Austin, Québec – Mit dem „House on the Pond“ setzt das in Montréal ansässige Büro Atelier Échelle ein prägnantes architektonisches Statement im ländlichen Raum. Auf nur 50 Quadratmetern Grundfläche entstand ein ergänzendes Wohnhaus zu einem bestehenden Familienanwesen – als Rückzugsort, Cabana und Ausdruck einer durchdachten, ortsbezogenen Architektur.

Raumkonzept mit Höhenstaffelung
Die Raumorganisation folgt einem klaren Konzept: Das Hauptgeschoss liegt auf dem Geländeniveau und umfasst einen großzügigen, doppelgeschossigen Wohnraum mit offener Küche. Ein versenktes Lounge-Deck mit Feuerstelle nach Osten, ein verbindender Galeriegang zum Norden sowie eine westlich vorgelagerte Außenterrasse mit Platz für acht Personen definieren die Übergänge zwischen Innen und Außen. Die Grenzen sind bewusst fließend gehalten.
Über dem östlichen Loungebereich liegt das kompakte Mezzanin mit dem Schlafzimmer der Eltern. Es kragt über das Hauptvolumen hinaus und schafft zusätzliche räumliche Qualitäten. Die Kinderschlafplätze, ein Fernsehzimmer und ein Bad sind im Untergeschoss untergebracht. Diese Ebene wurde teilweise ins Gelände eingelassen und wird über ein Band aus Oberlichtfenstern natürlich belichtet.
Transparenz und saisonale Wandelbarkeit
Die Südfassade ist vollständig verglast und feststehend – sie öffnet das Haus zur Sonne. Im Norden sorgen raumhohe, öffenbare Glaswände entlang der Galerie für einen flexiblen Übergang zum Außenraum. Die Öffnung hin zur umgebenden Natur ist dabei zentraler Bestandteil des Entwurfs: Das Haus inszeniert Blickbeziehungen zur angrenzenden Kulturlandschaft und zu den nahen Bergen.
Die Offenheit des Hauses ist bewusst saisonal gedacht. In den wärmeren Monaten lässt sich die Wohnfläche durch die geöffneten Glasfronten erweitern, bei kühleren Temperaturen sorgen die raumgreifende VerglasungVerglasung: Die Verglasung bezeichnet die transparente Abdeckung von Fenstern, Türen oder anderen Öffnungen in Gebäuden oder Fahrzeugen. und der zentraleZentrale: Eine Zentrale ist eine Einrichtung, die in der Sicherheitstechnik als Steuerungszentrum für verschiedene Alarmvorrichtungen fungiert. Sie empfängt und verarbeitet Signale von Überwachungseinrichtungen und löst bei Bedarf Alarm aus. Holzofen für Geborgenheit. So passt sich das Gebäude im Jahresverlauf an seine Nutzung und das Klima an.
Materialität mit lokaler Verwurzelung
Form und Materialität des Hauses nehmen Bezug auf die agrarisch geprägte Architektur Québecs. Die FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. und Terrassen bestehen aus Kebony-Holz – ein in Kanada entwickelter, modifizierter und besonders langlebiger HolzwerkstoffHolzwerkstoff: Ein Material, das aus Holz und unterschiedlichen Bindemitteln hergestellt wird, wie z.B. Spanplatten oder MDF-Platten.. Diese Wahl ermöglicht eine natürliche Alterung des Materials und betont den nachhaltigen Anspruch des Entwurfs. Im Inneren dominieren weißeiche Furniere und maßgefertigte Einbauten. Ein massiver Küchenblock aus weißem Quarzit mit goldenen Maserungen bildet einen Kontrast zur warmen Holzoberfläche. Die Feuerstelle im Außenbereich besteht aus hellem Sandstein. Sichtbare BeschlägeBeschläge sind technische Elemente wie Tür- und Fenstergriffe, Scharniere oder Schließsysteme, die zur Öffnung, Schließung oder Verriegelung von Türen und Fenstern verwendet werden. aus unlackiertem Messingist ein Legierungsmetall aus Kupfer und Zink, das aufgrund seiner Festigkeit, Härte, Korrosionsbeständigkeit und optischen Eigenschaften in der Architektur als Material für architektonische Bauteile wie Armaturen, Türgriffe und Geländer eingesetzt wird. altern bewusst mit der Zeit und erzählen langfristig von Nutzung und Witterung.
Die handwerkliche Umsetzung der Innenausbauten erfolgte durch das lokale Atelier Notre-Dame, die Holzarbeiten übernahm die Firma Menuiserie Simon Fortin. Die Zusammenarbeit mit regionalen Gewerken trägt zur starken Verwurzelung des Projekts im Ort bei.
Ortsspezifisch und skalierbar
Atelier Échelle verfolgt mit dem „House on the Pond“ eine Entwurfshaltung, die gleichzeitig spezifisch und übertragbar ist. Die räumliche EffizienzEffizienz: Ein Verhältnis zwischen der nützlich erzielten Leistung und der eingesetzten Energie oder dem eingesetzten Material., das präzise Spiel mit Innen-Außen-Bezügen und die bewusste Wahl der Materialien stehen für einen zeitgemäßen Umgang mit kleinen Bauvolumen in ländlichen Kontexten.
Die Architekten Veronica und Mathieu Lemieux-Blanchard gründeten ihr Büro 2019 in Montréal, mit Erfahrungen aus New York im Gepäck. Ihr Portfolio reicht von Ferienhäusern und Resorts bis hin zu gewerblichen Innenausbauten und Forschung zu vorgefertigten Mikrochalets. Gemeinsam eint ihre Arbeiten der Ansatz, Architektur in engem Bezug zum Ort, zur Nutzung und zum Material zu entwickeln.
Projektdaten
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Projekt: House on the Pond
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Architektur & Innenarchitektur: Atelier Échelle
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Ort: Austin, Québec, Kanada
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Bauherr: Privat
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Fläche: 120 m² (inkl. Untergeschoss und Mezzanin)
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Fotografie: Maxime Brouillet
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Ausführung Holzarbeiten: Menuiserie Simon Fortin
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Innenausbau/Möbel: Atelier Notre-Dame