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Das neue Science and Technology Museum im Guangming District von Shenzhen hat seine Türen geöffnet. Konzipiert von Zaha Hadid Architects (ZHA), positioniert sich der Bau als wichtiger Knotenpunkt der Greater Bay Area in Shenzhen, die mit knapp 100 Millionen Einwohnern als größte Metropolregion der Welt gilt.


Städtebauliche Einbindung und Formgebung

Das Museum definiert die südöstliche Ecke des neuen Science Parks und präsentiert sich zur Stadt hin als markanter sphärischer Baukörper. Zum Park hin löst sich die kompakte Form auf und entwickelt sich in eine Sequenz von Außenterrassen, die als Erweiterungen der Innenräume fungieren. Diese umgeben das zentrale Atrium, das gleichzeitig als neuer öffentlicher Raum für die Stadt dient. Es gibt eine direkte Anbindung an die Guangming Station des Shenzhen-Metronetzes.

Foto: Virgile Simon Bertrand
Foto: Virgile Simon Bertrand
Foto: Virgile Simon Bertrand
Foto: Virgile Simon Bertrand
Foto: Virgile Simon Bertrand

Programmatische Vielfalt auf 128.276 Quadratmetern

Das Raumprogramm umfasst 35.000 Quadratmeter für permanente und temporäre Ausstellungsbereiche, 6.000 Quadratmeter für immersive Theater und Kinos sowie 5.400 Quadratmeter für Forschungslabore, Bildungseinrichtungen und ein Innovationszentrum. Hinzu kommen 34.000 Quadratmeter für Besuchereinrichtungen, Lagerräume, Produktions- und Wartungswerkstätten.

Bemerkenswert ist die räumliche Organisation: Die Galerien scheinen aus dem Boden und den Wänden des zentralen Atriums hervorzuwachsen oder schweben über diesem großzügigen öffentlichen Raum. Diese intuitive Gestaltung leitet Besucher durch die miteinander verbundenen Ausstellungsbereiche. Die großflächige Verglasung zum Park hin lässt die Sonne ausgiebig hereinscheinen.


Technologische Innovationen in der Fassadengestaltung

Die Fassade des Museums verdient besondere Beachtung: Sie stellt die erste großflächige Anwendung der dualen INCO-Farbtechnologie in China dar. Durch präzise Kontrolle einer Elektrolytformel und Oxidationszeit entsteht ein nanoskaliger Oxidfilm auf der Stahloberfläche. Dieser verleiht der Fassade eine selbstschützende, selbstreinigende Mikroschicht, die ihre Lebensdauer durch erhöhte Witterungs- und Korrosionsbeständigkeit verlängert.

Der Farbverlauf der Fassade wechselt von tiefem Blau zu verschiedenen Grautönen und evoziert die Dynamik von Himmelskörpern im Weltraum. Ein System aus Edelstahlpaneelen schafft zudem eine belüftete Hohlraum zwischen Fassade und Außenwänden, die die direkte Sonneneinstrahlung reduziert.

Foto: Virgile Simon Bertrand
Foto: Virgile Simon Bertrand
Foto: Virgile Simon Bertrand
Foto: Virgile Simon Bertrand
Foto: Virgile Simon Bertrand
Foto: Virgile Simon Bertrand

Nachhaltigkeit und digitale Konstruktionsprozesse

Das Gebäude strebt die höchste Drei-Sterne-Bewertung des chinesischen Green Building Evaluation Standard an. Die passiven Designmerkmale in Kombination mit intelligenten Managementnetzwerken sollen den Energieverbrauch des Museums auf 15,47 kgce/m² pro Jahr reduzieren, mit einer entsprechenden Senkung der Emissionen durch die Verringerung des betrieblichen Strombedarfs auf schätzungsweise 125,89 kWh/m² pro Jahr.

Bei der Beschaffung wurde die Verwendung von 389.238,92 Tonnen recycelbarer Materialien angestrebt. Das Wassermanagementsystem implementiert Grauwasser-Recycling sowie die Sammlung und Speicherung von Regenwasser, um den Gesamtwasserverbrauch auf geschätzte 14.906 Kubikmeter pro Jahr zu reduzieren.

Bemerkenswert ist auch der digitale Konstruktionsprozess: Ein digitaler Zwilling unter Verwendung von BIM+3D-Scanning-Technologie ermöglichte die Kontrolle komplexer Oberflächen im Millimeterbereich. Ein umfassendes Netzwerk von Knotenpunkten im gesamten Gebäude erlaubte die synchrone Überprüfung aller Bauarbeiten anhand der digitalen Simulation in Echtzeit.


Position nehmen

Das Science and Technology Museum verkörpert die typische Handschrift von ZHA mit fließenden Formen und technologischem Anspruch. Die Gestaltung des zentralen Atriums als öffentlicher Raum sowie die Verbindung zum angrenzenden Park sind städtebaulich gelungene Aspekte.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, inwieweit die teilweise opulenten Gesten der Architektur tatsächlich dem Zweck des Museums dienen oder ob sie primär auf spektakuläre Bildwirkung abzielen. Und ob die Nachhaltigkeitsziele und technologischen Innovationen in der Fassadengestaltung genug sind.

Das neue Science and Technology Museum von Shenzhen verkörpert somit exemplarisch Chinas Ambitionen, sich als führende Nation im Bereich Wissenschaft und Technologie zu positionieren – und nutzt dafür eine Architektur, die selbst zum Forschungsobjekt und Innovationsträger wird.

Lesen Sie hier auch wo eine Brücke aus dem 3D-Drucker von ZHA steht.

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