17.10.2024

WXCA gewinnt Architekturwettbewerb in Poznań

Die zukünftige Musikakademie in Poznan. Visualisierungen: Piotr Banak

Der Verband Polnischer Architekten und die Musikakademie von Poznań schrieb einen Architekturwettbewerb für die neue Ignacy-Jan-Paderewski-Musikakademie aus. Das renommierte polnische Architekturbüro WXCA hat nun den ersten Preis gewonnen: Der Entwurf hat eine moderne, skulpturale Silhouette, die die traditionellen architektonischen Ausdrucksformen respektiert und zugleich auf die Stadtumgebung aus dem 19. Jahrhundert anspielt.

Der polnische Politiker, Pianist und Komponist Ignacy Jan Paderewski lebte von 1860 bis 1941. Er war unter anderem Premierminister und Außenminister von Polen und unterschrieb im Jahr 1919 den Vertrag von Versailles für sein Land. Die neue Einrichtung in Poznań ist nach ihm benannt und soll kulturellen, wissenschaftlichen und pädagogischen Zwecken dienen.

Die Ignacy-Jan-Paderewski-Musikakademie wird als Kultur- und Bildungszentrum sowohl Studierenden als auch Anwohnern zur Verfügung stehen. Es wird akademische Räume, ein regionales Musikzentrum und einen Opern- und Theatersaal haben. Auch ein Schauspielhaus, eine Aufführungsbühne, ein Kammersaal, ein Ambientesaal, Aufnahmestudios sowie Ballett- und Schauspielstudios sind geplant.


Grenze zwischen Innen und Außen verschwimmt

Der preisgekrönte Vorschlag von Studio WXCA hat eine zeitlose Struktur, die als Medium zwischen der Vergangenheit und dem zeitgenössischen Geist der Stadt Poznań dienen soll. So wird sich die neue Musikakademie harmonisch in die traditionelle Architektur der Umgebung einfügen, aber zugleich den modernen Bedürfnissen der Stadt gerecht werden.

Die Architekten von WXCA hatten das Ziel, ein Gebäude zu entwerfen, das als zeitgemäßes räumliches Wahrzeichen inmitten einer traditionellen Stadtentwicklung dient. Dafür führt das Gebäude die historische Ausrichtung der Straße fort, ist in seiner Masse aber in kleinere funktionale Blöcke mit unterschiedlichen Höhen aufgeteilt. Dies verleiht der Komposition eine beinahe musikalische Dynamik. Die Lücken zwischen den Blöcken sollen die Umgebung einbeziehen und Fußgänger ins Innere der Akademie einladen.

Der Übergang von einer kompakten Anordnung im Stadtzentrum hin zu einer offeneren Komposition lässt die Grenze zwischen Innen und Außen verschwimmen. So betonen die Architekten den öffentlichen Nutzen des Gebäudes. An der Straßenkreuzung wirkt die Ignacy-Jan-Paderewski-Musikakademie dominant und fungiert als räumlicher Marker, um die Präsenz der Akademie in der Stadt zu unterstreichen. Die einzelnen Blöcke orientieren sich jedoch an den angrenzenden Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert und sind zurückhaltend gestaltet, um an traditionelle Stadthäuser zu erinnern.

Modellbau für den Wettbewerbsentwurf von WXCA.
Der Opern- und Theatersaal. Visualisierungen: Piotr Banak
Visualisierungen: Piotr Banak
Eine erste Visualisierung der Musikakademie in Poznan. Visualisierungen: Piotr Banak

Zonen mit unterschiedlichen Zugängen

Die Architekten sehen verschiedene Nischen und Öffnungen entlang des Gebäudes vor, um die Akademie noch besser in ihre Umgebung zu integrieren. Ein begrüntes Dach soll einen ruhigen Treffpunkt für Studierende und Lehrkräfte darstellen und als einladender Rückzugsort dienen. Gläserne Vordächer und ein begrünter Platz bieten Möglichkeiten, das tägliche Leben in der Musikakademie zu beobachten. Abends sollen kulturelle Veranstaltungen für die Nachbarschaft stattfinden. So soll die Akademie ihrer Rolle als öffentliche Einrichtung, die sich der Stadt öffnet, gerecht werden.

Die Form des Gebäudes spiegelt seine innere funktionale Aufteilung wider, bei der sich das akademische Leben um einen zentral gelegenen, mit modernster Bühnentechnik ausgestatteten Opern- und Theatersaal dreht. Dieser Raum dient sowohl pädagogischen als auch sozialen Funktionen und bildet das Herzstück des gesamten Komplexes. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Nutzer gerecht zu werden, sind die öffentlichen, pädagogischen und technischen Räume in Zonen mit unterschiedlichen Zugängen aufgeteilt, um einen unabhängigen Betrieb zu gewährleisten.


Ein neues Kultur- und Bildungszentrum für alle

Die Ignacy-Jan-Paderewski-Musikakademie, die den Wettbewerb gemeinsam mit dem Verband Polnischer Architekten ausgeschrieben hat, ist bereits 104 Jahre alt. Sie gab die Ergebnisse des Wettbewerbs im Sommer 2024 bekannt. Dies waren die Platzierungen:

  1. Preis: WXCA, Warschau
  2. Preis: PL.architekci, Poznań
  3. Preis: PROLOG, Breslau (Wrocław)

Ehrenvolle Erwähnung: CDF Architekci, Poznań

Lobende Erwähnung: 22Architekci, Poznań

Der erste Preis ist mit 100.000 polnischen Złoty (PLN; ca. 24.000 Euro) und einer Einladung zu Vertragsverhandlungen über die Entwicklung der Entwurfsdokumentation dotiert, während der zweite Preis mit 70.000 PLN, der dritte Preis mit 50.000 PLN und die beiden lobenden Erwähnungen mit 30.000 PLN ausgezeichnet werden.

Teilnehmende an dem im November 2023 ausgeschriebenen Wettbewerb waren aufgefordert, ein neues Kultur- und Bildungszentrum zu entwerfen. Dieses sollte sich sowohl an Studierende als auch an die Einwohner von Poznań richten.


Die beste Antwort auf die Ausschreibung

Die Wettbewerbsjury begründet die Vergabe des ersten Preises mit den folgenden Punkten:

  • Gekonnte Integration in den komplexen städtischen Kontext
  • Die Gestaltung der Fassade auf der Seite der Grunwaldzka- und Skryta-Straße in Form von skulpturalen Blöcken, die sich auf den Maßstab der bestehenden Gebäude beziehen
  • Eine funktionell und räumlich kohärente Dominante auf der Seite der Grunwaldzka- und Matejkistraße
  • Richtig platzierte und gelöste Technik der Aufführungssäle und des Bühnenservice
  • Gut gestalteter Anlieferungsbereich und Backstage-Einrichtungen für Künstler
  • Eine funktionelle Anordnung der Räume im Hinblick auf die akustischen Anforderungen
  • Die beste Antwort auf die detaillierten akustischen und technischen Richtlinien
  • Flexible und aktivierende Nutzung der internen Kommunikation
  • Effektive Nutzung des natürlichen Lichts in kompakten Gebäuden

WXCA ist ein renommiertes polnisches Architekturbüro, das sich auf Projekte für öffentliche Räume und öffentliche Einrichtungen, einschließlich kultureller Institutionen, spezialisiert hat. Für die Entwürfe des Gedenkmuseums in Palmiry und des Europäischen Zentrums für geologische Bildung in Chęciny wurde das Büro für den Mies van der Rohe Award nominiert. WXCA war auch für die Gestaltung des berühmten polnischen Pavillons auf der Expo 2020 in Dubai und des Museumskomplexes in Warschau verantwortlich, in dem das Polnische Geschichtsmuseum und das Museum der Polnischen Armee untergebracht sind. Im Jahr 2023 gewann WXCA den internationalen Architektur- und Städtebauwettbewerb für das Konzept zum Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Sächsischen Königspalastes in Warschau.

 

Weiterlesen: Auch in Danzig ist in jüngerer Vergangenheit ein neuer kultureller Raum entstanden, das Shakespeare-Theater.

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