12.01.2017

Produkt

Werner Aisslinger. House of Wonders

Werner Aisslinger zählt zu den bekanntesten deutschen Industriedesignern. Die Liste seiner Kunden ist lang. Egal ob Vitra, Moroso oder Interlübke – viele internationale Möbelhersteller setzen auf die Produkte des gebürtigen Schwaben, der in Berlin lebt und dort eines der hippsten Hotels gestaltet hat: das 25hours Hotel Bikini.

Loftcube. Werner Aisslinger
Werner Aisslinger. House of Wonders. Foto: Anna Seibel
Werner Aisslinger, Entwurf zur Ausstellung, Werner Aisslinger. House of Wonders, Die Neue Sammlung, 2016
Werner Aisslinger, Porträt, Foto: Steffen Jänicke

Neue Wohnformen

Also nur folgerichtig, dass die Neue Sammlung im Design Museum der Pinakothek der Moderne eine Ausstellung über Aisslinger zeigt: eine zukunftsfrohe Produktschau, die ein lässig-fröhlicher Kommentar zur Digitalisierung sein soll und sich „House of Wonders“ nennt.

Der Designer untersucht darin die Folgeerscheinungen technischer Umwälzungen und überträgt sie aufs Wohnen. Damit folgt er einem utopischen Ansatz, dem auch schon Verner Panton 1970 mit seiner Ausstellung „Visiona II“ im Rahmen der Kölner Möbelmesse nachging, indem er futuristische Wohnwelten aus dem damals neuen Material Kunststoff entwarf.

Aisslingers Installationen heißen „Farming Cooking Landscape“,„Cowork Bath“ oder „Chair Farm“. In ersterem wird ein wohnungsinterner Gemüseanbau betrieben, der, kombiniert mit einer Kochgelegenheit, Teil einer Sitzlandschaft wird. Ziel ist ein nomadisch-archaisches Kochen und Kommunizieren, wie der Ausstellungstext verrät.

Auch im Cowork Bath geht es um Hybridität: eine Badewanne zum Arbeiten, die „Well being mit coworking symbiotisch zusammenbringt.“ In der Chair Farm lässt der Designer dann Stühle wachsen, indem er genoptimierte Pflanzen in wiederverwertbare Metallformen presst.

Gescheiterte Utopien

Das liest sich alles interessant, wirkt aber bei der Betrachtung der jeweiligen Installationen wie eine intellektuell aufgepimpte Produktschau. Die Texttafeln lassen sich nur schwer bis gar nicht zuordnen, die einzelnen Produkte sind wegen ihrer räumlichen Anordnung teilweise nur aus der Ferne zu betrachten. Selbsterklärend ist nur das wenigste.

Das ist schade, denn die gestalterische Qualität der Produkte steht genauso außer Frage wie der innovative Ansatz, der ihnen zugrunde liegt. Vielleicht wäre hier weniger mehr gewesen. Über die Arbeitsweise des Designers erfährt man jedenfalls wenig – im Gegensatz zur vorangegangenen Konstantin Grcic-Ausstellung, deren Stärke genau darin bestand. Dabei ist der utopische Ansatz als Konzept durchaus legitim. Er sollte nur als solcher auch zu erkennen sein.

Werner Aisslinger. House of Wonders
Die Neue Sammlung – The Design Museum
Pinakothek der Moderne
Die Ausstellung läuft bis zum 17. September 2017

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