Das Studentenwerk München hat mit dem neuen Wohnheim an der Schwere-Reiter-Straße das derzeit höchste Holzgebäude der bayerischen Landeshauptstadt realisiert. Ein Projekt, das zeigt, wie Holzbau auch in der GebäudeklasseGebäudeklasse: Die Gebäudeklasse beschreibt den Gebäudetyp und die Funktion, z.B. Wohngebäude oder öffentliches Gebäude, und hat Einfluss auf die Brandschutzanforderungen. 5 technisch und wirtschaftlich umgesetzt werden kann.

Wettbewerbssieger mit ökologischem Ansatz
Das Architekturbüro hirner & riehl architekten stadtplaner bda, bereits seit über 20 Jahren im Holzbau tätig, ging 2017 als Sieger aus dem vom Studentenwerk ausgelobten Wettbewerb hervor. Nach Baubeginn 2021 wurde das Projekt 2024 fertiggestellt. Das Büro um Martin Hirner und Dr. Martin Riehl realisierte zwei unterschiedlich hohe Baukörper mit acht beziehungsweise fünf Geschossen, die durch einen eingeschossigen Flachbau verbunden sind. Auf dem Flachbau befindet sich eine begrünte Dachterrasse. Gemeinsam mit einem bestehenden Studierendenwohnheim bilden die neuen Gebäude ein studentisches Wohnquartier in Schwabing, nahe dem entstehenden Kreativquartier an der Dachauer Straße.
Wohnangebot und Ausstattung
Das Wohnheim bietet insgesamt 241 Wohnplätze für Studierende und Platz für fünf Kinder. Es umfasst 153 Einzelapartments mit eigener Küche und Bad, 14 Dreier-Wohngemeinschaften (36 Plätze) und 16 Zweier-Wohngemeinschaften (32 Plätze). Vier Apartments sind barrierefrei gestaltet, zehn Wohneinheiten für Eltern mit Kind vorgesehen. Ergänzt wird das Angebot durch Gemeinschaftsräume für Freizeitaktivitäten wie Musizieren, künstlerische Betätigung und gemeinsames Kochen.
Holzbauweise als CO₂-Speicher
Mit Ausnahme des Sockelgeschosses und der beiden Fluchttreppenhäuser wurden alle tragenden Wände und Decken im Innenbereich sowie die Fassade aus heimischen Fichtenhölzern gefertigt. Die Verwendung von 1.840 Kubikmetern Fichtenholz ermöglichte die Speicherung von mehr als 1.600 Tonnen CO₂ im Gebäude. Martin Hirner verweist auf die Bedeutung der Materialwahl: „Die Zementherstellung erzeugt 8% der globalen CO₂-Emissionen; wir Architekten müssen uns als Impulsgeber für ein schnelles Umdenken bei allen Beteiligten der Bauwirtschaft und vor allem auch bei der Materialwahl einsetzen.“
Neben der CO₂-Einsparung sprechen für den Werkstoff HolzHolz: Ein natürlicher Werkstoff, der zur Herstellung von Schalungen und Gerüsten genutzt werden kann. Es wird oft für Bauvorhaben im Bereich des Holzbaus verwendet. auch die kurzen Transportwege, die einfachen Bearbeitungsmöglichkeiten, der geringe und weiterverwertbare Abfall sowie der kaum begrenzte Lebenszyklus durch Wiederverwendung.
Brandschutzlösung für Gebäudeklasse 5
Eine besondere Herausforderung stellte der BrandschutzBrandschutz: Der Brandschutz beinhaltet alle Maßnahmen und Vorkehrungen, die dazu dienen, Brände zu vermeiden, zu erkennen und zu bekämpfen. Hierzu gehören unter anderem der Einsatz von Brandmeldern, Rauchwarnern, Feuerlöschern und Brandschutzeinrichtungen wie Brandschutztüren oder Brandschutzverglasungen. für ein Holzgebäude der GebäudeklasseGebäudeklasse: Die Gebäudeklasse beschreibt den Gebäudetyp und die Funktion, z.B. Wohngebäude oder öffentliches Gebäude, und hat Einfluss auf die Brandschutzanforderungen. 5 dar. Die Lösung umfasst zwei unabhängige, spiegelverkehrt nebeneinanderliegende Treppenhäuser in Stahlbeton-Massivbauweise, die als separate Fluchtwege dienen. Statisch wurde das Gebäude als R90-Konstruktion in durchgehender MassivholzbauweiseMassivholzbauweise: Eine Bauweise, bei der das Tragwerk aus Massivholz besteht. errichtet. Die Holzfassade erfüllt die entsprechenden Brandschutzauflagen für Außenwände.
Flexibles Konstruktionsprinzip für langfristige Nutzung
Das Gebäude ist auf langfristige Nutzbarkeit und potenzielle Umnutzungen ausgelegt. Die Brettsperrholzdecken spannen vom Mittelflur zur Außenwand und nicht von Wohnungstrennwand zu Wohnungstrennwand. Diese Konstruktion ermöglicht bei Bedarf die EntfernungIn der Architektur bezeichnet Entfernung die Distanz oder den Abstand zwischen zwei Punkten oder Objekten. Diese Entfernung kann horizontal oder vertikal gemessen werden. fast aller Wohnungstrennwände, ohne in die Tragstruktur einzugreifen. Dem leicht erhöhten Materialaufwand steht somit eine hohe Grundrissflexibilität gegenüber.
Die vorgehängte Holzfassade ist mit wenigen Handgriffen komplett demontierbar und kann bei Bedarf ausgewechselt oder durch ein anderes Material ersetzt werden. Nahezu alle Bauteile sind verschraubt oder mit wenig Aufwand voneinander trennbar, um ein späteres Wiederverwenden der Materialien zu ermöglichen.
Effizienter Bauprozess durch Vorfertigung
Im Gegensatz zu vielen modernen Holzbauten mit durchgehend vorvergrauten Holzschalungen setzt die FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. des Studierendenwohnheims farbige Akzente. Martin Hirner bezeichnet dies als Adaption der dezent ausgeprägten Farbigkeit der Schwabinger Gründerzeitbebauung mit ihren umlaufend abgesetzten Gesimsen und ausgeprägten Fensterlaibungen. Unterschiedlich farbige Wandfelder, weit auskragende rote BrandriegelBrandriegel: Ein Brandriegel ist ein Bauteil, das bei einem Brand eine Ausbreitung des Feuers innerhalb eines Gebäudes verhindert. in Form von Gesimsen und farbig gefasste Fensterlaibungen nehmen Bezug auf diese historischen Vorbilder.
Die Bauweise mit vorgefertigten Elementen ermöglichte einen effizienten Bauprozess. Täglich wurden komplett in der Montagehalle des Holzbauers vorgefertigte Wand- und Deckenelemente „just in time“ angeliefert und passgenau montiert. Alle zwei Wochen entstand ein komplettes Stockwerk, in dem baubegleitend mit dem Innenausbau begonnen werden konnte.
Technische Daten und Energiekonzept
Ein ausgeklügeltes Mobilitätskonzept ermöglichte den Verzicht auf eine Tiefgarage und sparte dadurch Kosten von 2,5 Millionen Euro. Das Konzept umfasst 49 Pkw-Stellplätze und 496 Fahrradstellplätze.
Das Gebäude wurde nach ENEVEnEV: Dieses Fachmagazin befasst sich mit der Energieeinsparverordnung (EnEV) als Instrument zur Regulierung des Energiebedarfs von Gebäuden in Deutschland. Es untersucht die Regulierung und Umsetzung der EnEV und ihre Auswirkungen auf die Energieeffizienz von Gebäuden. 2016 – KFW 55 Standard errichtet. Die Wärmeversorgung erfolgt über FernheizungFernheizung: Eine Fernheizung ist eine Anlage, die Wärmeenergie an mehrere Gebäude in einem Netzwerk verteilt. Dabei wird in der Regel ein zentral gelegenes Heizkraftwerk genutzt./HZK, Warmwasser wird über eine Frischwasserstation bereitgestellt. Die Bruttogeschossfläche beträgt 10.000 Quadratmeter bei einem Bruttorauminhalt von 30.000 Kubikmetern.
Der höhere der beiden Baukörper (Ostturm) verfügt über acht Geschosse mit einer Fußbodenoberkante des obersten Aufenthaltsraums bei 22 Metern Höhe. Das Gebäude gilt als ungeregelter Sonderbau.
Projektbeteiligte
Für die Architektur und den BrandschutzBrandschutz: Der Brandschutz beinhaltet alle Maßnahmen und Vorkehrungen, die dazu dienen, Brände zu vermeiden, zu erkennen und zu bekämpfen. Hierzu gehören unter anderem der Einsatz von Brandmeldern, Rauchwarnern, Feuerlöschern und Brandschutzeinrichtungen wie Brandschutztüren oder Brandschutzverglasungen. zeichnet das Büro hirner & riehl architekten und stadtplaner verantwortlich. Die Tragwerksplanung erfolgte durch Sailer Stepan und Partner (München) sowie Pirmin Jung (Sinzig). Das Landschaftskonzept stammt von lab Landschaftsarchitektur brenner (Landshut). Für die Bauphysik und Akustik war IB Bauphysik & AkustikAkustik bezieht sich auf die Beschaffenheit eines Raumes in Bezug auf Schall und dessen Ausbreitung. In der Architektur wird die Akustik beispielsweise bei der Planung von Konzertsälen oder anderen Veranstaltungsräumen berücksichtigt, um eine optimale Klangqualität zu erreichen. (Göppingen) zuständig, für die Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärtechnik Konrad Huber (München). Die Elektroplanung übernahm VE plan (Pfaffenhofen).
Das Projekt wurde durch das Förderprogramm des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr öffentlich gefördert.
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