19.05.2020

Öffentlich

Von Bedheim lernen

Die Architekten haben das denkmalgeschützte Ensemble um diese zeitgenössische Remise ergänzt. Fotos: Sebastian Schels

Schloss Bedheim ist Teil der Internationalen Bauausstellung Thüringen. Als eines der ersten Projekte der IBA konnte die neue Remise im Wirtschaftshof der Schlossanlage realisiert werden. Das große Bauteam hat hier bewiesen, wie mit einfachen Mitteln und zum großen Teil im Selbstbau architektonische Qualität im ländlichen Raum geschaffen werden kann.

Die Architekten haben das denkmalgeschützte Ensemble um diese zeitgenössische Remise ergänzt. Fotos: Sebastian Schels, Thomas Müller
Die neue Remise ist auf dem Fundament des alten Schafstalls platziert. Die asymmetrische Dachform bildet einen Unterstand aus. Fotos: Sebastian Schels, Thomas Müller

Aufbruch

„Ich habe mein Leben lang immer nach Unterschieden Ausschau gehalten, mich interessieren die Facetten, das Verschiedenartige. Es ist der Reichtum Europas, dass wir so viele Unterschiede haben, dass wir so viele Grenzen haben, Sprachgrenzen, Speisezettelgrenzen, Materialgrenzen … Ich will die Unterschiede nicht verwischen. Mein Leben lang ist aber nichts anderes passiert … Im Laufe der Jahrzehnte wurde es immer uninteressanter, weil die Gegensätzlichkeit fehlte.“ So Dieter Wieland, Filmemacher, Buchautor, Streiter für Land und Baukultur. Sein Insistieren auf Unterschieden zielt nicht nur auf Regionen, sondern auch auf Land und Stadt. Hintergrund bleibt sein Engagement für Natur und Landschaft oder für die Biosphäre gegenüber der Technosphäre. Ohne dies weiter zu vertiefen, bleibt festzuhalten: Der Sinnes- und Augenmensch empfindet den universellen „urban lifestyle“, das hedonistische Einerlei einer zunehmend verwalteten Welt nur als eins: fad.

„Ruhe und Weitblick sowie Konzentration auf das Wesen der Dinge, kreatives, dem Weltgeschehen zugewandtes Arbeiten“ erwartet die Bedheimer Erklärung vom Leben auf dem Land. „Offenheit gegenüber neuen Themen“, ob Architektur, Baumethoden oder -materialien, entfaltet sich, wenn der „Reiz unserer Dörfer, die Landschaftlichkeit der Landschaft“ gehütet und „vorgefundene Formen“ fortgeschrieben werden. „Dörfer sind keine Suburbs“, heißt es da und: „Identität ist ein teures Gut.“
Der Appell aus Bedheim wendet sich an Bauherren und Bauschaffende. Der am Land typische Eigenbau sei zu stärken, die Dorfkerne zu öffnen, die Kulturlandschaft zu beleben. Das Bauhandwerk mit seinem Wissen und Können, seiner Sorgfalt und Aufgeschlossenheit sei gefragt, Architekten zum Mitwirken aufgefordert. Bauen am Land: ein Gemeinschaftswerk im Bewusstsein von landschaftlichem Kontext, regionalen Fähigkeiten und Materialien. Architektenausbildung habe neben Urbanismus Ruralismus zu lehren. Politik und Medien seien unersetzliche Mitspieler.

Fünf Jahre sind es her, dass dieser Aufruf erging. Anlass war das erste „Kamingespräch“ im Bedheimer Schloss, veranstaltet mit der IBA Thüringen vom hier ansässigen Architekturbüro Studio Gründer Kirfel. Florian Kirfel ist der jüngste „Schlossherr“ des Familiensitzes in achter Generation am Rand der Ortschaft Bedheim im Süden Thüringens. (…)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Der komplette Beitrag über das Schloss Bedheim ist im Baumeister 05/2020 erschienen.

Scroll to Top