was zu tun – wenn auch reichlich spät. Denn das, was die Politik bislang versäumt hat, versuchen andere zu richten. Zum Beispiel der Discounter Aldi, der gerade verkündete, dass er Wohnraum in Berlin von 6,50 Euro bis 10 Euro pro Quadratmeter netto Kaltmiete schaffen will, mit einem Sozialwohnungsanteil von 30 Prozent.

Das klingt ziemlich ambitioniert, ist es aber nicht, denn der Konzern hat einen großen Vorteil gegenüber anderen Investoren: Er besitzt bereits den Grund und Boden, auf dem das Discount-Wohnen stattfinden soll. Dort stehen im Moment einstöckige Aldi-Filialen in der Gegend rum und warten nur darauf, in die Höhe zu schießen. Der Vorteil für Aldi liegt auf der Hand: Die Verknüpfung von Filiale im Erdgeschoss und sozial schwachen Mietern in den oberen Geschossen bringt eine Zielgruppenbindung, wie sie besser nicht sein könnte.

Die anderen mischen auch mit

Aldi ist nicht der einzige Konzern, der das Wohnroulette für sich entdeckt hat. Auch Tengelmann mischt im Wohnungsmarkt mit und beplant gerade zwei Areale am Prenzlauer Berg. Im Ausland sieht es nicht anders aus: Ikea investiert kräftig in den Londoner Wohnungsmarkt. Dort bauen die Schweden einen ganzen Stadtteil, der sich „Strand East“ nennt. Im Unterschied zu den Aldi-Wohnungen und im Gegensatz zu dem vom Möbelkonzern propagierten sozialdemokratischen Selbstbild, richtet sich das zukünftige Wohnangebot laut einem Spiegel-Artikel aus dem Jahr 2012 vor allem an Besserverdiener, die sich wohl eher nicht mit Billy & Co einrichten werden.

Aktuell gibt es wenig Informationen zum Projekt, wer recherchiert, stößt auf ein verzweigtes System aus Firmen und Holdings, die dort involviert sind. Ein transparenter Planungsprozess für ein großes innerstädtisches Entwicklungsgebiet sieht anders aus.

Soziales Wohnen mal anders

Und noch ein Beispiel aus dem Ausland: Facebook tüftelt gerade am sogenannten „Willow Campus“, einem Dorf für seine Angestellten, da die Mieten in Menlo Park, dem Sitz des Unternehmens, für viele zu teuer geworden sind (Baumeister 1/18). 15 Prozent der geplanten 1.500 Wohnungen sollen deshalb unter dem Marktwert angeboten werden.

OMA ist für den Masterplan verantwortlich und gibt sich – passend zum Bauherrn – ganz zukunftsgläubig. Was dort städtebaulich und architektonisch konkret entstehen wird, ob es wirklich eine soziale Durchmischung gibt oder das Ganze am Ende nichts anderes als eine visionär aufpolierte Gated Commmunity ist, bleibt abzuwarten.

Politisches Schneckentempo

Diese Entwicklungen zeigen vor allem eins: Die Politik hat das Thema in den letzten 15 Jahren komplett verschlafen, und es bleibt fraglich, wie schnell die gegenwärtig verhandelten Maßnahmen greifen – falls sie überhaupt beschlossen werden.

Die bisherigen Versäumnisse zeigen jedenfalls schon Folgen für die Gesellschaft und das Gemeinwohl. Wohnungsbau vom Discounter ist da nur ein Symptom in der ganzen Misere.
Falls die Politik nicht endlich handelt, zeichnet sich die Zukunft bereits ab: Städtebau wird immer mehr von Konzernen gemacht – ob in Deutschland oder im Ausland. Und die verfolgen, ebenso wie andere Investoren, nicht unbedingt gemeinnützige, sondern vor allem eigene Interessen. Dass sich dadurch auch noch das Image aufpolieren lässt, indem man, wie im Fall von Aldi, kostengünstige Herbergen für die wohnungslosen Massen anbietet, ist aus PR-Sicht kaum noch zu toppen.

Vielleicht sollte ich mich demnächst mal wieder in eine Städtebau-Vorlesung für das erste Semester setzen. Es wäre doch spannend zu hören, was den Studenten heutzutage alles erzählt wird.

Unsere Märzausgabe 2018 mit dem Titel „Wege aus der Krise?!“ beschäftigt sich mit dem Thema Wohnungsbau in Deutschland. Dort stellen wir unter anderem Lösungsansätze für kostengünstiges Wohnen vor.

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