26.10.2021

Event

Wohnbauten für Stadt und Land

„Ortsverbundenheit“ Wohnbauten des Jahres 2021

Das Projekt „Ortsverbundenheit“ der Architekten CAPE und schleicher.ragaller


Ländliche Architektur für das 21. Jahrhundert

Die Preisträger im Architekturwettbewerb „Wohnbauten des Jahres 2021“ haben bemerkenswerte Antworten auf einige wichtige Fragen gefunden, mit denen sich Bauherren und Architekten heute konfrontiert sehen.

Sieger im Doppelpack: Die Jury der Auszeichnung der „Wohnbauten des Jahres 2021“ hat sich dazu entschlossen, zwei erste Preise zu verleihen. Die beiden Preisträger haben jeweils vorbildliche Lösungen auf zwei drängende Herausforderungen gefunden, mit denen sich Architekten im deutschsprachigen Raum konfrontiert sehen. Das Projekt „Ortsverbundenheit“ setzt sich mit dem Bauen im ländlichen Raum auseinander. „Gleis 21“ sucht Antworten auf die Wohnungsknappheit in den Metropolen.

An welches Projekt der Award „Wohnbauten des Jahres 2020“ ging, lesen Sie hier.

„Ortsverbundenheit“ Wohnbauten des Jahres 2021
Das Projekt „Ortsverbundenheit“ der Architekten CAPE und schleicher.ragaller. Foto: CAPE und schleicher.ragaller architekten
Foto: CAPE und schleicher.ragaller architekten
Foto: CAPE und schleicher.ragaller architekten
Foto: CAPE und schleicher.ragaller architekten
Foto: CAPE und schleicher.ragaller architekten

Dörfliches Stadthaus in Wien

 

Beim Projekt „Ortsverbundenheit“ der Architekten CAPE Prof. Markus Binder und schleicher.ragaller endstand in Schwaikheim, einer 10.000-Einwohner-Gemeinde im Stuttgarter Speckgürtel, ein Mehrfamilienhaus und ein großes Werkstattgebäude (s. Baumeister 9/21). Die im Rahmen der „Wohnbauten des Jahres 2021“ gewürdigte Leistung der Architekten besteht darin, für dieses Ensemble eine überzeugende gemeinsame Formensprache erarbeitet zu haben. Waren kombinierte Wohn- und Arbeitsbauten – Bauernhöfe, Kleingewerbe – früher landschaftsprägend, fehlen zeitgemäße Interpretationen dieses Typus fast völlig. Architekten und Bauherr wollten mit dem im Ortskern gelegenen Neubau den dörflichen Charakter stärken und durch qualitätvolles Bauen positiv auf die Umgebung einwirken. Die beiden Bauten setzen zugleich ein Zeichen gegen die Einfamilienhaus-Monokultur und definieren die Gemeindemitte erneut als Ort, an dem neben Wohnen und Handel auch die produzierende Arbeit präsent ist.

Wohnhaus „Gleis 21“ von einszueins Architektur. Foto: einszueins Architektur
Foto: einszueins Architektur
„Gleis 21“ Wohnbauten des Jahres 2021
Foto: einszueins Architektur
Foto: einszueins Architektur

Baugruppenprojekte mit Gemeinschaftssinn

 

Das Wohnhaus „Gleis 21“ entstand dagegen im 10. Wiener Bezirk in unmittelbarer Nähe zum neuen WienerHauptbahnhof. Bei diesem Bauprojekt waren die Architektinnen und Architekten von einszueins Architektur nicht nur Auftragnehmer, sondern initiierten es selbst mit. Anders als bei einer klassischen Baugruppe blieb der Verein „Wohnprojekt Gleis 21 Eigentümer des gesamten fertiggestellten Hauses, anstatt dass die Mitglieder jeweils Eigentümer einer Wohnung wurden. Die Jury der Auszeichnung „Wohnbauten des Jahres 2021“ fand das soziale Engagement der Bewohner auch in anderer Hinsicht bemerkenswert. Denn sie schufen in ihrem Neubau beispielsweise auch Wohnraum für Geflüchtete. Überhaupt spielt Gemeinschaft ein zentrales Thema im „Gleis 21“. Deshalb sollen zahlreiche öffentliche Innen- und Außenräume ein enges Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen lassen. Für den Wettbewerb überschrieben Architekten und Bewohner ihre Einreichung mit dem Titel „Wir holen das Dorf in die Stadt“.

Das Projekt „Shared Space Malmöer“ ist ein Entwurf von Christoph Wagner Architekten und Wenke Schladitz. Foto: Christoph Wagner Architekten und Wenke Schladitz
Foto: Christoph Wagner Architekten und Wenke Schladitz
Foto: Christoph Wagner Architekten und Wenke Schladitz
Foto: Christoph Wagner Architekten und Wenke Schladitz
Foto: Christoph Wagner Architekten und Wenke Schladitz

 

Neben den beiden ersten Plätzen verlieh die Jury des Wettbewerbs „Wohnbauten des Jahres 2021“ drei Anerkennungen. Dabei stehen zwei Berliner Projekte stehen dem „Gleis 21“ in ihrer Haltung nahe. Bei beiden handelt es sich um Projekte, die von Baugruppen realisiert wurden. Das Projekt „Shared Space Malmöer“ entwarfen Christoph Wagner Architekten und Wenke Schladitz als Laubenganghaus mit 22 Wohnungen. Dabei überzeugte die Jury die Idee, das Niveau der an die Laubengänge angrenzenden Küchen um zwei Stufen anzuheben. Dadurch sind diese vom Laubengang nicht einsehbar. Auch die Bewohner dieses Baugruppenhauses engagieren sich sozial. So fand ein sogenannter Kiezladen, der zuvor auf dem Grundstück beheimatet war, seine neue Heimat im Erdgeschoss des „Shared Space Malmöer“.

„Walden 48“ ist ein Projekt der ARGE Scharabi Raupach. Foto: ARGE Scharabi Raupach
Foto: ARGE Scharabi Raupach
Foto: ARGE Scharabi Raupach
Foto: ARGE Scharabi Raupach

Repräsentativ auf begrenzter Fläche

 

Das Baugruppen-Wohnhaus „Walden 48“ entstand nach einer Planung der ARGE Scharabi Raupach. Dabei hatten die Architekten sowohl die vielbefahrene Landsberger Allee als auch die historische Friedhofsmauer des Georgen-Parochial-Friedhofs zu berücksichtigen. Über letztere kragen die oberen Geschosse des Hauses auf einer Seite aus. Das Gebäude entstand als reiner Holzbau und zeigt damit Lösungen für den nachhaltigen Bau auch größerer Wohngebäude auf – „Walden 48“ nimmt 43 Wohnungen zwischen 46 und 145 Quadratmeter auf.

24 Bauherren haben mit den Architekten DFZ, Klaus Schönberg, APB und Adam Khan das Projekt „Stadthäuser Finkenau“ in Hamburg realisiert. Foto:
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Einen ganz anderen Ansatz für städtisches Bauen verfolgt das Projekt „Stadthäuser Finkenau“ in Hamburg. Insgesamt 24 Bauherren haben dabei großzügige Reihenhäuser mit den Architekten DFZ, Klaus Schönberg, APB und Adam Khan errichtet. In der Großform weitgehend identisch, differieren die Bauten bei der Fassadengestaltung. Einheitlichkeit schafft die durchgehende Verwendung von roten Ziegelverblendern. Jedoch haben die Architekten unterschiedliche Steine gewählt, die sie teilweise auch ornamental einsetzen. Die Jury des Wettbewerbs „Wohnbauten des Jahres 2021“ fand nicht nur die architektonische Gestaltung preiswürdig, sondern auch die Tatsache, dass sich Architekten und Bauherren zugunsten von Stadthäusern gegen den Typus des freistehenden Einfamilienhauses entschieden haben. Dadurch konnte repräsentative Wohnarchitektur entstehen, deren Flächenverbrauch trotzdem im Rahmen bleibt.

Welche Projekte beim Wettbewerb „Häuser des Jahres 2021“ ausgezeichnet worden sind, lesen Sie hier.

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