08.10.2014

Wohnen

Wohnspirale in München

Es gibt vor allem zwei Kriterien, die für Wohnungsbau in der Großstadt gelten sollten: Qualität und Dichte. Aber genau damit hapert es meistens. Ein ernstzunehmender Versuch, beides zu erfüllen, ist nun auf dem „Südseite“ genannten Areal in München-Obersendling fertig gestellt worden: Auf einem ehemaligen Siemensgelände hatten die Basler Architekten Diener & Diener den Wettbewerb für den Gesamtplan eines Quartiers gewonnen. Aus den acht Wohntürmen des Konzepts für etwa 1000 Miet- und Eigentumswohnungen sind noch fünf samt einer Blockrandbebauung geblieben (siehe Lageplan). Das Grün der Zwischenräume, mit gartenschauartigen Inseln ­– geplant vom Züricher Landschaftsarchitektenbüro Vogt – sprießt inzwischen. Das Bild ist vollständig, ein Ausflug lohnt sich.

Die fünf Wohntürme unterscheiden sich von einander: Der innovativste, den der engagierte Projektentwickler Pandion 2009 über einen eingeladenen Wettbewerb erhalten hat, ist sicherlich der von Hierl Architekten: Hier werden nicht einfach gleichförmige Geschosse gestapelt, sondern sie setzen sich aus unterschiedlichen Grundrisstypen zusammen und drehen sich spiralförmig um einen Treppen- und Aufzugskern. Eine flexible Raumaufteilung ist dadurch möglich, dass sowohl Kern als auch die Fassade tragen. Kaum eine Wohnung gleicht der anderen, fast jede verfügt über einen Freiraum, so hebt sich der Entwurf vom Üblichen ab.  Von außen wird dies an den Erkern sichtbar, die oberhalb der doppelstöckigen Sockelzone „als wanderndes Element um das Gebäude“ laufen, wie Hierl sie beschreibt. Sie sind mit bronzefarbenem Metall verkleidet, als Kontrast zur weiß gestrichenen WDVS-Haut. Es entsteht ein lebendiges Bild, das gleichzeitig die Vertikale betont.

Den fünfeckigen Grundriss des Masterplans hatte Hierl schon im Wettbewerbsentwurf zu einem weichen Viereck umgeformt. Das Budget ließ Eichenparkett, Aluminiumfenster, große gläserne Schiebetüren zu den Loggien und nicht zuletzt die zweigeschossige, aufwendig gestaltete Lobby zu, die eher an ein Hotel als ein Mietwohnhaus erinnert. Die 68 Mietwohnungen hat inzwischen die Stadtsparkasse München gekauft und vermietet. Mit dem schönen Investorennamen ”Isarbelle“ sind sie seit Juni auf dem Markt – es wundert nicht: bis auf eine im Erdgeschoss sind alle weg.

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