11.09.2024

Architektur Öffentlich

Wohnen + Kita in Olching von hirner & riehl architekten und stadtplaner

Holz München
Die Wohn- und Kitastruktur in Olching zeichnet sich durch ihre Holzhybridbauweise aus. Copyright: Sebastian Schels

Im Nordwesten von München haben hirner & riehl architekten und stadtplaner den „Großen Berg“, eine Wohnanlage mit Kita, gebaut. Das Besondere daran ist die Holzhybridbauweise, die dank Rücksprüngen geschützte Rückzugsmöglichkeiten bietet. Alles zum Projekt hier.

Olching ist ein Vorort von München mit 24.650 Einwohnern. An der Münchner Straße haben die Architekten von hirner & riehl architekten und stadtplaner eine Wohnanlage mit einer 7-gruppigen Kita entworfen. Die Förderung kam vom kommunalen Wohnungsförderprogramm der bayerischen Staatsregierung. Denn die Holzhybridbauweise bietet viele Umweltvorteile, die das Förderprogramm unterstützt.

Der Entwurf teilt das Volumen in zwei Neubauten auf. Riegelförmige Baukörper sind L-förmig zueinander angeordnet. So entstand zur Straße hin eine geschlossene Front, während nach innen ein geschützter Innenhof für die Kindertagesstätte zu finden ist. Die Gebäude staffeln sich auf der Westseite im Dachgeschoss und auf der Südseite zum Innenhof, sodass Rücksprünge entstehen. Die großzügige Terrasse der Kindertagesstätte zonieren die Freiflächen zwischen den Geschossen.


Bunte Akzente

Die Grundrissaufteilung stellte den Ausgangspunkt für die Kita in Olching dar. Gemäß Bebauungsplan war bereits ein Innenhof vorgesehen. Durch die geschickte Staffelung der Stockwerke in Holzhybridbauweise gelingt es den Architekten, großzügigen Raum sowie geschützte Rückzugsorte zu schaffen. Sowohl die Kinder als auch die Bewohner der 31 Wohnungen profitieren davon.

Die Wohnungen sind über Laubengänge erschlossen. Diese dienen als Lärm-Puffer, bieten aber zugleich auch die Möglichkeit eines distanzierten Miteinanders. Sie alle haben eine große Vorzone, sodass eine offene, kommunikative Atmosphäre entsteht.

Die Außenwände sind als nicht-tragende Holzständerwände konzipiert. Dank ihrer kurzen Bauzeit konnten sie als vorgefertigte Elemente eingebaut werden. Die Fassaden der Loggien und der Innenhöfe sind mit Holzpaneelen in verschiedenen Farben akzentuiert, während sich die Kindertagesstätte durch eine farbige Boden-Deckel-Schalung abhebt.

Die bunten Akzente der Boden-Deckel-Schalung zeichnen die Kita in Olching aus. Copyright: Sebastian Schels

Laubengänge als Lärm-Puffer und Kommunikationsfläche

Die Struktur bietet 31 barrierefreie Wohnungen, von denen 20 im Haus West und 11 im Haus Ost liegen. Zwei davon sind rollstuhlgerecht. Über die viergeschossige Wohnanlage verteilen sich vier 1-Zimmer-Wohnungen, elf 2-Zimmer-Wohnungen, zwölf 3-Zimmer-Wohnungen und vier 4-Zimmer-Wohnungen.

Die Kita bietet Platz für sieben Gruppen mit Haupt- und Nebenraum: Vier Kinderkrippengruppen und drei Kindergartengruppen für bis zu 123 Kinder. Das Gebäude ist zweigeschossig und ist in Holzhybridbauweise entstanden.

Melanie Wenderlein, verantwortliche Partnerin bei hirner & riehl architekten und stadtplaner, sagte zu dem Projekt: „Hauptaufgabe des Entwurfs war es, die beiden Nutzungen Wohnen und Kindergarten in so engem Kontext verträglich unterzubringen und auch die sehr befahrene Straße möglichst „auszublenden“. Beide Gebäude sind deshalb auf ihrer „lauten Seite“ über Laubengänge erschlossen. Die Laubengänge dienen gewissermaßen als Lärm-Puffer. Gleichzeitig sind sie aber die Erschließung und damit großzügige Kommunikationsfläche. Im Hof auch zwischen Kindergarten und Bewohnern.“

Die Laubengänge des Baus sind sowohl für den Lärmschutz als auch für das Miteinander wichtig. Copyright: Sebastian Schels

„Fühlwand“ zum Erkunden von Materialien

Bauherr für das Projekt ist die Stadt Olching. Die Planung begann im Jahr 2018. Zwischen August 2020 und 2023 wurde gebaut und inzwischen sind die Wohnungen und die Kita Teil der Stadt Olching. Sie werden mit Fernwärme geheizt. Eine PV-Anlage auf dem Dach trägt Strom bei.

Es gibt eine Tiefgarage mit 44 Stellplätzen für Bewohner, Kitamitarbeiter und Besucher. Deren Einfahrt ist innovativ als Spielplatz in Form eines Schiffsbugs gestaltet, inklusive Fahnenmast und Steuerhaus. Dies lehnt sich an den Namen des Kindergartens, Arche Noah, an.

Jedes Wohngeschoss hat eine eigene Farbe, wodurch eine Abstufung von Blautönen entsteht. Der Kindergarten im Erdgeschoss vereint mit seiner bunten Fassade die Blautöne und fügt weitere Farbtöne hinzu. Im Inneren finden sich die Farben des Hauses in den verschiedenen Kita-Gruppen wieder.

Im Foyer der Kita gibt es eine „Fühlwand“, wo die Kinder im Beton eingelassen den Abdruck der Holzbretter aus der Fassade in Holzhybridbauweise erfühlen können. Auch unterschiedliche Materialien wie Kork, Fell und Rinde sind dort zu tasten.

An der „Fühlwand“ in der Kita können Kinder verschiedene Materialien erkunden. Copyright: Sebastian Schels

Pioniere für die Holzhybridbauweise

hirner & riehl architekten und stadtplaner ist ein Studio in München. Seit 1990 entwickeln Martin Hirner und Dr. Martin Riehl nachhaltige Gebäude, die sowohl formalen als auch funktionalen und ökologischen Anforderungen entsprechen. Dabei nutzen sie stets die Bedingungen, die sie vorfinden, als Ausgangspunkt für Projekte. Im Jahr 2016 kamen mit Melanie Wenderlein, Robert Härtl und Matthias Marschner drei Büropartner hinzu. Heute zählt das in München ansässige Büro über 50 Mitarbeitende.

Schon seit 2001 sind hirner & riehl architekten und stadtplaner für ihren innovativen Holzbau bekannt. Sie gehören zu den Pionieren für dieses Material in Bayern. Neben der Sanierung und Umnutzung großer historischer Gebäudekomplexe konzentriert sich das Studio auf den Neubau von Bildungsbauten für alle Altersgruppen. So zeigte das Team etwa im Jahr 2018 mit dem Geflüchtetenprojekt „Bellevue di Monaco“, wie wichtig der Integrationsprozess für das Entstehen gelungener Architektur ist. Für das Projekt Holzstrohbau Haus St. Wunibald erhielten sie den Förderpreis für nachwachsende Rohstoffe und den Bayerischen Klimaschutzpreis.

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