Das „House on the Pond“ von Atelier Échelle in Austin, Québéc Kanada. Foto: Maxime Brouillet

Austin, Québec – Mit dem „House on the Pond“ setzt das in Montréal ansässige Büro Atelier Échelle ein prägnantes architektonisches Statement im ländlichen Raum. Auf nur 50 Quadratmetern Grundfläche entstand ein ergänzendes Wohnhaus zu einem bestehenden Familienanwesen – als Rückzugsort, Cabana und Ausdruck einer durchdachten, ortsbezogenen Architektur.


Eine Ergänzung

Das kompakte Gebäude nahe des Ortes Austin in Québec dient einer vierköpfigen Familie als saisonales Zweitdomizil. Es ergänzt ein bereits bestehendes, generationenübergreifendes Haupthaus auf dem Grundstück. In wärmeren Monaten funktioniert es als offene Cabana am angrenzenden Teich, im Winter als geschützter Rückzugsraum.

Im Zentrum des Entwurfs von Atelier Échelle steht die räumliche Flexibilität und die Reaktion auf örtliche Vorschriften: Maximal 50 Quadratmeter durften im Erdgeschoss bebaut werden, das Mezzanin auf 20 Quadratmeter begrenzt. Anstatt sich auf das Innere zu konzentrieren, entwickelte das Architektenduo Veronica und Mathieu Lemieux-Blanchard ein Bauwerk, das mit überdachten Außenbereichen arbeitet und die Innenräume auf drei Seiten um Terrassen ergänzt.


Raumkonzept mit Höhenstaffelung

Die Raumorganisation folgt einem klaren Konzept: Das Hauptgeschoss liegt auf dem Geländeniveau und umfasst einen großzügigen, doppelgeschossigen Wohnraum mit offener Küche. Ein versenktes Lounge-Deck mit Feuerstelle nach Osten, ein verbindender Galeriegang zum Norden sowie eine westlich vorgelagerte Außenterrasse mit Platz für acht Personen definieren die Übergänge zwischen Innen und Außen. Die Grenzen sind bewusst fließend gehalten.

Über dem östlichen Loungebereich liegt das kompakte Mezzanin mit dem Schlafzimmer der Eltern. Es kragt über das Hauptvolumen hinaus und schafft zusätzliche räumliche Qualitäten. Die Kinderschlafplätze, ein Fernsehzimmer und ein Bad sind im Untergeschoss untergebracht. Diese Ebene wurde teilweise ins Gelände eingelassen und wird über ein Band aus Oberlichtfenstern natürlich belichtet.


Transparenz und saisonale Wandelbarkeit

Die Südfassade ist vollständig verglast und feststehend – sie öffnet das Haus zur Sonne. Im Norden sorgen raumhohe, öffenbare Glaswände entlang der Galerie für einen flexiblen Übergang zum Außenraum. Die Öffnung hin zur umgebenden Natur ist dabei zentraler Bestandteil des Entwurfs: Das Haus inszeniert Blickbeziehungen zur angrenzenden Kulturlandschaft und zu den nahen Bergen.

Die Offenheit des Hauses ist bewusst saisonal gedacht. In den wärmeren Monaten lässt sich die Wohnfläche durch die geöffneten Glasfronten erweitern, bei kühleren Temperaturen sorgen die raumgreifende Verglasung und der zentrale Holzofen für Geborgenheit. So passt sich das Gebäude im Jahresverlauf an seine Nutzung und das Klima an.

Foto: Maxime Brouillet
Foto: Maxime Brouillet
Foto: Maxime Brouillet
Foto: Maxime Brouillet
Foto: Maxime Brouillet
Foto: Maxime Brouillet
Foto: Maxime Brouillet

Materialität mit lokaler Verwurzelung

Form und Materialität des Hauses nehmen Bezug auf die agrarisch geprägte Architektur Québecs. Die Fassade und Terrassen bestehen aus Kebony-Holz – ein in Kanada entwickelter, modifizierter und besonders langlebiger Holzwerkstoff. Diese Wahl ermöglicht eine natürliche Alterung des Materials und betont den nachhaltigen Anspruch des Entwurfs. Im Inneren dominieren weißeiche Furniere und maßgefertigte Einbauten. Ein massiver Küchenblock aus weißem Quarzit mit goldenen Maserungen bildet einen Kontrast zur warmen Holzoberfläche. Die Feuerstelle im Außenbereich besteht aus hellem Sandstein. Sichtbare Beschläge aus unlackiertem Messing altern bewusst mit der Zeit und erzählen langfristig von Nutzung und Witterung.

Die handwerkliche Umsetzung der Innenausbauten erfolgte durch das lokale Atelier Notre-Dame, die Holzarbeiten übernahm die Firma Menuiserie Simon Fortin. Die Zusammenarbeit mit regionalen Gewerken trägt zur starken Verwurzelung des Projekts im Ort bei.


Ortsspezifisch und skalierbar

Atelier Échelle verfolgt mit dem „House on the Pond“ eine Entwurfshaltung, die gleichzeitig spezifisch und übertragbar ist. Die räumliche Effizienz, das präzise Spiel mit Innen-Außen-Bezügen und die bewusste Wahl der Materialien stehen für einen zeitgemäßen Umgang mit kleinen Bauvolumen in ländlichen Kontexten.

Die Architekten Veronica und Mathieu Lemieux-Blanchard gründeten ihr Büro 2019 in Montréal, mit Erfahrungen aus New York im Gepäck. Ihr Portfolio reicht von Ferienhäusern und Resorts bis hin zu gewerblichen Innenausbauten und Forschung zu vorgefertigten Mikrochalets. Gemeinsam eint ihre Arbeiten der Ansatz, Architektur in engem Bezug zum Ort, zur Nutzung und zum Material zu entwickeln.


Projektdaten

  • Projekt: House on the Pond

  • Architektur & Innenarchitektur: Atelier Échelle

  • Ort: Austin, Québec, Kanada

  • Bauherr: Privat

  • Fläche: 120 m² (inkl. Untergeschoss und Mezzanin)

  • Fotografie: Maxime Brouillet

  • Ausführung Holzarbeiten: Menuiserie Simon Fortin

  • Innenausbau/Möbel: Atelier Notre-Dame

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