22.11.2019

Portrait

Über Lois Welzenbacher

Lois Welzenbacher

Lois Welzenbacher


Ein Ausstellungshighlight ist der Ausstellungsort selbst

Lois Welzenbacher gilt als einer der bedeutendsten österreichischen Architekten der Zwischenkriegszeit. Sein Werk besitzt eine große stilistische Bandbreite. Zu seinem 130. Geburtstag begibt sich eine Ausstellung in Innsbruck, konzipiert von aut architektur und tirol und vom Archiv für Baukunst, auf Spurensuche.

Das ehemalige Sudhaus der Brauerei Adambräu steht stadtbildprägend nahe des Innsbrucker Hauptbahnhofs. Der in den Jahren 1926/27 errichtete Bau ist eines der wenigen Projekte von Lois Welzenbacher, das beinahe unverändert erhalten ist. Beim stringenten Gestaltungskonzept des damals äußerst modernen Industriebaus orientierte sich Welzenbacher an den Bedingungen des Produktionsprozesses. Und trotzdem zeigte sich das komplexe Raumgefüge offen für neue Nutzungen. Dieser Tatsache verdanken Architekturinteressierte, dass Welzenbachers Werk nun in einem von ihm konzipierten Gebäude zu sehen ist. Seit 2005 beherbergt das Adambräu nämlich die Tiroler Architekturinitiative aut und das Archiv für Baukunst der Universität Innsbruck. Gemeinsam richten sie eine Ausstellung für einen der bedeutendsten österreichischen Architekten der Zwischenkriegszeit aus.

Wie die Ausstellungsmacher betonen, nimmt Welzenbacher in mehrfacher Hinsicht eine Sonderstellung in der österreichischen Architektenschaft ein. Er studierte bei Theodor Fischer an der Technischen Hochschule in München und war 1932 der einzige in Österreich lebende Architekt, der in der von Philip C. Johnson und Henry-Russell Hitchcock konzipierten Ausstellung „The International Style“ im Museum of Modern Art in New York vertreten war. Trotz seiner Affinität zum International Style findet sich in seinem Oeuvre eine stilistische Bandbreite, die vom Klassizismus über die sogenannte Neue Sachlichkeit bis zu organischen Raumkonzeptionen reicht, und auch Elemente des Regionalismus umfasst. Außerdem arbeitete er während der NS-Zeit als beratender Architekt der Siebel Flugzeug Werke in Halle an der Saale, eine Tätigkeit, die bis heute kaum aufgearbeitet wurde.

In den Räumen des aut ist die filmische Spurensuche des Architekten Rainer Köberl und des Fotografen und Filmemachers Lukas Schaller zu sehen. 16 noch bestehende Projekte werden mit langen, ruhigen Kameraeinstellungen und harten Schnitten dokumentiert. Die Reise führt die Betrachter von Südtirol (Haus Baldauf und Haus Settari) über Innsbruck und Umgebung (z.B. Kurhotel Seeber in Hall) bis nach Wien (Haus Arnold). Außerdem zeigt ein Stadtmodell von Innsbruck Welzenbachers nicht realisierten städtebaulichen Überlegungen zur Alpenstadt. Im Archiv für Baukunst, das in den oberen Geschossen des ehemaligen Sudhauses untergebracht ist, ergänzt die Gegenüberstellung von Plänen, Modellen und Fotografien scheinbar gegensätzlicher Welzenbacher-Projekte die Schau. Gemeinsam mit der filmischen Dokumentation geben sie dem Betrachter einen Eindruck der Vielschichtigkeit von Welzenbachers Werk. Ein besonderes Highlight ist der Ausstellungsort selbst, die von der Architektengemeinschaft köberl + giner & wucherer_pfeifer spannungsvoll adaptierten Räume des Adambräus, die alleine schon einen Besuch wert sind.

Die Ausstellung „über lois welzenbacher“ ist bis zum bis 11. Jänner 2020 zu sehen. Ergänzt wird die Schau durch die Webseite www.loiswelzenbacher.at, auf der auch vergriffene Publikationen über den österreichischen Architekten abrufbar sind, unter anderem eine 1931 bei Callwey erschienene Werkschau.

Lois Welzenbacher, Haus Schulz, Recklinghausen (D), 1928 – 29 – © Forschungsinstitut Archiv für Baukunst
Lois Welzenbacher, Haus Settari, Bad Dreikirchen (I), 1922–23 – © Forschungsinstitut Archiv für Baukunst
Blick in die Ausstellung "Über Lois Welzenbacher" im aut – © Günter Richard Wett
Lois Welzenbacher, Adambräu Sudhaus, Innsbruck, 1926 – © Lukas Schaller (Film-Still)
Lois Welzenbacher in München, 1939 – © Forschungsinstitut Archiv für Baukunst

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