06.04.2025

Architektur Wohnen

Schmales Wohnhaus von vora arquitectura

Einfamilienhaus
Das Haus von vora im Stadtteil Sants, Barcelona: eine schmale Parzelle, durchdachte Raumnutzung und ein zentraler Lichthof. Foto: Adrià Goula

Im dichten städtischen Gefüge Barcelonas zeigt das Haus „mireia and toni’s house (and joan’s and laia’s)“ von vora arquitectura eine unkonventionelle Herangehensweise an kompakte Wohnbauten. Auf einer nur 3,60 Meter breiten und tiefen Parzelle im Stadtteil Sants haben die Architekten ein Haus entworfen, das sich mit intelligenter Organisation und konsequenter Materialwahl den Herausforderungen der Enge stellt.


Kompakte Bauweise mit durchdachter Raumstruktur

Die schmale Struktur des Gebäudes erfordert eine klare Gliederung der Räume. Ein zentral platzierter Lichthof sorgt für natürliche Belichtung und verbindet die verschiedenen Ebenen visuell wie funktional. Die Erschließung erfolgt über eine entlang der Mittelachse verlaufende Treppe, die mit dem Lichthof gekoppelt ist. Dadurch entfallen klassische Flure, und die Wohnfläche wird optimal genutzt.

Die Grundrissorganisation folgt einer linearen Abfolge von Räumen. Die Erschließung erfolgt durch die Garage, die zugleich als Eingangsbereich dient. Dahinter liegt die zentrale Küche, deren Stauraum geschickt unter der ersten Treppenpodestfläche integriert ist. Den Abschluss des Erdgeschosses bildet das großzügige Wohnzimmer mit doppelter Raumhöhe, das in den tiefen Garten übergeht.


Mehrfachnutzung der Ebenen

Die vertikale Organisation des Hauses folgt einer abgestuften Struktur. Die Treppe verbindet Halbebenen miteinander, was die Räume auf verschiedenen Niveaus miteinander verknüpft. Auf der ersten Zwischenebene befindet sich eine offene Galerie oberhalb des Wohnbereichs, die als Arbeitsplatz dient. Sie bleibt Teil des Wohnraums und schafft eine visuelle Durchlässigkeit zwischen den Etagen.

Die erste Etage ist symmetrisch gegliedert. An der Straßenfassade befinden sich die Schlafzimmer, zur Hofseite hin sind ein Arbeits- oder Spielbereich sowie ein kleines Bad angeordnet. Die Sanitärräume sind auf zwei Halbebenen verteilt: Eine Hälfte enthält die Dusche, die andere das WC, was die geringe Breite des Hauses geschickt ausgleicht.

Foto: Adrià Goula
Foto: Adrià Goula
Foto: Adrià Goula
Foto: Adrià Goula
Foto: Adrià Goula
Foto: Adrià Goula

Dachterrasse als zusätzlicher Wohnraum

Das Dach des Hauses ist als weiterer Wohnbereich konzipiert. Es ist von hohen Wänden umschlossen, die Sichtschutz bieten und dennoch eine Nutzung als Freifläche ermöglichen. Die Terrasse ist zweigeteilt und folgt der Staffelung der Innenräume: Eine erhöhte Plattform bietet einen Blick in den Garten.


Fassadenkonzept und Materialwahl

Die Straßen- und Hoffassade sind aus doppelten Ziegelschichten mit dazwischenliegender Dämmung konstruiert. Tiefe Fensteröffnungen verstärken die plastische Wirkung der Fassade und bieten Sitzflächen innerhalb der Wohnräume. Die Fenster sind so gestaltet, dass eine Hälfte festverglast ist, während die andere über eine öffnungsfähige, schmale Sektion verfügt, die als Zugang zu kleinen Balkonen dient.

Die Innenräume sind schlicht gehalten: Sichtmauerwerk aus Ziegel dominiert die Oberflächen. In den unteren Bereichen sind die Wände verputzt und weiß gestrichen, während die Bodenflächen aus Mikrozement bestehen. In einzelnen Bereichen lockern zweifarbige Mosaikfliesen die Materialität auf. Der zentrale Lichthof setzt ein gestalterisches Highlight: Seine mit glasierten Fliesen verkleideten Wände reflektieren das Tageslicht bis in die tieferen Bereiche des Hauses.


Tragwerk und bauliche Besonderheiten

Das Tragwerk des Gebäudes basiert auf einem hybriden System. Vier quer zur Gebäudeachse verlaufende Portale strukturieren den Bau. An den Gebäuderändern sind Stützen aus Stahl integriert, um eine maximale Offenheit zu gewährleisten. In der Mitte tragen gemauerte Pfeiler die Hauptträger und entlasten so die angrenzenden Bestandsgebäude. Die Decken bestehen aus Stahlträgern mit keramischen Elementen, die eine leichte, aber belastbare Konstruktion ermöglichen.

Eine Besonderheit ist die Einbindung einer vorgefundenen Natursteinwand. Diese ist Teil einer angrenzenden Bestandsstruktur und bleibt als sichtbares Element im Innenraum erhalten. Im oberen Bereich wird sie mit Ziegelmauerwerk fortgeführt, um sich in das Gesamtbild des Hauses einzufügen.

Credit: vora arquitectura
Grundrisse des Hauses. Credit: vora arquitectura
Längsschnitt des Hauses. Credit: vora arquitectura

Klimakonzept und technische Integration

Das Haus setzt auf passive Klimatisierung. Eine Fußbodenheizung sorgt im Winter für Wärme, während im Sommer Deckenventilatoren für Luftzirkulation sorgen. Eine Klimaanlage wurde bewusst vermieden. Die Haustechnik ist unauffällig in den Fußboden- und Wandaufbauten integriert, sodass die Räume frei von sichtbaren Installationen bleiben.

Das Haus vorn vora zeigt, wie mit kluger Planung auch auf extrem schmalen Parzellen funktionale und zugleich wohnliche Architektur entstehen kann. Die Kombination aus zentralem Lichthof, gestaffelten Räumen und reduzierter Materialwahl führt zu einem flexiblen Wohnkonzept, das den engen Baubedingungen eine elegante Lösung entgegensetzt.

 

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